Enorme Hürden im neuen Unterrichtsjahr: Bildungsminister Martin Polaschek begab sich zum Schulstart auf Exkursion ins Extrem – Sprachförderung ist ein Gebot der Stunde, das zeigt sich vor allem in Wien-Favoriten.
Mehr als 98.000 Taferklassler starten mit September in den „Ernst des Lebens“. Zuerst in der Ostregion und dann auch in allen westlichen Bundesländern. Insgesamt sind es fast 1,2 Millionen Schüler.
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nutzte den Auftakt zum Besuch im „bildungstechnischen Kriegsgebiet“, genauer gesagt in der Brennpunkt-Volksschule Alxingergasse von Wien-Favoriten. Kein leichter Weg für einen heimischen Politiker, aber dringend notwendig.
Lehrerinnen und Lehrer kämpfen sich durch den Alltag
In der 1B-Klasse von Lehrerin Clarissa Loicht sitzt beispielsweise kein einziges Kind mit deutscher Muttersprache. Was an finanzieller und personeller Unterstützung von Bund, Land & Co. fehlt, wird hier mit viel Fleiß, Hausverstand und Herzenswärme wettgemacht.
Polaschek verteilt indes Pixi-Bücher über Archäologen und Nobelpreisträger. Wobei gerade aus dieser Klasse maximal (!) eine handvoll Kinder die Gymnasium-Reife schaffen wird, wenn überhaupt.
Wichtiger ist ihm aber ohnehin, dass die Rahmenbedingungen passen. „Hinschauen statt Wegschauen“ ist seine Devise, ein Seitenhieb auf die verfehlte Integrationspolitik der Wiener Stadtregierung darf dabei naturgemäß nicht fehlen: „Schulen sollen ein sicherer Platz für alle Kinder und Jugendlichen sein. Die Bekämpfung von Gewalt – vor allem in Wien – und neue verpflichtende Kinderschutzkonzepte tragen dazu bei.“
Weiterer zentraler Punkt ist die Deutsch-Förderung: „Hier bekommt die Bundeshauptstadt mit 18,7 Millionen Euro bereits 40 Prozent der Mittel.“
Bei 27 Prozent ist Deutsch nicht die Muttersprache
Wenn man sich die Lage in der Alxingergasse so ansieht, dann weiß man auch warum. Fremdsprachige Eltern bringen ihre Kinder (auch ohne Deutschkenntnisse) zum Unterricht – bundesweit sind es 27 Prozent, in Wien mehr als jeder Zweite.
Meist müssen Lehrerkollegen mit Migrationshintergrund, andere Eltern oder sogar das Handy übersetzen, etwa in welche Klasse das Kind gehört oder ob es überhaupt angemeldet ist.
Es wird immer schwieriger zu bewerkstelligen. Wir brauchen hier dringend Streetworker und Sozialarbeiter.
Direktorin Susanna Heinrich im „Krone“-Gespräch
Bild: Jöchl Martin
Neben Loicht oder ihrer Lehrer-Kollegin und „Krone“-Kolumnistin, Susanne Wiesinger, ist vor allem Direktorin Susanna Heinrich gefragt. Im Gespräch stöhnt sie auf: „Noch schaffen wir das, aber ich weiß nicht wie lange. Es fehlt an allen Ecken und Enden.“
Laut Einschätzung der Kollegenschaft ist vor allem das fehlende Hilfspersonal ein problematischer Dauerbrenner. Der Schularzt kommt nur einmal im Monat und psychotherapeutische Fachkräfte sind meist Mangelware.
Ihr Fazit: Viele Kinder kommen aus sehr bildungsfernen Schichten, da hilft auch kein Pixi-Buch. Es braucht einfach mehr Geld für unser Bildungssystem!
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