Im Vorprogramm von Air feierten die heimischen Indie-Pop-Helden Leyya unlängst in der Wiener METAStadt ihr Live-Comeback nach mehrjähriger Pause. Nun legen Sophie Lindinger und Marco Kleebauer auch noch das Album „Half Asleep“ und eine kleine Tour nach. Im „Krone“-Talk erklären sie, warum sie eigentlich gar nie weg waren, warum man als Introvertierter extrovertiert ist und was die besondere Magie zwischen den beiden ausmacht.
„Krone“: Sophie, Marco – euer neues Album „Half Asleep“ gilt für viele als Comeback, weil einige Menschen der Meinung waren, Leyya hätten aufgehört. Ihr habt aber schlichtweg immer nur eine längere Livepause gemacht. Seid ihr schnell draufgekommen, dass die Botschaft missverständlich ankam?
Sophie Lindinger: Es wurde immer öfter zum Thema und ich hatte das Gefühl, dass die Menschen gar nicht wirklich gelesen haben, was wir über die Pause schrieben.
Marco Kleebauer: Dann kommt noch dazu, dass die Veranstalter bei den letzten Konzerten das natürlich gut zur Bewerbung genutzt haben und das haben dann alle Leute falsch verstanden. Uns reden oft Leute dazu an, dass wir wieder Songs herausbringen, aber wir haben schon 2021 und 2022 Songs herausgebracht – dann eben wieder 2024.
Dieses Album ist für die Leute da draußen mehr Comeback als für euch selbst?
Kleebauer: Wir haben auf Social Media nichts gepostet, es herrsche absolute Stille. Die Menschen sind es gewohnt, dass Künstler die ganze Zeit was posten und dazu noch Musik machen. Wir posten nur, wenn es auch Musik zu zeigen gibt und ich finde das relativ angenehm. Mich nerven Künstler, die zu viel posten, weil ich nicht jede Kleinigkeit mitkriegen möchte.
Heute sind alle Künstler Content Creator – ob sie wollen oder nicht.
Lindinger: Heute musst du die Persönlichkeit ins Zentrum stellen und dann hören die Leute hoffentlich auch deine Musik. Darauf haben wir aber überhaupt keine Lust. Ich mag keine Faxen auf TikTok machen, weil das nichts mit meiner Arbeit zu tun hat. Man büßt dadurch ein bisschen was ein, wenn man nicht dauernd postet, aber das ist mir lieber, als mich zum Affen zu machen.
Kleebauer: Zu manchen Künstlern passt es auch ganz gut, dass sie viel auf Social Media machen. Bei manchen ist es authentisch, aber von uns ist das sehr weit weg. Vielleicht werden wir auch dafür wertgeschätzt, dass wir in den zehn Jahren Leyya auf Musik und konstante Arbeit setzen und nicht auf kurzlebige Postings. Dadurch geht man nicht durch die Decke, aber man ist stabiler. Wir halten unsere Gesichter nicht ständig vor die Kamera und es ist schön, dass uns viele Leute trotzdem nicht vergessen haben. Die Musik muss passen, das ist die größte Basis.
Mittlerweile kann man sich auch nicht mehr auf die Online-Algorithmen verlassen. Postet man eine Zeit lang nichts, ist man völlig weg vom Fenster.
Lindinger: Instagram und Spotify haben die Algorithmen so umgestellt, dass es wichtiger ist, eine Fanbase zu generieren, als die bestehenden Fans zu bespielen. Es geht nur um Maximierung und die bereits vorhandenen haben von uns gar nichts mehr gesehen. Ich folge Bands, weil ich die Dinge von diesen Bands auch sehen will – es ist also absurd, wie Instagram das System umstellte. Ich habe das Gefühl, diese Plattformen arbeiten gerade voll gegen Künstler.
Kleebauer: Diejenigen, die eine Community haben, leiden darunter am meisten. Wir überlegen schon seit Monaten, was wir außerhalb Instagrams machen können, um unsere Community zu erreichen. Unsere Musik auf Spotify zu veröffentlichen ist ein Weg, aber wir wollen auf unsere Art und Weise mit den Leuten interagieren.
Lindinger: Es herrscht gerade ein Umbruch und viele Künstler wissen nicht genau, wo sie hingehören. Ich hoffe auf eine neue Struktur, die immer entsteht, wenn etwas im Umbruch ist, wo wir dann neu ansetzen können.
Kleebauer: Eine normale Website wird vielleicht alles überdauern. Dort gibt es auch keine Likes und keine Bewertungen, man informiert und kann in Foren trotzdem interagieren. Ich habe das Gefühl, dass Leyya nicht nur auf Instagram basiert und das ist sehr viel wert. Nach so vielen Jahren hat man in der Realität eine gute Verwurzelung. Das war vor YouTube sehr wichtig und wird jetzt immer wichtiger. Eine echte Gemeinschaft, die auch zu den Konzerten kommt.
Warum gab es denn überhaupt diese lange Leyya-Livepause? Hättet ihr nicht auftreten wollen, hättet ihr nicht mit euren vielen anderen Projekten die ganze Zeit gespielt …
Kleebauer: Wir haben relativ lange gebraucht, die Musik so auf die Bühne zu bringen, dass sie Sinn macht. Sie hängt von so vielen Faktoren wie Sound, Licht oder auch Raumstimmung ab. Sharktank und My Ugly Clementine sind Bands, wo man auf die Bühne geht, die Verstärker ansteckt und losspielt. Bei Leyya ist das nicht so leicht und wir haben diese Leichtigkeit gesucht. Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir ein paar Konzerte spielen und die so, wie wir wollen. Die Konzerte und Venues sind ausgewählt und wir sagen nicht mehr jedes Festival zu. Wir hatten nach einem Konzert oft das Gefühl, wir können es anders, aber es war nicht möglich.
Lindinger: Die Musik von Leyya braucht einen bestimmten Platz, den man sich selbst erschaffen muss. Wenn das nicht klappt, macht es keinen Spaß und wir haben jetzt Wege gefunden, wie es Sinn macht. Früher waren wir Stunden in Bussen oder Flugzeugen und dann war die Umsetzung der Ideen schwierig. Das hat viel vom Vibe, der Musik und der Motivation gekillt. Wir brauchten die Pause, um wieder Lust darauf zu haben. Als diese Lust zurückkam, haben wir uns dafür entschieden, weniger und ausgewählter zu spielen.
Musik und Texte haben bei Leyya eine ganz andere Schwere als bei euren anderen Projekten. Das benötigt dann wiederum viel mehr Kraftaufwand.
Lindinger: Mit Sicherheit und es bedingt auch eine andere Aufmerksamkeit des Publikums. Um 16 Uhr beim Festival, mit dem Bier in der Sonne wirkt die Musik für uns und für die Leute nicht ideal.
Kleebauer: Man tut weder den Leuten beim Festival einen Gefallen, die einen Partysound wollen, noch sich selbst. Wir sind uns bewusster, in welchem Rahmen unsere Musik passieren soll. Heute sagen wir auch nein und müssen nicht mehr jede Option wahrnehmen. Selbst bei einer coolen Festivalanfrage macht es oft keinen Sinn und wir bleiben hart. Natürlich freuen wir uns über die Anfragen und wollen nicht überheblich wirken, aber es muss einfach passen. Es sind jetzt sieben statt 40 Konzerte pro Jahr. Es kann sich vielleicht auch wieder mehr daraus entwickeln, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Wir haben akzeptiert, dass wir nicht die Band sind, die man überall hinstellen kann. Wir wollten das früher sein, aber das war irgendwas. Es hat nicht funktioniert.
Spielt bei dieser Selbstsicherheit mit Leyya auch der Fakt mit, dass eure anderen Projekte auch gut laufen und sehr gut gebucht sind?
Lindinger: Das würde ich so nicht sagen, denn es war von Anfang an eine bewusste Entscheidung, dass Leyya einen gewissen Rahmen brauchen. Leyya hat aber nichts mit den anderen Bands zu tun.
Kleebauer: Wir hatten schon das Bedürfnis für uns, live aufzutreten und dieses Bedürfnis haben wir mit den anderen Bands abgedeckt. Unser größter Teil von unserem musikalischen Leben war Leyya, aber wenn man in einer rockigen Band spielt, ist das eine andere Form des Ichs. Dort gibt es nur Gitarren, Verstärker, keine Computer und es muss einfach laut sein. Hätten wir nicht ausgeschert, hätten wir uns vielleicht bei Leyya so ausleben müssen.
Lindinger: Es ist sehr befreiend, keine spezielle Performance auf der Bühne ablegen zu müssen, weil das bei anderen Bands geht.
Die Songs auf „Half Asleep“ habt ihr über einen längeren Zeitraum hinweg geschrieben …
Lindinger: Ein paar Songs wurden schon zwischen 2019 und 2021 angefangen und dann später finalisiert. Es gibt aber auch neue Songs, die sehr gut dazu gepasst haben.
Kleebauer: Der Prozess des Songwritings ist schon länger her. Im Sommer 2023 haben wir „Half Asleep“ gemacht und im Winter war das Album eigentlich schon fertig. Für uns fühlt es sich langlebig an, aber wir haben jetzt auf das richtige Zeitfenster gewartet. Das Songwriting floss richtig gut.
Lindinger: Wir waren beide unausgesprochen mit derselben Idee verbunden und die Songs gingen uns total flüssig von der Hand. Alle Songs und Ideen sind auch am Album drauf, weil sie gepasst haben. Das war bei den anderen Alben nicht so.
Kleebauer: 2018 und 2019 haben wir irrsinnig viel Musik gemacht, dann gab es eine Blockade. Es kamen noch eine EP und eine Doppel-Single, aber die Arbeit dieser beiden Jahre war so wichtig für die aktive Woche, die wir 2023 hatten. Lange hatten wir uns in Details verzettelt, weil wir im Großen nicht wussten, was wir machen wollen. In der einen Kreativwoche hat sich der Knoten dann gelöst. Oft schreibt man zehn schlechte Songs und der elfte ist gut. Dann schreibt man ein Jahr völlig daneben und in einer Woche explodiert alles. Man kriegt nie was geschenkt im kreativen Prozess.
Lernt man nach so vielen Jahren im Kreativgeschäft die Geduld zu haben, die es manchmal braucht, damit etwas entsteht?
Lindinger: Ich habe nach wie vor überhaupt keine Geduld, aber ich weiß, dass ich dazwischen Pausen brauche. Wenn einmal nichts mehr weitergeht, muss ich atmen und mich nicht noch länger hineinhängen. Das kann eine Woche, ein Monat oder ein Jahr dauern, aber ich habe gelernt, dass ich mir dazwischen Zeit lassen muss.
Kleebauer: Ängste hat man immer. In der einen Woche haben wir aber so viel gemacht, dass wir keine Zeit zum Reflektieren hatten. Wir hatten ein gutes Gefühl und haben es durchgezogen. Das erste Album lief gut, das zweite war sehr schwierig zu machen und diesen Druck haben wir weiter gespürt. Die Miete muss ja auch bezahlt werden. Wir haben mit Leyya aber viel aufgebaut und das zu wissen, hat uns viele Ängste genommen. Ganz kann man die Ängste aber nie abstellen. Man kann sich nur den Prozess so angenehm wie möglich machen.
War das Zurückfinden zum Grundsound und zur Essenz von Leyya noch klarer, nachdem ihr euch in andere Richtungen austoben konntet?
Lindinger: Bei mir war das auf jeden Fall so. Ich wusste sehr klar, worauf ich keine Lust habe und was ich unbedingt möchte. Nämlich Dinge, die ich noch nie machte und die vielleicht nicht klassisch Leyya sind. Wir waren beide sehr offen für alles und spürten irgendwann, dass wir machen können, was wir wollen.
Für mich hat „Half Asleep“ eine hoffnungsvolle Schwere. Es ist nicht komplett von Melancholie durchtränkt, sondern wirft Fragen auf und versucht Lösungen zu finden.
Lindinger: Das trifft es eigentlich punktgenau.
Kleebauer: Das hatte unsere Musik schon immer ein bisschen. Das letzte Album war musikalisch sehr positiv, aber in Summe suchen wir immer das Hoffnungsvolle. Sophie spricht das nicht immer aus, aber gemischt mit der Musik kriegt man ein Gefühl von „es wird schon passen“. Es macht unsere Musik aus, dass man dabei nicht in eine tiefe Traurigkeit verfällt, sondern weil man sie wieder hören möchte.
Lindinger: Die EP war noch viel trauriger und düsterer und „Half Asleep“ ist daraus weitergewachsen. Ich habe meine Depression auf der EP verarbeitet und sehe Dinge jetzt auch positiv. Es stellen sich viele Fragen, aber ich bin mir der Depression gewahr und gehe nun anders damit um. Es ist eine schöne Weiterentwicklung, die man auch musikalisch spürt. Ich mache Musik, die ich selbst gerne hören würde und ich liebe an Musik, wenn ich beim Hören ein warmes Gefühl kriege, das Nostalgie, Melancholie und Freude vermischt. Ich denke, das haben wir jetzt ganz gut umgesetzt.
Sophie, haben dein letztes Soloalbum, die Leyya-EP und das neue Leyya-Album eine inhaltliche Querverbindung?
Lindinger: Natürlich. Die EP und mein Soloalbum sind zu einer ähnlichen Zeit entstanden und ich war in ähnlichen Gefühlswelten gefangen. Jetzt sind trotzdem Songs dabei, die wir zur selben Zeit begannen und deshalb gibt es noch immer Verbindungen. Das Thema Depression habe ich gelebt und sie hat sich auch bei mir verändert. Es ist ein Auf und Ab und das erzähle ich auf „Half Asleep“ weiter. Sie ist Teil meines Lebens und geht nicht weg, aber ich weiß auch, dass sie nicht mehr so schlimm wie am Anfang werden wird, weil ich damit umgehen kann. All diese Produkte sind ein Teil meines Lebens und deshalb auch thematisch zusammenhängend. Meine Entwicklung ist in diesen drei Werken perfekt festgehalten.
Der Albumtitel scheint stets zwischen zwei Polen zu pendeln. Unsicherheit und Selbstvertrauen, Schlaf und Wachzustand, Sicherheit und Wankelmütigkeit. Ist es als ein Album der Zwischenwelten und Ambivalenzen gedacht?
Lindinger: Durchaus. Es ist eine spannende Frage, weil ich mich thematisch in den Songs oft damit befasse, wo ich im Leben stehe, wie ich Beziehungen zu Menschen führe und was meine Existenz um mich herum alles ausmacht. Wo gehöre ich hin? Bin ich so oder nicht? Mag ich etwas oder nicht? Das Leben besteht aus Fragen und man muss sich immer ein bisschen finden.
Kleebauer: Diese Ambivalenzen kommen in verschiedenen Formen heraus. Bei vielen Songs geht es darum, das Bedürfnis zu haben unter Leuten zu sein, aber dann von diesen vielen Leuten überfordert ist. Soziale Ängste kenne ich nicht so extrem wie Sophie, aber durchaus auch. Jeder ist dauernd gestresst, weil immer das Handy piepst. All das ist am Album vorhanden. Es findet sich jeder darin wieder.
Ich finde es interessant, dass eher introvertierte Menschen wie ihr dann doch immer den Weg auf die Bühne und damit doch zu den Menschen suchen.
Lindinger: Das finde ich auch sehr spannend. Anfangs hatte ich eine furchtbar schlechte Zeit auf der Bühne, weil ich nicht wusste, was ich tun soll. Ich war sehr lange nicht bereit dafür. Wenn du auf einer Bühne stehst und verletzliche Songs singst, bietest du eine riesige Angriffsfläche. Dann kommen Leute aus der Musikindustrie und wollen dir sagen, wie du zu performen hast. Erst über die Jahre habe ich gelernt, dass ich durchaus auf der Bühne präsent sein kann, ohne mich schlecht zu fühlen. Es ist ein Teil von Erfahrung und Routine. Ich weiß, wie meine Musik klingen soll und nicht die Leute, die da draußen stehen. Das gibt Sicherheit und die fehlt bei sozialen Ängsten oft.
Es klingt vielleicht komisch, aber sind ganz persönliche Texte auf einer Bühne vielleicht sogar leichter zu performen, weil sie deine sind? Dass es trotzdem leichter ist, als nicht persönliche, aber leichtere wiederzugeben?
Lindinger: Es ist vielleicht nicht leichter, aber persönliche Texte machen mehr auf der Bühne mit mir. Ich spüre viel mehr, wenn ich performe und das ist das Schöne daran. Ich kann auch Dinge performen, die weit von mir weg sind, aber das gibt mir wenig. Ich will eine Verbindung zu den Leuten aufbauen. Sehen, dass sie auch spüren, was ich spüre. Das ist die Magie einer Show. Das ist manchmal schmerzhaft, aber sehr schön.
Marco, haben Sophies Texte einen direkten Einfluss auf deine musikalische Untermalung?
Kleebauer: Wenn wir mit einem Song anfangen, hat Sophie Stift und Zettel vor sich und wir reden über die ersten Ideen. Auf „Half Asleep“ ist es mehr denn je so, dass es nicht um einen coolen Sound geht, sondern ich unterstützen will, was Sophie fühlt. Auf dem Album „Sauna“ war die Musik extrem happy und die Texte sehr depressiv. Dieses Mal sind die Texte facettenreicher und haben mehr Ebenen und darauf sind wir musikalisch eingegangen. Welcher Synthie-Sound erzeugt zum Beispiel ein melancholisches Gefühl?
Lindinger: Welcher Sound unterstützt den Text? Sound und Text können auch nebeneinander cool sein, aber richtig gut wird es, wenn sich alles verzahnt. Die Songs entstanden Bausteinhaft und eines führte zum anderen. So kam es schnell zu fertig produzierten Songs, was bislang nie so der Fall war.
Das klingt tatsächlich nach einem sehr frischen, unverbrauchten Zugang in einer etablierten Partnerschaft.
Kleebauer: Das ist wirklich so. Man braucht gewisse Fähigkeiten, um etwas so umzusetzen. Man kann sich nicht einen Tag für einen Sound nehmen, weil man das Gefühl sofort fangen muss. Dafür brauchst du ein bisschen an Erfahrung und Verständnis für den anderen.
Lindinger: Früher hatten wir Dinge im Kopf und haben ewig herumgeschraubt – dabei haben wir viel Spontanität verloren, die gute Ideen ausmacht. Manchmal muss man Dinge schnell umsetzen und das haben wir auf „Half Asleep“ praktiziert. Alles ging locker und gut von der Hand, es herrschte nie Verbissenheit.
Kleebauer: Uns hat diese Spontanität immer gefehlt bei unserem Puzzle. Das haben wir jetzt hinbekommen und das ist super. Wir machen alles zu zweit und haben uns das über zehn Jahre lang erarbeitet. Jetzt können wir die Dinge so machen, wie wir sie uns immer vorgestellt haben. Wir sind auch nicht mehr so verbissen. Wir adaptieren uns und nicht mehr die Idee, die wir hatten. Man lässt sich leiten und geht einen anderen Weg, den man früher nie gegangen wäre.
Ein wichtiges Thema auf „Half Asleep“ ist die Müdigkeit. Die persönliche und die gesellschaftliche. Bei euch hat man dafür jetzt das Gefühl, ihr hättet für Leyya so viel Energie wie nie zuvor.
Kleebauer: Da haben wir uns eine Oase im Kopf geschaffen. Wenn wir im Studio sind, schauen wir nicht aufs Handy. Das Album ist sehr stark damit konnotiert, dass man sich von diesen Geiseln des Alltags löst.
Lindinger: Wir haben uns und die Band atmen lassen, damit wir wieder Energie kriegen. Das haben wir gespürt und es war dringend notwendig. Wir wollen es beibehalten, dass die Stimmung so bleibt und uns nicht immer alles zu viel wird.
Braucht die Entstehung von Songs einen radikalen Egoismus, damit man das Ergebnis dann mit anderen teilen kann?
Lindinger: Bei uns nicht. Wenn ich mit Marco arbeite, habe ich oft das Gefühl, dass seine Idee ideal auf meine passt und vice versa. Wir haben oft so unausgesprochene Vorstellungen, die dann kompromisslos umgesetzt werden.
Kleebauer: Es ist ein ewiges Hin und Her. Es ist was anderes wie bei Bands, die daheim am Computer ihre Ideen basteln und sich dann treffen. Wir haben den gleichen Grundstock an Ideen und das macht den großen Unterschied aus. Wir bauen immer gemeinsam an den Songs und nicht extern voneinander. Unsere komplette musikalische Identität hat bei uns im Keller in Eferding gemeinsam angefangen. So eine gemeinsame Sprache im Kreativen hat man nicht so oft im Leben. Wir laden schon Leute ein, die Saxofon spielen oder wo aushelfen, aber da haben wir eine klare Vision davon. Ansonsten läuft alles zwischen uns beiden.
Da wäre es doch an der Zeit, im Eferdinger Keller zu irgendeinem Jubiläum einmal ein rohes Unplugged-Album aufzunehmen …
Kleebauer: Stimmt eigentlich, das ist keine schlechte Idee. Es ist nur so kalt da unten. (lacht)
Wie werden jetzt in den nächsten Wochen eure Liveshows aussehen?
Kleebauer: Wir haben das erste Mal eine richtige Dramaturgie im Set. Bei manchen Bands ist es passender, dass man schnelle und ruhige Songs mischt. Wir haben die Dramaturgie schon am Album sehr gut hingekriegt und hatten schon im April die Setlist fix, weil wir einen Bogen spannen wollen. Wir werden fast alle Songs von „Half Asleep“ spielen und dann noch ein paar alte Nummern. Es wird kein klassisches Konzert werden, weil wir auch nicht automatisch die Songs spielen werden, die die meisten Spotify-Klicks haben. Früher hatte ich für so etwas nie einen Kopf, da ging es mir nur um die Technik. (lacht)
Kleine Tour durch Österreich
Wer Leyya bei Air verpasst hat, hat in den nächsten Wochen mehrere Möglichkeiten. Ihr neues Album „Half Asleep“ präsentieren Sophie Lindinger und Marco Kleebauer am 21. September im Wiener WUK, am 25. September im Linzer Posthof, am 27. September im Treibhaus Innsbruck und am 28. September im Grazer ppc. Unter www.oeticket.com gibt es die Karten und weitere Infos zu den Konzerten des oberösterreichischen Duos.
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