Chemie-Fusion wackelt

Es kriselt zwischen der OMV und ihren Abu Dhabis

Wirtschaft
02.09.2024 17:30

Die Milliarden-Chemiefusion zwischen der OMV-Tochter Borealis und dem Unternehmen Borouge aus Abu Dhabi – es würde aus dem Stand einer der größten Chemie-Player der Welt entstehen – wackelt laut Insidern. Ein Scheitern hätte negativen Folgen für die OMV.

Frage: Kann man zu hart und zu vorsichtig zugleich verhandeln? Die Antwort: Man kann. Zumindest die Verhandlungsdelegation der OMV, die seit mehreren Monaten, insgesamt schon Jahren, den größten Industriedeal der heimischen Wirtschaftsgeschichte bespricht und plant. Der Verhandlungspartner, beziehungsweise wahlweise -gegner, ist auch nicht irgendwer. Der Projektname der möglichen Mega-Fusion ist einprägsam und komisch zugleich: „Edelweiß“.

Die OMV und die in Abu Dhabi beheimatete Staatsholding Adnoc verhandeln eigentlich ein Joint-Venture aus der Adnoc-Chemie-Sparte, dem größeren Unternehmen Borouge, und der OMV-Tochter Borealis. Aus dem Stand würde einer der größten Chemie-Player der Welt entstehen. 

Milliarden zahlen, um auf Augenhöhe zu sein?
Es war von Anfang zäh, egal ob es um echte Anteile, Stimmrechte oder ein detailliertes Regelwerk für die arabischen Eigentümer ging. Inzwischen soll sich auch der Betrag, den die OMV zahlen müsste, um auf Augenhöhe zu kommen, deutlich erhöht haben. Der „Kurier“ nannte gar drei Milliarden Euro, was OMV-Quellen bestreiten. Für Österreich verhandelt OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey, beißt aber bei Adnoc-Manager Khaled Salmeen auf Granit.

Die beiden Herren sitzen sich sonst auch nicht in freundschaftlicher Verbindung gegenüber: Florey ist im Vorstand, Salmeen sitzt neben Khaled Al Zaabi, Finanzvorstand der Abu Dhabi National Oil Company, als Adnoc-Eigentümervertreter im OMV-Aufsichtsrat. Die intern Abu Dhabis genannten Mitbesitzer halten 24,9 Prozent an der OMV.

Baldiger Abgang der OMV-Chemie-Vorständin wird kolportiert
Harmonisch war es im OMV-Aufsichtsrat historisch nie, neuerdings geht es aber härter zu: Der baldige Abgang der vergleichsweise neuen OMV-Chemie-Vorständin Daniela Vlad wegen mangelnder Tiefe bei Fachkenntnissen wird bereits via Medien kolportiert.

OMV-Boss Alfred Stern konnte die internen Querschüsse nie zu 100 Prozent beseitigen. (Bild: APA/AFP/Joe Klamar)
OMV-Boss Alfred Stern konnte die internen Querschüsse nie zu 100 Prozent beseitigen.

In der finanzkräftigsten Schlangengrube Österreichs gilt das als neuerlicher Tiefpunkt. Von Anfang an hatten die Alt-OMV-Manager Widerstand gegen die Teilaufgabe des klassischen Ölgeschäfts und Umorientierung in Richtung Chemie mit der Borealis-Heirat als Höhepunkt geleistet. Der sehr defensiv agierende CEO Alfred Stern konnte die internen Querschüsse nie zu 100 Prozent beseitigen.

Sollte die Fusion der Chemie-Giganten scheitern, wäre das nicht nur eine verpasste enorme Chance für Österreichs erstes Unternehmen, sondern auch ein Bruch zwischen den OMV-Eigentümern wie der Republik, Tausenden Aktionären, dem Staatsfonds und der Sultansfamilie in den Emiraten.

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