Zu viert sitzen die Schüler im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank statt im Klassenzimmer. Neben einem Raub sollen sie einen Burschen auf einem Hausdach zurückgelassen haben. Der sprang aus Verzweiflung. Der Anwalt des erstangeklagten 14-Jährigen: „Sie wollten einen Streich spielen.“
Während ihre Klassenkollegen brav wieder die Schulbank drücken, müssen vier Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren stattdessen vor Richterin Daniela Zwangsleitner im Wiener Landl Platz nehmen. Sie sollen u. a. einem Jugendlichen seine Lacoste-Haube geraubt, danach versucht haben, ihm auch noch seine Jacke abzupressen.
„Abzockopfer“ ausgesucht
Schon am Tag zuvor hätten sie den Burschen als „Abzockopfer“ ausgesucht. „Erklären Sie doch bitte den Zuschauern, was das ist?“, fordert Frau Rat den Erstangeklagten auf. „Das ist jemand, der seine Sachen leicht hergibt und wo man nicht lange herumreden muss“, lautet die Antwort. Das entlockt einem der Angeklagten ein Grinsen. „Sie stellen das so dar, als wäre das alles nur ein Scherz gewesen. Das Opfer fand das sicher nicht so lustig“, rügt Richterin Zwangsleitner.
Freund auf Dach zurückgelassen
Dem 14-jährigen Mandanten von Klaus Ainedter wird außerdem vorgeworfen, er habe mit dem Viertangeklagten einen gemeinsamen Freund aufs Dach eines verlassenen Gebäudes gelockt. „Er hat uns noch Geld für Böller geschuldet. Wir haben uns entschieden, ihm einen Streich zu spielen.“ Also warfen sie die Leiter zum Hinunterklettern um, ließen den Burschen auf dem Dach alleine und fuhren mit dem Zug Richtung nach Hause.
„Sie wollten einen Streich spielen. Sie hatten von Anfang an vor, zurückzufahren. Sie haben das Verhalten des Opfers völlig unterschätzt“, erklärt Ainedter. Denn der verzweifelte Bursche sprang kurzerhand von dem Hausdach, brach sich dabei mehrere Knochen. „Uns waren die Konsequenzen einfach nicht bewusst“, kommentiert der Erstangeklagte. Es wird vertagt.
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