Gut eine Woche nach der Verhaftung des Firmenchefs Pawel Durow in Frankreich droht Telegram einem Medienbericht zufolge neuer Ärger. Die südkoreanischen Behörden hätten Ermittlungen wegen möglicher Beihilfe des Kurzmitteilungsdienstes zu Sexual-Straftaten im Internet eingeleitet.
Das schrieb die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Montag. Sie berief sich dabei auf den Chef der nationalen Ermittlungsbehörde.
Deren Internet-Abteilung wollte sich zu dem Thema nicht äußern, auch Telegram war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Bei den Untersuchungen geht es um die Verbreitung sogenannter Deepfakes. Dabei werden mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) pornografische Bilder prominenter Frauen erstellt und über das Internet verbreitet. Dieses Thema sorgt seit Längerem für Diskussionen. Der Cybersicherheitsfirma Security Hero zufolge waren 2023 weltweit mehr als die Hälfte der Opfer sexueller Deepfakes südkoreanische Sängerinnen und Schauspielerinnen.
Heuer schon fast 300 Fälle
Der südkoreanischen Polizei zufolge wurden 2024 bisher 297 Fälle derartiger Sexualverbrechen aktenkundig. Dies ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Gesamtjahr 2021, als derartige Daten erstmals erhoben wurden. Außerdem seien mehr als 6.300 Bitten um Löschung von Deepfakes bei den Behörden eingegangen. Die Mehrzahl sowohl der Opfer als auch der Täter seien Teenager. Die Regierung in Seoul will die Gesetze verschärfen und künftig auch den Kauf und die Betrachtung sexueller Deepfakes unter Strafe stellen.
Die Behörden haben Online-Netzwerke dazu aufgefordert, die Verbreitung derartiger Inhalte zu blockieren und diese Bilder zu löschen. Dazu soll ein neues Gremium ins Leben gerufen werden, um die Kommunikation mit den Betreibern sozialer Medien zu erleichtern. Daneben bat die Medienaufsicht ihre französischen Kollegen um eine regelmäßige Zusammenarbeit im Fall Telegram.
Der WhatsApp-Rivale gilt als hauptsächliches Verbreitungsmedium solcher Inhalte und unkooperativ bei der Verfolgung von Straftaten. Frankreich hat formelle Ermittlungen gegen den Gründer Durow eingeleitet, weil sich Telegram weigere, Daten von verdächtigen Nutzern an Strafverfolger weiterzuleiten. Der gebürtige Russe musste eine millionenschwere Kaution hinterlegen und darf Frankreich nicht verlassen.
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