Die heurige Weinernte startet nicht nur früher, sie dürfte im Vergleich zu den Vorjahren auch um fast 25 Prozent geringer ausfallen. Weniger ertragreiche Trauben sowie Extremwetterereignisse schlagen sich in den Mengen nieder. Liebhaber von vollreifem Rotwein können sich hingegen über genügend Nachschub freuen.
In vielen Regionen ist die Hauptlese bereits mitten im Gange. „Die Weinlese beginnt heuer so früh wie noch nie“, betont Weinbau-Präsident Johannes Schmuckenschlager. Das liegt an der warmen Witterung. Schon im April trieben die Reben deutlich früher aus, drei Wochen eher als im langjährigen Durchschnitt. Dementsprechend blühten die Reben auch zeitiger. Im Sommer folgten dann längere Hitzeperioden, dadurch kann nun auch die Lese früher beginnen. „Spätestens nächste Woche wird in allen Regionen die Hauptlese starten“, so Schmuckenschlager.
Heißer Sommer drückt die Ernte
Dabei werden die Winzer aber weniger ernten, das liegt auch an zunehmenden Extremwetterereignissen. Die Menge dürfte heuer laut Prognose 2 Millionen Hektoliter liegen. Das ist fast ein Viertel weniger als in den Jahren davor, in denen es im Schnitt 2,41 Millionen Hektoliter waren (siehe Grafik).
Der Hitzesommer machte die Trauben weniger saftig, dadurch dürfte am Ende auch weniger im Fass landen. „Wenn wir Pech mit der Witterung haben, könnte die Menge sogar auf unter zwei Millionen Hektoliter fallen“, so der Weinbaupräsident.
Ernte freut Rotweintrinker
Doch, weil die Nachfrage national und international auf einem Tiefstand, ist die Versorgung mit dem Rebensaft gesichert. Das liegt auch an den großen vorrätigen Reserven. Viele Winzer sitzen auf vollen Weinkellern und wollen ihre Bestände loswerden.
In der heißen Phase der Ernte müssen die Winzer kühlen Kopf bewahren
Weinbau-Präsident Johannes Schmuckenschlager
Bild: www.charakter.photos | Philipp Monihart
Gute Nachrichten gibt es für Rotweinliebhaber: Aufgrund der kleinbeerigen und tiefdunklen Trauben sind heuer dichte, vollreife Rotweine zu erwarten. Generell rechnet Schmuckenschlager heuer mit einer qualitativ sehr guten, dafür kleineren Ernte. Weltweit zeigt sich der Trend, dass weniger, aber dafür hochwertigere Flaschen gekauft werden.
„In der heißen Phase der Ernte müssen die Winzer kühlen Kopf bewahren“, meint Schmuckenschlager. Das Einbringen und die Weiterverarbeitung der Trauben in der Hitze ist schwieriger als bei niedrigeren Temperaturen, die man sonst zu dieser Jahreszeit gewohnt ist. Während des Sommers war zudem mehr Bewässerung nötig, was auch in Zukunft der Fall sein wird.
Junge trinken weniger Wein
Auf die nächsten Jahre blicken die Winzer mit gemischten Gefühlen. Denn international wird immer weniger Wein getrunken. Auch im Wein-Eldorado Frankreich ging zuletzt die Menge zurück. Vor allem jüngere Menschen greifen immer seltener zum „Achterl“. Doch die Branche wehrt sich gegen „Alkoholbashing“. Schmuckenschlager will nicht alle alkoholischen Getränke in einem Atemzug genannt wissen. Wein sei ein Naturprodukt, „das nicht einfach von der Landkarte verschwinden darf“.
Carina Platt & Peter Stadlmüller
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