„Krone“ deckt auf

„Made in Austria“ für Putin: Krimi um Zoll-Listen!

Österreich
04.09.2024 09:24

Brisante Exportgeschäfte in Österreich: Motoren und sogar ganze Flugzeuge heimischer Hersteller könnten laut russischen Verträgen via China in Moskau landen. Auch Plastikteile für Drohnen und andere Waffensysteme sollen „unwissend“ über Peking, Arabische Emirate und Co. an Putin gehen.

Gute Geschäfte macht die Firma Diamond Aircraft aus dem niederösterreichischen Wiener Neustadt mit ihren Privatflugzeugen in der ganzen Welt. Unter anderem soll auch der Leitbetrieb beziehungsweise das Tochterunternehmen Austro Engines enge Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Firmen pflegen – immerhin gehört man mittlerweile ja auch zur chinesischen Wanfeng Auto Holding Group.

Hier beginnt aber offenbar das Problem: Lieferungen würden nicht im Reich der Mitte, sondern in Russland landen. Mindestens einer der Endnutzer, Ural Works of Civil Aviation (UZGA), ist in die Produktion von tödlichen Drohnen involviert, die von der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. UZGA beliefert etwa das russische Uljanowsker Institut für Zivilluftfahrt mit rot-weiß-roten Ersatzteilen für Triebwerke des Diamond-Flugzeugs DA40NG und eines Triebwerks E4-A von „Austro Engine“. Die Gesamtsumme des neuen Vertrags beträgt circa 52 Millionen Rubel (rund 510.000 Euro).

Diamond Aircraft steht schon länger unter Beobachtung der Ukrainer. Laut Verträgen aus Russland wird weiterhin geliefert. (Bild: zVg)
Diamond Aircraft steht schon länger unter Beobachtung der Ukrainer. Laut Verträgen aus Russland wird weiterhin geliefert.
Der Stammsitz von Diamond Aircraft befindet sich in Wiener Neustadt (NÖ). (Bild: Diamond Aircraft Pressefoto)
Der Stammsitz von Diamond Aircraft befindet sich in Wiener Neustadt (NÖ).

Ukrainer beobachten Diamond Aircraft schon länger
Laut ukrainischen Quellen werden heimische Flugzeuge zudem zur Ausbildung von Kampfpiloten eingesetzt. Das alles passiere trotz angedrohter Sanktionen und Umgehungsverbot der EU. Ukrainische Stellen protestieren heftig, die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst hat vorläufig Ermittlungen aufgenommen.

Die betroffene österreichische Firma selbst will „Hinweise klar widerlegt“ haben. Das Unternehmen betont: „Luftfahrtfahrzeuge unterliegen keinen Exportrestriktionen. Als Ergebnis der sorgfältigen Prüfungen kommt es dennoch vor, dass wir von potenziellen Geschäften Abstand nehmen. Konkreten Verdachtsmomenten über unerlaubte Lieferungen wird nachgegangen. Auch im Fall Russland gab es Hinweise, diese konnten klar widerlegt werden.“

Es gilt die Unschuldsvermutung!

Auch das DSN soll ermitteln, das Bestätigen der „Krone“ jedenfalls mehrere hochrangige Beamte. Das Innenministerium hält sich aber bedeckt. (Bild: APA/AFP/ALEX HALADA)
Auch das DSN soll ermitteln, das Bestätigen der „Krone“ jedenfalls mehrere hochrangige Beamte. Das Innenministerium hält sich aber bedeckt.
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Laufende Ermittlungen werden seitens der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst nicht kommentiert.

Österreichisches Innenministerium

Plastikteile für die ganze Welt – und auch für Russland?
Plastik ist weit komplexer, als man denkt – leicht formbar, kaum aufzufinden oder nachzuweisen und schnell zu exportieren“, so erklären es ukrainische Quellen, wenn sie über vermeintliche Geschäfte von FACC Auskunft erteilen. Die oberösterreichische Flugzeugzulieferer befindet sich wie Diamond Aircraft in großteils chinesischem Staatsbesitz. Der entsprechende Rüstungskonzern, Aviation Industry Corporation of China (AVIC), versorgte Russland während der Ukraine-Invasion mit Ersatzteilen. Neue Handelsdaten werfen nun aber ein trübes Licht auf den heimischen Börsenkonzern.

Laut Informationen ukrainischer Stellen landen FACC-Teile in Russland. (Bild: zVg)
Laut Informationen ukrainischer Stellen landen FACC-Teile in Russland.

Denn der „Krone“ zugespielte Unterlagen sollen belegen, dass russische Unternehmen im Jahr 2023 Produkte im Wert von 230.000 US-Dollar importierten. Im Mittelpunkt steht zwar „nur“ Aeroflot – die größte russische Fluggesellschaft –, aber Genaueres über die Endkunden weiß man nicht.

FACC baut sogenannte Strukturelemente wie Flügel oder Triebwerksteile. (Bild: FACC)
FACC baut sogenannte Strukturelemente wie Flügel oder Triebwerksteile.

FACC weist Vorwürfe „aufs Schärfste“ zurück
Fest steht, dass auch hier die DSN ermittelt – das erklären hochrangige Beamte. Der FACC-Unternehmenssprecher weist Vorwürfe aufs Schärfste zurück: „Die von Ihnen übermittelte Liste beinhaltet weder Kunden noch Lieferanten oder andere Geschäftspartner der FACC AG oder einer unserer Tochtergesellschaften. Wir haben genaue Prozesse eingeführt, um auch allfällige unzulässige Weiterleitungen unserer Produkte nicht zu ermöglichen. Erst vor wenigen Monaten wurde selbst eine Lieferanfrage aus der EU von uns abgelehnt. Uns ist nicht bekannt, dass Material unserer Firma nach Russland gelangt, und wir bezweifeln, dass die Liste korrekt ist.“

Ob man aber weiß, was die China-Eigentümer mit dem gelieferten Material machen? Vieles dürfte schwer nachzuweisen sein, wie etwa entdeckte eingebaute Plastikteile nach der Detonation einer russischen Drohne.

Auch hier gilt die Unschuldsvermutung!

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