Mehr Arbeitslose

Wo in Wien jetzt dennoch gute Jobchancen warten

Wien
03.09.2024 19:00

Eine schwächelnde Wirtschaft treibt in ganz Österreich die Arbeitslosenzahlen in die Höhe. Doch das eröffnet auch neue Möglichkeiten. Und auch die Stadt Wien reagiert darauf und will nicht nur fördern – sondern auch fordern. 

In Österreich ist – wie berichtet – die Zahl der Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmer um 9,8 Prozent beziehungsweise 31.497 Personen gestiegen. Vor allem Männer und Ausländer waren von Arbeitslosigkeit besonders bedroht.

Interessant: Auch die Zahl der offenen Stellen ist mit 15,5 Prozent recht deutlich zurückgegangen. Das dürfte aber nicht an den vielen Jobbesetzungen gelegen haben, es werden aufgrund der wirtschaftlichen Lage einfach weniger Jobs geschaffen.

Dennoch sehen Experten auch Positives – vor allem für Wien. Denn in der Bundeshauptstadt gab es neben Kärnten und dem Burgenland mit +7,7 Prozent die wenigsten neuen Arbeitslosen und auch die Zahl der offenen Stellen ist in Wien deutlich weniger stark geschrumpft.

Wien trotzt mit Rekord an Neugründungen
Dennoch ist die Zahl der Arbeitslosen in Wien noch immer deutlich höher als in anderen Bundesländern. Laut aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) geht in Wien rund jeder zehnte arbeitsfähige Bewohner nämlich keiner Arbeit nach (11,3 Prozent). AMS-Wien-Chef Winfried Göschl spricht von einem Großstadtphänomen: „Die Stadt ist für Arbeitssuchende immer besonders attraktiv. Hier gibt es verhältnismäßig viele freie Jobs und relativ günstigen Wohnraum. Das schlägt sich auch in der Arbeitslosigkeit nieder.“

Seit 1993 wurden nicht mehr so viele Unternehmen wie in diesem Jahr gegründet. (Bild: stock.adobe.com/NDABCREATIVITY - stock.adobe.com)
Seit 1993 wurden nicht mehr so viele Unternehmen wie in diesem Jahr gegründet.

Dennoch: Obwohl die Arbeitslosigkeit aktuell wieder steigt, eröffnen sich auch Möglichkeiten. Die gute Nachricht: Wien bleibt als Wirtschaftsstandort für Neugründungen attraktiv. Im ersten Halbjahr 2024 wurden in der österreichischen Hauptstadt 5170 neue Unternehmen gegründet – ein Rekord seit 1993.

7,7 Prozent

Der deutlichste Arbeitslosenanstieg im vergangenen Jahr wurde in Tirol (+16,1 Prozent) verzeichnet. In Wien wuchs die Zahl der Arbeitslosen (+7,7 Prozent) geringer.

„Green Jobs“ auf dem Vormarsch
Diese Dynamik auf dem Gründermarkt könnte sich als echter Treiber für den Arbeitsmarkt erweisen und neue Chancen für Jobsuchende und Fachkräfte eröffnen. Laut Wirtschaftskammer Wien zeigt diese Entwicklung, dass die Hauptstadt nicht nur ein Zentrum für etablierte Unternehmen ist, sondern auch ein fruchtbarer Boden für frische Ideen und mutige Initiativen. Besonders erfreulich ist, dass sich diese Gründungswelle nicht nur auf den quantitativen Aspekt beschränkt, sondern auch qualitative Akzente setzt. Ein Großteil der neuen Projekte weist nämlich einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit auf. Mehr als die Hälfte der bei der Wiener Wirtschaftsagentur für Förderungen eingereichten Projekte haben einen Klimaaspekt – ein klares Signal dafür, dass die Wiener Wirtschaft nicht nur zukunftsfähig, sondern auch umweltbewusst agiert.

Manche Branchen suchen händeringend nach Mitarbeitern. (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com)
Manche Branchen suchen händeringend nach Mitarbeitern.

Welche Branchen besonders gefragt sind
Wiens Arbeitsmarkt präsentiert sich trotz globaler Herausforderungen weiterhin als robust und vielfältig. Und die Bundeshauptstadt bietet im Gegensatz zu anderen Bundesländern eine breite Palette an Möglichkeiten über verschiedene Sektoren hinweg. Das beweist ein Blick auf den Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes. Überdurchschnittlich viele offene Stellen gibt es aktuell in den Bereichen Elektrotechnik, Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch im Bereich Handel, Logistik und Verkehr. 

Wien will mehr fördern und fordern
Zum demonstrativen sozialpartnerschaftlichen Schulterschluss trotz Wahlkampf bekennen sich Rathaus, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer. Nur so lasse sich die triste Lage von Wirtschaft und Arbeitsmarkt „bestmöglich meistern“, betont Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Vielleicht schaffe Wien trotz der Stillstandsprognosen für Gesamtösterreich künftig ein minimales Wirtschaftswachstum, „aber das müssen wir auch erst einmal nach Hause bringen“.

Stadtrat Peter Hanke, AK-Chefin Renate Anderl und Walter Ruck von Wiens Wirtschaft sehen den Bund in der Pflicht. (Bild: Bartel Gerhard/Gerhard Bartel)
Stadtrat Peter Hanke, AK-Chefin Renate Anderl und Walter Ruck von Wiens Wirtschaft sehen den Bund in der Pflicht.

Einig sind sich nicht nur Hanke und AK-Präsidentin Renate Anderl, sondern auch Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck, dass die Bundesvorgaben für Budgetkürzungen beim AMS genau jetzt die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale schicken könnten. Für Anderl wäre das „schlichtweg inakzeptabel und falsch“. Hanke unterstrich, Wien sei dabei nicht Bittsteller, sondern vielmehr „der Bund in der Verantwortung“. Aber auch Ruck richtet seinen Parteifreunden in der Bundesregierung in Sachen AMS aus, dass „das Budget immer der Aufgabe zu folgen hat“.

Strenges Regiment
Umgekehrt sind bei Hanke Sympathien für ein strenges Regiment in Sachen Sozialleistungen herauszuhören: „Fördern und fordern ist ganz normal und selbstverständlich. Sanktionen gibt es ja jetzt schon.“ Ruck wird noch deutlicher und pocht darauf, dass Solidarität immer aus einem gebenden und einem empfangenden Teil bestehe, weshalb es „nötig sein wird, hier einen Ausgleich zu finden“.

Mehr Chancen für junge Arbeitslose
Einig sind sich Arbeitgeber-, Arbeitnehmerseite und Rathaus aber auch darin, dass mehr Chancen gerade für junge Arbeitslose auch mehr Chancen für die wirtschaftliche Zukunft der Stadt bedeuten. Ruck spricht von „enormem Potenzial“, das es zu nutzen gelte, und Anderl meint, man müsse „diesen Jugendlichen beistehen – allein schon weil wir sie auf dem Arbeitsmarkt brauchen“.

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