Leser fragen, Experten antworten zu den brennendsten gesundheitlichen Themen. Katharina W. (27): „Ich nehme die Pille. Kann es da bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Medikamenten zu Problemen kommen?“
Priv.-Doz. Dr. Karoline Mayer-Pickel Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, MedUni Graz: Ja, bei gleichzeitiger Einnahme von hormonellen, oralen Kontrazeptiva („Pille“) und anderen Arzneien kommt es mitunter zu unerwünschten Wechselwirkungen, besonders zu einer Einschränkung der empfängnisverhütenden Wirkung.
Das passiert etwa durch eine Erhöhung des Stoffwechsels, bei der es zum vermehrten Abbau der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron (vor allem bei Antiepileptika, speziellen Antibiotika) oder durch eine Veränderung des bakteriellen Milieus im Darm (durch Antibiotika) mit einer Störung des enterohepatischen Kreislaufs (Zirkulation verschiedener Substanzen von der Leber über die Gallenblase zum Darm und wieder zurück zur Leber). Das vermindert die Wirksamkeit der Verhütung.
Aber: Es gibt mittlerweile Studien, die KEINEN Zusammenhang zwischen Antibiotika und oralen Kontrazeptiva sowie einem daraus resultierenden Wirkverlust darstellen. Eine zusätzliche Verhütungsmethode (Kondom) bei gleichzeitiger Einnahme von Antibiotika, welche nicht den Stoffwechsel beeinflussen, ist nicht notwendig. Sollte jedoch das Antibiotikum oder die Erkrankung zu Erbrechen und Durchfall führen, empfehle ich zusätzliche Verhütungsmethoden (u. a. Kondom).
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Gleichzeitig darf der Einfluss von hormonellen Kontrazeptiva auf den Metabolismus (Stoffwechsel) von anderen Medikamenten nicht außer Acht gelassen werden, etwa das Epilepsie-Medikament Lamotrigin: Durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel (v. a. Östrogen) wird die Lamotrigin-Ausscheidung über die Niere erhöht und somit der Blutserumspiegel gesenkt.
Das lässt das Anfallsrisiko steigen. In einer „Pillen-freien“ Phase hingegen kann sich der Wirkspiegel des Antiepileptikums jedoch wieder stark erhöhen – mit entsprechenden typischen Medikamentennebenwirkungen. Hier sollte auf Kondom, Kupferspirale, Goldspirale oder bei Wunsch nach hormoneller Kontrazeption auf ein geeignetes Präparat mit einer höheren Östrogendosis umgestellt werden.
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