Landesrat überfallen

Lange Haftstrafen nach brutaler Home Invasion

Oberösterreich
05.09.2024 16:20

Die brutale Tat schockierte im Vorjahr das ganze Land: Der ehemalige Landesrat und Unternehmer Josef Fill und dessen Familie wurden in ihrem Haus in Gurten (OÖ) von drei Tätern brutal überfallen, gefesselt und verletzt. Am Donnerstag wurden drei Männer zu elf, zehn und vier Jahren Haft verurteilt, nicht rechtskräftig.

Der Schock sitzt immer tief: „Geräusche in der Nacht schrecken uns noch immer. Das war vorher nicht so“, sagte Josef Fill zur „Krone“ nach Bekanntwerden der Klärung des Überfalls vom 17. Juli des Vorjahres.

Nicht der einzige Einbruch
Hauptverdächtige sind ein Nordmazedonier (47) und ein Deutsch-Kasache (43), beide werden sich wegen des Verbrechens des schweren Raubes verantworten müssen. Dem 43-Jährigen wird zudem ein schwerer Diebstahl durch Einbruch am 1. April 2023 in Leoben zur Last gelegt, dort soll er gemeinsam mit einem noch unbekannten Komplizen Wertgegenstände von über 20.000 Euro Wert erbeutet haben.

Ein mutmaßlicher Drogendealer und zwei Schwerkriminelle
Der Nordmazedonier hat neun einschlägige Vorstrafen, in Deutschland wird ebenfalls wegen schweren Raubes gegen ihn ermittelt. Und sein mutmaßlicher deutsch-kasachischer Komplize hat ebenfalls in seiner Heimat bereits elf einschlägige Vorstrafen angehäuft. Der dritte Beschuldigte, ein Innviertler (30), der sich im Oktober wegen groß angelegtem Drogenhandel verantworten muss, soll als Tippgeber der Bestimmungstäter gewesen sein, er soll die Home Invasion quasi beauftragt haben.

Maskiert Fenster aufgebrochen
Am Tag der Tat sei der Erstangeklagte (47) mit zwei unbekannten Mittätern von Deutschland nach Österreich eingereist, mit dem Zweitangeklagten 47-Jährigen getroffen und zum Haus der Opfer gefahren. Mit Handschuhen und Sturmhauben maskiert, sollen die beiden Hauptverdächtigen und einer der Komplizen durch ein aufgebrochenes Fenster in das Haus gelangt sein. Der andere Unbekannte habe indes als Fahrer im Fluchtauto gewartet.

Familie mit Kabelbindern gefesselt
Im Haus sollen die drei Täter zunächst die Tochter des Ehepaars angetroffen und überwältigt haben. Diese hätten sie mit Kabelbindern gefesselt, mit einer unbekannten Flüssigkeit besprüht und in einen begehbaren Schrank gelegt. Im Anschluss sollen die Angeklagten das betagte Ehepaar ebenso überwältigt, mit Kabelbindern gefesselt und mit Flüssigkeit besprüht haben, wobei sich der Alt-Landesrat gewehrt und sich dadurch einen Bruch des 5. Mittelhandknochens zugezogen hatte.

Beute im Wert von über 90.000 Euro 
Die Angeklagten hatten allen Opfern weiters Kleidungsstücke über den Kopf geworfen. Sie sollen von Josef Fill die Herausgabe von ‚Schwarzgeld‘ gefordert haben – „ansonsten tue man den Frauen etwas an“, so die Anklageschrift. Im Anschluss hätten die Räuber sämtliche Räume durchsucht und diverse Wertgegenstände im Gesamtwert von 91.572 Euro an sich genommen, bevor sie schließlich die Flucht ergriffen.

Vor Gericht verstrickten sich der Zweit- und Drittangeklagte immer wieder in Widersprüche, besonders die Angaben des Drittangeklagten 30-Jährigen sorgten für Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Nur der erstangeklagte Deutschkasache (43) war in allen Punkten geständig und belastete mit seinen Aussagen den zweitangeklagten Nordmazedonier (47), der seine Aussagen auch vollständig bestätigte. 

Niemand wollte Idee gehabt haben
Demnach habe der 47-Jährige den 43-Jährigen als Hilfe angeheuert und ihn instruiert. Den Anstoß gegeben zu haben, die Familie Fill auszurauben, schoben sich der 47-Jährige und der 28-Jährige gegenseitig zu. 

Früher als erwartet fiel schließlich am Donnerstagnachmittag das Urteil: Elf Jahre muss der Nordmazedonier (47) hinter schwedischen Gardinen verbringen, der Deutschkasache (43) muss zehn Jahre in den Bau. Als „unverbesserliche Schwerstkriminelle“ wurden sie vom Richter bezeichnet. Auch der 30-jährige Innviertler konnte seine Rolle als Bestimmungstäter nicht kleinreden: Komplett unglaubwürdig seien seine Ausführungen gewesen, daher muss auch er vier Jahre unbedingt hinter Gitter. Alle Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

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