Spät, aber doch darf Kevin Stöger auf seinen ersten Einsatz in Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hoffen. Der 31-Jährige wurde erstmals in der Ära von Teamchef Ralf Rangnick einberufen, nun winkt in den Nations-League-Partien am Freitag in Ljubljana gegen Slowenien oder am Montag in Oslo gegen Norwegen das Debüt. Von einem Startelf-Platz geht der Oberösterreicher nicht aus. „Aber ich will in den Trainings zeigen, was ich kann“, sagte Stöger am Mittwoch in Klagenfurt.
Der Mönchengladbach-Profi war bereits einmal im März 2019 unter Franco Foda Teil des ÖFB-Aufgebots, sah die EM-Quali-Niederlagen gegen Polen und Israel jedoch von der Bank. Zuvor hatte er sämtliche ÖFB-Nachwuchs-Auswahlen durchlaufen und auch an der U20-WM 2011 in Kolumbien teilgenommen.
In der Vorwoche wurde Stöger von Rangnick am Tag vor der Kaderbekanntgabe telefonisch über seine Nominierung informiert. „Ich habe mich sehr gefreut“, erzählte der Linksfuß. Dass er davor trotz konstant guter Leistungen bei Bochum nicht berücksichtigt wurde, ist kein Thema mehr. „Wenn man Gas gibt, wird man irgendwann belohnt. So war es jetzt. Ich habe gewusst, irgendwann wird er mich einberufen.“
ÖFB-Kritik? „Das steht mir nicht zu“
Werder-Bremen-Kapitän Marco Friedl ärgerte sich zuletzt vor Journalisten-Mikrofonen darüber, im Nationalteam keine Rolle zu spielen. Für Stöger kam so eine Vorgehensweise nicht infrage. „Natürlich war ich enttäuscht. Das ist normal, vor allem, wenn man Leistung bringt. Aber ich hätte niemals jemanden öffentlich kritisiert, das steht mir nicht zu.“ Er sei „absolut nicht kritisch oder nachtragend“, erklärte der potenzielle Debütant. Warum er so lange warten musste, „ist mir jetzt im Endeffekt egal“.
Stöger ging bereits als 16-Jähriger zum Nachwuchs des VfB Stuttgart, spielte danach für Kaiserslautern, Paderborn, Bochum, Düsseldorf, Mainz und zuletzt wieder Bochum, ehe im Sommer der ablösefreie Wechsel zu Gladbach erfolgte. Bei den „Fohlen“ wurde er in den ersten drei Saison-Pflichtspielen eingesetzt und erhielt gute Kritiken, mittlerweile hält er bei 150 Auftritten im deutschen Oberhaus.
Karriere als Wandervogel
Länger als zwei Jahre hielt es Stöger in seiner Profi-Zeit nie bei einem Club. „Ich bin ein Mensch, der immer etwas Neues erleben will und sich nicht schreckt, wenn etwas Neues aufgeht. Bisher habe ich immer den richtigen Schritt gemacht, vor allem jetzt zu Gladbach“, meinte der Mittelfeldspieler.
Sich zuerst in der österreichischen Liga einen Namen zu machen, interessierte Stöger schon als Teenager nicht. „Es war immer mein Traum, in der deutschen Bundesliga zu spielen.“ Als Vorbilder nannte Stöger Ronaldinho und Lionel Messi, auch Andres Iniesta und Xavi hätten ihn inspiriert. „Ich brauche kein Vorbild, das ein Zweikampfmonster ist.“
Stöger ist für die Feinmechanik zuständig, gilt als Mann für entscheidende Pässe und hat Stärken bei der Ausführung von Standardsituationen. „Ich habe im letzten Drittel enorme Qualität. Man kann mich bei jedem Spielstand reinbringen“, betonte der Vater eines elf Monate alten Mädchens.
Mit seinen 31 Jahren sieht sich Stöger im besten Fußballer-Alter. „Ich bin topfit, habe jetzt die Reife, wie ich Fußball spielen soll und will, das kommt erst mit der Zeit. Ich bin jetzt ein gestandener Spieler, einer, der vorneweg geht.“
Lob für Stöger gab es von Maximilian Wöber. „Er hat ein extrem feines linkes Fußerl, ist bei Standards eine extreme Waffe und hat sehr viel Kreativität. Wir haben viele Spieler aus der Red-Bull-Schule, die sind sehr geradlinig. Kevin ist eher ein Freigeist“, sagte der Innenverteidiger.
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