Tennis in Österreich

Bresnik: „Ein Thiem ist momentan nicht in Sicht“

Tennis
05.09.2024 07:29

Dominic Thiem gibt in Wien seinen Abschied, Sebastian Ofner spielt wegen einer Fersen-Operation erst wieder 2025. Österreichs Nummer 1 ist aktuell als 58. noch der einzige ÖTV-Spieler in den Top 200. Der Steirer wird im Bestfall bei den Australian Open im Jänner wieder auf die Tour zurückkehren, dies aber sicher nicht mehr als Top-100-Spieler. Tennis-Coach Günter Bresnik bleibt optimistisch, sieht aber bisher keinen neuen Dominic Thiem.

Ofner verliert allein bis 6. Jänner fast 400 Punkte, er kann aber zumindest wieder mit „geschütztem Ranking“ starten. Und wie sieht es aktuell dahinter aus? Die rot-weiß-roten Tennisfans werden geduldig sein müssen. In der Weltrangliste vor den US Open war bei den Männern nur Ofner in den Top 200 vertreten. Aktuell hat sich Jurij Rodionov mit (zumindest) einem Viertelfinale beim Challenger in Cassis im Liveranking (194.) in diesen Kreis zurückgearbeitet.

Sebastian Ofner (Bild: Birbaumer Christof)
Sebastian Ofner

Filip Misolic lag als Nummer 126 im April 2023 schon auf Kurs Top 100, doch der 23-jährige Steirer ist auf Platz 224 zurückgefallen. Der von mehreren Verletzungen zurückgeworfene Dennis Novak (31) ist auf Platz 238. Es muss also einiges passieren, damit auf der ATP Tour regelmäßig Österreicher im Hauptfeld spielen.

„Das Leben ist kein Wunschkonzert“
Beim Heim-Challenger in Tulln hat sich nur Lukas Neumayer mit zwei Siegen ins Viertelfinale gespielt, die 18-jährige Riesenhoffnung Joel Schwärzler konnte seine Chancen schon in Runde eins nicht nutzen.

Jürgen Melzer, ÖTV-Sportdirektor und Schwärzler-Trainer in Personalunion, sieht die Situation im APA-Gespräch abgeklärt. „Das Leben ist kein Wunschkonzert. Der Tennissport als Weltsportart ist ein harter Sport. Dass Ofi verletzt ist, ist natürlich blöd. Auch Dennis (Novak, Anm.) war verletzt, der würde sonst auch weiter vorne stehen. Aber klar haben wir Spieler, die sich vom Ranking her weiter nach hinten entwickelt haben.“

So etwas passiere immer wieder. „Potenzial hätten wir trotzdem noch, die sind ja noch jung und können sich wieder vorspielen. Jurij hat wieder zwei Matches gewonnen, beim Miso (Misolic) ist ein bisserl der Hund drinnen“, erklärte Melzer.

Hoffnungen ruhen auf Schwärzler
Dass in Österreich alle Augen auf seinen erst 18-jährigen Schützling Joel Schwärzler ruhen, weiß Melzer natürlich. Nach dem Überraschungs-Challengertitel in Skopje lief es für den Vorarlberger auf diesem Level nicht mehr. „Der Sprung zur Challenger-Ebene ist einfach etwas anderes. Sobald er einen Leerlauf hat, wird er bestraft. Das ist der Riesenunterschied zum Juniorentennis, wo er wahrscheinlich in 98 Prozent der Partien der bessere Spieler war und Juniors Leerläufe nicht ganz so ausnutzen.“ Mangelnde Konstanz, das verlässliche Halten eines Levels, das fehlt Schwärzler aktuell.

Joel Schwärzler (Bild: Christof Birbaumer/Kronenzeitung)
Joel Schwärzler

Schwärzler hatte sich dank seiner Junioren-Rankingplatzierung (kletterte bis auf Platz eins) acht Wildcards für Challenger erspielt, zwei hat er noch übrig. „Das wird gar nicht so leicht, die zu verwenden, weil es gibt nur noch ein wirkliches auf Sand, das er nehmen kann“, verrät Melzer, der auch Davis-Cup-Kapitän ist und Schwärzler ebenfalls in die Steiermark mitnimmt. Bei guten Trainingsleistungen ist ein Antreten nicht ausgeschlossen. „Nach Bad Waltersdorf gibt es eine Trainingswoche, dann werden noch drei, vier Turniere heuer folgen.“

Den Schritt zurück Schwärzlers auf Future-Ebene, um sich dort Selbstvertrauen zu holen, sieht Melzer nicht zwingend. „Er sieht sich halt als Challenger-Spieler, da hast du auf den Futures um einiges mehr Druck, dass du dort auch gewinnst.“ Auch Melzer sieht den Rohdiamanten auf diesem Niveau. „Er hat definitiv das Level, wenn er gut spielt. Es würde ihm aber auch nicht schaden, wenn er einmal ein Future gewinnt.“

Potenzial blitzt auf
Zur von Schwärzler selbst angesprochenen fehlenden Einstellung auch im Training wollte Melzer nicht viel sagen. „Das kläre ich mit ihm. Er muss lernen, härter zu arbeiten, klar.“ Der Thiem-Rücktritt oder Ofners Verletzung beschäftige Schwärzler nicht. „Eher die Erwartungshaltung, die er an sich stellt und die natürlich auch von außen kommt. Wenn man eine Junioren-Nummer eins war, hofft man, dass das durchschießt. Das war mir als Trainer klar, dass das nicht passiert.“

In der täglichen Arbeit sieht Melzer den Schützling noch „weit weg, dass er jetzt vier Challenger hintereinander gewinnt. So realistisch muss man sein.“ Dennoch blitze das große Potenzial immer wieder auf.

Auch Neumayer ist beim Davis Cup dabei. „Luki hat in den ersten beiden Runden super gespielt. Er ist für mich einer, der so hart arbeitet. Er hat eine Topintensität auf dem Platz.“

Wo ist der „neue“ Thiem?
Neumayers Coach Günter Bresnik sah das in Tulln weit kritischer. „Er spielt nach wie vor wesentlich schlechter als im Training, retourniert für mich zu weit hinten, nämlich durchgehend.“ Am Tempo beim Aufschlag müsse er auch noch arbeiten. „Da hapert es sicherlich auch an der Kraft“, stellte Bresnik im APA-Gespräch fest. Unmittelbar nach Kitzbühel sei diesbezüglich die Arbeit verstärkt worden. „Er ist super ausgebildet, was die Disziplin und die Arbeitseinstellung anbelangt, körperlich hat er viel aufzuholen gehabt.“ Dies sei auch seit der Verpflichtung des Ex-Zehnkämpfers Dominik Distelberger gelungen. „Da hast du zuschauen können, wie sich der Körper verändert hat.“

Günter Bresnik (Bild: GEPA)
Günter Bresnik

Bresniks Blick auf die Tennis-Zukunft nach Thiem? „Ein Thiem ist momentan nicht in Sicht.“ Und Schwärzler? „Ich sage nicht, dass er dort nicht hin kann.“ Doch Thiem habe ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. „Noch beeindruckender war seine lange Zeit in den Top Ten und die Erfolge gegen die ganz Großen.“

Bresnik glaubt, dass Schwärzler in den nächsten ein, zwei Jahren in die Top 100 kommen wird. „Wenn der Neumayer da auch noch in zwei Jahren dabei ist“, sehe es dann nicht so schlecht aus.

Auch mit Schwärzler trainiert Bresnik laut eigenen Aussagen sehr oft. „Immer, wenn Jürgen nicht da ist, trainiert er bei mir. Er ist ein total netter Kerl, bei dem wünscht man sich, dass er was gewinnt, weil der für den Sport einfach gut ist. Der hat einen Schmäh, der ist sympathisch, hat ein attraktives Spiel. Man kann ihm nur jede Unterstützung geben, die es gibt.“

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(Bild: KMM)



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