Wegen Krise

Metallindustrie baut heuer bis zu 8500 Stellen ab

Wirtschaft
06.09.2024 06:00

Zähe KV-Verhandlungen bleiben der metalltechnischen Industrie dank eines zweijährigen Abschlusses heuer erspart. Zugleich geht die Anzahl der Beschäftigten zurück. 8500 Mitarbeiter dürften heuer betroffen sein und ihren Job verlieren. Jedes zweite Unternehmen ist in den roten Zahlen.

„Die Rezession in unserer Branche hat sich verfestigt“, sagt Christian Knill, Obmann der metalltechnischen Industrie. Im ersten Halbjahr ging die Produktion um zehn Prozent zurück. Auch der Auftragseingang sank erneut, nachdem er 2023 bereits um 18 Prozent eingebrochen war. Ein Drittel der Metalltechnik-Betriebe ist zudem auch als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig. Die Krise deutscher Fahrzeughersteller belastet massiv.

Alleine im 1. Halbjahr 4000 Mitarbeiter betroffen
Aufgrund der schlechten Lage drehen immer mehr Betriebe auch an der Schraube der Personalkosten und bauen kräftig Stellen ab. Alleine im 1. Halbjahr verloren 2000 Beschäftigte ihren Job, dazu kamen 2000 Leiharbeiter. Gleichzeitig bauten Betriebe im Ausland über 5000 Stellen auf. Bis zum Jahresende ist bei uns mit bis zu 8500 Jobstreichungen zu rechnen. Knill betont, dass „Personalmaßnahmen nicht von heute auf morgen gehen“ Einiges werde man erst im Laufe des restlichen Jahres sehen.

Branchensprecher Christian Knill: „Die Personalkosten galoppieren davon.“ (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Branchensprecher Christian Knill: „Die Personalkosten galoppieren davon.“

Personalkosten galoppieren davon
„Die hohen Personalkosten sind ein riesiger Wettbewerbsnachteil für Österreich. Die Tariflöhne galoppieren im europäischen Vergleich davon“, betont Knill. In den vergangenen 15 Jahren seien die Arbeitskosten hierzulande um fast 60 Prozent gestiegen, im Eurozonen-Schnitt waren es „nur“ 41,7 Prozent. In Österreich sind die Löhne im vergangenen Jahr mehr als doppelt so stark gestiegen wie im EU-Vergleich und dreimal so stark wie in Deutschland. Der Wert der Erhöhung liegt in Österreich circa bei 8,9 Prozent, in Deutschland bei 2,9 Prozent. Neben den hohen Lohnkosten sieht Knill die Bürokratie als größten Bremsklotz für das Wachstum.

In Hinblick auf die kommende Wahl spricht sich die Industrie daher für einen Bürokratieabbau im Ausmaß von 25 Prozent aus. Außerdem ist man für niedrigere Lohnnebenkosten und eine Erhöhung des Investitionsfreibetrags. Dieser soll für alle auf 15 Prozent steigen. 

Zähe KV-Verhandlungen bleiben heuer aus
Im Herbst stehen zwar traditionell die nächsten Herbstlohnrunden an, doch dieses Jahr entfällt das harte Ringen um neue KV-Abschlüsse. 2023 wurde für dieses Jahr eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um die rollierende Inflation plus ein Prozent vereinbart, das dürften heuer in Summe knapp fünf Prozent sein.

Mit einer „Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel“ können Betriebe, die in besonderen Schwierigkeiten sind, eine Ausnahme bekommen, mit der sie eine geringere Erhöhung möglich ist. „Das werden dieses Jahr mehr Betriebe sein, da die Zahlen noch schlechter sind“, meint Knill. Rund 30 Prozent wollen um diese Klausel ansuchen. Vergangenes Jahr nutzte etwa jeder zehnte Betrieb die Klausel und zahlte weniger. Generell spricht sich der Industrievertreter dafür aus, künftig weiter auf zweijährige Abschlüsse zu setzen, da diese mehr Planungssicherheit bringen.

Auch wenn zuletzt von einer leichten Erholung in der Industrie die Rede war, sind die Unternehmer in der Metaller-Branche wenig optimistisch: Rund 80 Prozent halten laut Umfrage eine Besserung im 2. Halbjahr für unwahrscheinlich. Die Produktion dürfte um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen. „Von einem Aufschwung merken wir nichts“, bedauert Knill.

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