Krönung mit Konzerten

Welser-Möst dirigierte am Geburtsort Bruckners

Oberösterreich
05.09.2024 14:00

Zwei Fest-Konzerte am gleichen Tag wurden zur Krönung des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. Star-Dirigenten standen am Pult: Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra gaben ein Open-Air in Ansfelden; Markus Poschner und das Bruckner Orchester widmeten sich in der Stiftsbasilika in St. Florian dem Giganten.

Ein ganzes Jahr wird Anton Bruckner gehuldigt, der zu Lebzeiten mitunter auch als „Trottel“ bezeichnet worden ist. Ein unverstandenes Genie! An seinem 200. Geburtstag, dem 4. September anno 2024, gab es aber in Oberösterreich von 0 bis 24 Uhr Feierlichkeiten. Möge Bruckner so zum Allgemeingut werden wie Mozart, „Brucknerkugeln“ inklusive.

Mit einem „Happy Birthday, Anton!“ reihte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Mittwochabend in Ansfelden in die Gratulanten. Das Open-Air-Konzert mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser Möst fand bei etwa 700 Zuhörerinnen großen Anklang, aber durchaus nicht bei allen. 

Lautsprecher torpedierten Brillanz
Wenn man von den ersten Reihen absieht, war man leider auf die Wiedergabe über Lautsprecher angewiesen. Daher kann man über den Originalklang wenig sagen. Warum tut man einem Weltklasse-Orchester so etwas an?

Der erste Satz geriet zu langsam. Etwas marionettenhaft-emotionslos wirkte so manche Passage. Und: Amerikanisches Blech kann ganz schön martialisch klingen. Der feine Unterschied zwischen elementarer Wucht, Schrei nach Erlösung, innigster Bitte und militärischem Machtgetöse ist nicht groß, aber spürbar. Welser-Möst gab einige Male den Blechbläsern Handzeichen zur Mäßigung.

Den Landler im Blut
Alles Landlerische ist dem Dirigenten aus Oberösterreich naturgemäß vertraut, aber in der Spielfreude dem Bruckner Orchester Linz näher als den Gästen aus Amerika. 

Bruckners Atem in St. Florian
In St. Florian ehrte das Bruckner Orchester den Genius loci in „seiner“ Basilika mit dem Te Deum und der neunten Symphonie. Die „Neunte“ ist ein Erlebnis an Kühnheit der Harmonien und Eleganz der Melodien.

Markus Poschner leitete souverän und konnte Gestik für Chor und Orchester gut differenzieren. Er gab dem Raum Zeit für sein Atmen, für seinen Hall. Das Orchester zeichnete sich durch Synchronizität auch in den gut hörbaren Pizzicato-Stellen aus.

Himmlisch schön!
Das prominente Solistenquartett mit Camilla Nylund, Christa Mayer, Piotr Beczala und Michael Volle sang himmlisch schön. Der Jeunessechor (Einstudierung Wolfgang  Mayrhofer) und der Hardchor (Alexander Koller) haben hinsichtlich Intonation und Pianokultur etwas Besonderes geleistet.

Wohlklang und gute Energie ließen das Konzert des Bruckner Orchesters in jeder Hinsicht gelingen. Ein Geburtstagsgeschenk für viele! Zum Nachhören ist es auf ORF ON abrufbar.

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