Das Surface RT ist ein durch und durch solide ausgestatteter Tablet-PC. Sein Herzstück: ein mit 1,3 Gigahertz getakteter Tegra-3-Prozessor von Nvidia, der mit vier Rechenkernen arbeitet. Zwei Gigabyte Arbeitsspeicher stehen dem Gerät zur Verfügung. Die Kapazität des internen Flash-Speichers beträgt in der günstigeren Variante 32 Gigabyte und lässt sich mithilfe von micro-SD-Karten erhöhen. Das hat das Surface RT auch bitter nötig: Auf dem krone.at-Testgerät waren nur rund 14 Gigabyte frei, den Rest belegen das Betriebssystem und die vorinstallierten Apps.
Display-Auflösung reicht nicht an Konkurrenz heran
Das Display mit LED-Hintergrundbeleuchtung misst 10,6 Zoll in der Diagonale und löst mit 1.366 mal 768 Bildpunkten auf. In puncto Auflösung kann das Surface RT den Konkurrenten von Google und Apple nicht das Wasser reichen. Dass es sich trotzdem angenehm auf dem Display liest, verdankt das Gerät vor allem den softwareseitigen Funktionen zur Verbesserung der Darstellungsqualität, die ihm Microsoft spendiert hat. Über die Farbdarstellung oder den Kontrast kann man sich nicht beklagen. Auch bei der Blickwinkelabhängigkeit gibt es nichts zu bemängeln. Im Test war der Bildschirminhalt von allen Seiten gut zu erkennen, erst bei sehr schlechten Betrachtungswinkeln wurde das Bild dunkler.
Der durch eine Glasscheibe geschützte Touchscreen erkennt Berührungen prompt und exakt, erweist sich nach kurzer Benutzung jedoch - wie alle Tablet- und Smartphone-Displays - als Fingerabdruckmagnet. Da hilft nur regelmäßiges Putzen. Bei künstlichem oder generell schwachem Licht ist das Display sehr gut lesbar, bei direktem Sonnenlicht spiegelt es jedoch stark. Das ist aber ebenfalls typisch für die Gerätekategorie und kein Surface-Unikum.
Endlich ein Tablet mit vollwertigem USB-Anschluss
Mit Peripherie oder Netzwerkgeräten verbindet sich das Surface RT über schnelles N-WLAN, Bluetooth 4.0 oder mit dem vollwertigen USB-2.0-Anschluss. Auch an externe Bildschirme und TV-Geräte kann es angeschlossen werden, dazu benötigt man jedoch einen Adapter für den micro-HDMI-Anschluss. Durch den vollwertigen USB-Anschluss ist es vielen Konkurrenzprodukten überlegen, die nur einen micro-USB-Anschluss besitzen. Zwei Kameras an der Vorder- und Rückseite mit jeweils einem Megapixel Auflösung, Licht- und Beschleunigungssensor, Gyroskop und Kompass vervollständigen die Ausstattung.
Die Bildqualität der Kameras reicht für Videotelefonie, für mehr aber nicht. Fotos ohne Bildrauschen gelingen nur bei ausgezeichneten Lichtverhältnissen - schon bei künstlichem Licht ist Rauschen sichtbar. Angesichts dessen, dass die wenigsten Menschen ihr Tablet als Ersatz für die Digicam sehen, verschmerzbar. Für Personen, die das Surface gerne auch als Navi im Auto benutzen würden, ist das Fehlen eines GPS-Moduls hingegen weniger verschmerzbar. Das Gewicht des Surface RT beträgt inklusive fest verbautem Akku rund 680 Gramm. Damit ist es minimal schwerer als das aktuelle iPad, in der Praxis fällt das jedoch nicht auf. Die Akkulaufzeit gibt Microsoft mit bis zu zehn Stunden an. Ein Wert, der freilich nur unter Idealbedingungen zu erreichen sein dürfte.
Flotte Hardware sorgt für flüssige Bedienung
Die Leistung der Hardware stimmt. Der flotte Vierkern-Prozessor und der großzügig bemessene Arbeitsspeicher tragen dafür Sorge, dass nichts ruckelt oder stockt. Programme starten rasch, und die Leistung reicht auch für simple 3D-Spiele. Einzig der ohne micro-SD-Karte knapp bemessene Speicherplatz der 32-Gigabyte-Version des Surface RT mag für manche Menschen zum Kritikpunkt gereichen, und Foto-Enthusiasten dürften die schwachen Kameras sauer aufstoßen.
Eines der markantesten Merkmale des Surface RT ist wohl sein futuristisch-edles Design mit dem clever integrierten Ständer und dem optional erhältlichen Tastatur-Cover, das es zu Preisen ab rund 120 Euro entweder dünn und ohne physische Tasten oder etwas dicker, dafür mit physischen Tasten gibt. Dem krone.at-Testgerät lag das Touch-Cover, also die Version ohne physische Tasten bei.
Design: Robust, wertig und schnörkellos
Das Surface-Gehäuse macht einen robusten und schnörkellosen Eindruck. Einzig die teils etwas eckigen Kanten könnten einzelne Benutzer stören, beim Tester lag das Gerät jedoch sehr gut in der Hand beziehungsweise auf dem Unterarm.
An der Verarbeitung des Gerätes gibt es nur wenig zu bemängeln. Das aus Magnesium gefertigte Gehäuse fühlt sich angenehm metallisch-kühl an, wirkt sehr wertig und macht es Fingerabdrücken nicht ganz so leicht wie die Hochglanz-Klavierlackgehäuse anderer Tablets. Laut Microsoft soll das verwendete Material bei gleicher Widerstandsfähigkeit um bis zu 70 Prozent leichter als Aluminium sein.
Aufklappbarer Standfuß ist sehr nützlich
Insgesamt gilt: Am Gehäuse gibt es nichts zu meckern. Auch nicht am rückseitig angebrachten Standfuß, der sich aufklappen lässt, wenn man das Tablet vor sich auf den Tisch stellen will. Dafür, dass der Standfuß nicht ungewollt aufklappt, sorgt ein geschickt in das Gehäuse integrierter Magnet. Erst durch leichte Krafteinwirkung seitens des Benutzers lässt sich der Ständer aufklappen. Das ist weder zu schwer-, noch zu leichtgängig.
Noch ein Wort zum Touch-Cover: Das erweist sich als sehr nützlich, einerseits, um das Gerät zu schützen, andererseits um kurze Texte darauf zu tippen. An eine gewöhnliche Tastatur reicht das Cover, das sich nach Neopren anfühlt, nicht heran. Aber einer Bildschirmtastatur ist es definitiv überlegen, das klein bemessene Touchpad stört angesichts des ohnehin vorhandenen Touchscreens kaum. Beide Varianten des Covers sind laut Microsoft wasserdicht.
Stromanschluss als Verarbeitungs-Schwachstelle
Am Surface werden sie mit einer Magnetvorrichtung befestigt, die - ebenso wie der Ständer - weder zu fest noch zu schwach daran haftet. Es macht richtig Spaß, das Gerät binnen kürzester Zeit vom Tablet zum Notebook-Ersatz zu verwandeln. Magnetisch haftet übrigens auch der Ladestecker am Surface - zumindest sollte er das, in der Praxis erweist sich der Anschluss des Ladekabels als fummelig. Hierbei handelt es sich auch um die einzige echte Schwachstelle in puncto Verarbeitung.
Dafür überzeugt das Surface hinsichtlich der Bedienung. Hat man sich erst einmal an die Gesten von Windows RT gewöhnt, funktioniert die Touch-Bedienung tadellos. Am Gehäuse gibt es eine Entsperr-Taste, über die sich das Gerät einschalten lässt sowie einen Lautstärkeregler. Die restliche Bedienung findet am Touch-Display statt. Nett: Das Tablet kann bis zu fünf Benutzerkonten verwalten, kann also mit anderen geteilt werden.
Fehlende App-Auswahl tut weh
Ginge man nur nach der Hardware, wäre Microsofts Surface RT eines der durchdachtesten und innovativsten Tablets auf dem Markt. Und auch eines der hochwertigsten. Tatsächlich ist jedoch jedes Gerät nur so gut wie die Software, die darauf läuft. Und hierbei handelt es sich um die große Schwachstelle des Surface RT. Ebenso wie das Lenovo Yoga 11 (siehe Infobox), ein anderes Windows-RT-Gerät, das krone.at bereits zum Test vorlag, fehlt es schlicht und einfach an ausreichend Apps. Das wäre bei einem Gerät mit x86-Prozessor, das auch mit normaler Windows-Software umgehen kann, verschmerzbar. Beim Windows-RT-Gerät tut es hingegen doppelt weh.
Da hilft auch das vorinstallierte Office mit Word, Powerpoint, Excel und OneNote wenig. Zwar ist das Surface RT durch das Vorhandensein von Microsoft Office, des Ständers und der Tastaturhülle schon ein besseres Arbeitsgerät, als es ein iPad je sein wird. Aber für halb so viel Geld bekommt man auch schon ein Netbook, das zwar nicht die im Idealfall fast zehn Stunden Akkulaufzeit des Surface RT erreicht, dafür aber auch mit normaler Windows-Software umgehen kann.
Windows-Store steckt noch in den Kinderschuhen
Beim krone.at-Lokalaugenschein im Windows Store mangelte es noch an allen Ecken und Enden an Apps. Im Vergleich zum Testzeitpunkt Anwendungen wie alternative Browser und Apps von bekannten Unternehmen wie Dropbox oder Google. Dass der Windows Store dafür mit zahlreichen mittelmäßig bewerteten Anwendungen unbekannter Hersteller aufwartet, die in vielen Fällen auch noch kostenpflichtig sind, schürt Sehnsucht nach Googles Play Store. Auch wenn erste Fortschritte zu sehen sind: Microsofts App-Ökosystem steckt nach wie vor in den Kinderschuhen.
Das ist angesichts des Preises von 479 Euro ohne Tastaturhülle (die kostet nochmals fast 120 Euro) für die 32-Gigabyte-Version umso schmerzvoller. Im Paket gibt es das Surface RT (32 Gigabyte) mit Touch-Hülle ab 556 Euro, die 64-Gigabyte-Variante kostet mit Touch-Cover fast 650 Euro. Klar ist das Surface RT hardwareseitig ein gelungenes Paket, das sich nur wenige Schnitzer leistet. Aber was nutzt die beste und schönste Hardware, wenn das Softwareangebot (noch) nicht stimmt?
Fazit: Vorerst nur bedingt empfehlenswert
Wer auf Apps aus dem Windows Store verzichten kann, sich dessen bewusst ist, dass auf Windows RT wegen der verwendeten Prozessorarchitektur keine normalen Windows-Applikationen laufen und mit den Bordmitteln von Windows RT auskommt, für den könnte sich Microsofts ARM-Tablet als durchaus interessantes Gerät erweisen, wenn auch zu einem angesichts des eingeschränkten Funktionsumfangs recht hohen Preis.
Wer hingegen Wert auf ein reichhaltiges App-Ökosystem legt, der sollte besser noch warten, bevor er zu einem Windows-RT-Gerät greift oder gleich auf das Surface Pro warten. Das wird zwar teurer und hat noch keinen Österreich-Starttermin, dafür umschifft man die geringe App-Auswahl im Windows Store einfach mit liebgewonnenen Programmen, die seit jeher anstandslos auf jedem Windows-Rechner mit x86-CPU laufen.
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