Genervter Linzer

Messer gegen E-Scooter: „Für mich war es Notwehr“

Oberösterreich
06.09.2024 17:00

Ein 65-jähriger Rollatorfahrer ging in Linz aus Frust auf zwei illegale E-Scooter am Gehsteig los. Beim Prozess klagte er über Untätigkeit von Polizei und Stadtverwaltung gegen die Gehsteig-Rowdys und meinte, dass er in Notwehr gehandelt habe. Dafür sitzt er schon seit 28. Juni in Haft.

„Für mich war es Notwehr, ich fühle mich nicht schuldig“ – der 65-jährige Angeklagte am Linzer Landesgericht zitterte stark, nachdem er am Rollator aus seiner Zelle vorgefahren war. Es war eine Mischung aus Angst, Wut und den körperlichen Gebrechen nach einem Sturz vor neun Jahren.

„Ich hab’ die Stadt Linz und die Polizei zig Male angerufen, weil Radfahrer und E-Scooter-Fahrer den Gehsteig vorm Haus benutzen. Aber niemand tat etwas. Da hab’ ich selbst was getan“, schildert der Pensionist, wie er am 28. Juni mit einem Messer – „ich habe es extra mitgenommen“ – auf seinem Rollator am Gehsteig die „Feinde“ abpasste. Denn bei seiner täglichen Geh-Runde war ihm keiner der verhassten Zeitgenossen auf zwei Rädern begegnet.

Zwei Rollerfahrer wichen aus, beim Zweiten sah ein Zeuge, wie der Linzer mit dem Messer „fuchtelte“ und „hinstach“. „Ich wollte sie anritzen, nicht töten“, so der Pensionist – und weil er sagte, dass er es wieder tun würde, kam er in Haft.

„Ich habe nicht gefuchtelt“
Er nickte beim Prozess heftig, wenn es um die Tat ging, nur zum „Herumfuchteln“ mit dem Messer – das hatte er in seiner Zeit in der Linzer Werft noch selbst angefertigt – schüttelte er heftig den Kopf: „Ich saß am Rollator, habe das Messer nur in die Höhe gehalten. Hätte ich herumgefuchtelt, hätte ich ja umfallen können und wäre selbst in größter Gefahr gewesen.“

Freimütig erzählte er der Richterin, dass er noch ein Messer am Badfenster liegen habe und schon öfter gedroht habe, als „die wieder den Gehsteig zum Radweg machten“.

„Ein netter alter Herr“
Der Verteidiger nannte ihn einen „netten alten Herren“, der aber „gesundheitliche und psychische Probleme hat“, dazu komme etwas Demenz. „Er braucht Hilfe, keine Strafe“, so der Anwalt. Weil sein Mandant bei der Tat – versuchte absichtliche schwere Körperverletzung – ein Messer verwendete, drohen zwei bis zehn Jahre Haft. Um den Zeugen zu hören, der das „Fuchteln“ sah, wurde vertagt, und der Senior fuhr am Rollator in seine Zelle zurück.

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