Er sang einen der größten Hits und Ohrwürmer der Popgeschichte und ist aus dem Radio nicht wegzudenken. Sein Falsettgesang auf „Take On Me“ machte a-ha-Frontmann Morten Harket zum Star. Es war allerdings etwas Nachhilfe nötig, bevor der norwegische Sänger mit seiner Band große Erfolge feierte und die Popwelt nachhaltig prägte. Heute, am 14. September, wird Morten Harket 65 Jahre alt. Ob es eine Zukunft für a-ha gibt, ist momentan ungewiss.
Das letzte musikalische Lebenszeichen der Norweger liegt zwei Jahre zurück: 2022 veröffentlichten sie das Album „True North“ und einen begleitenden Film. Dass sie damit nicht auf Tournee gingen, lag laut a-ha-Keyboarder Magne Furuholmen an Harket. Der habe die Freude daran verloren. „Ich glaube nicht, dass wir auf Tournee gehen sollten, wenn das für ihn nur Druck bedeutet und überhaupt keine Freude“, sagte Furuholmen damals im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Von Freunden zu Kollegen
Die einstigen Freunde Harket, Furuholmen und Paul Waaktaar-Savoy (früher Pål Waaktaar) sind heute nur noch Arbeitskollegen. Wie kompliziert das Verhältnis der Musiker zueinander ist, zeigt der Dokumentarfilm „a-ha – The Movie“ von 2021 recht drastisch. Darin werden auch lange schwelende Konflikte innerhalb der Band angesprochen, etwa wenn es darum geht, wer wie viel zum Songwriting beigetragen hat.
„Als wir uns in England eine Wohnung geteilt haben, konkurrierten wir mit der anderen Musik da draußen, nicht miteinander“, erinnerte sich Harket im Magazin „Classic Pop“ an die Anfänge der Band in den frühen 1980er-Jahren in London. „Wir konnten nicht herumsitzen und darüber zanken, wer was geschrieben hatte, weil wir einfach erfolgreiche Musik schreiben und gute Alben machen mussten.“
Alles, was gebraucht war
a-ha wurden 1982 in Oslo gegründet. Furuholmen und Waaktaar hatten zuvor ihre Rockband Bridges aufgelöst, in der Gitarrist Waaktaar auch gesungen hatte. Das Duo rekrutierte Harket, der als Frontmann einer Bluesband in der Clubszene von Oslo auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Er hatte alles, was ein Leadsänger brauchte“, so Furuholmen, „Er hatte eine fantastische Stimme und war ein Poser mit Attitüde.“
Das Trio zog in die Musikmetropole London. Zwar kannte dort noch niemand a-ha. Doch der attraktive Harket, der sich auffällig stylte und wie ein Filmstar aussah, fiel auf. „Ich habe es genossen, anonym zu sein und gleichzeitig von allen angeschaut zu werden“, sagte er im „Classic Pop“-Interview. „Ich wurde ständig von Paparazzi fotografiert, weil die Leute dachten, ich sei eine Berühmtheit, obwohl sie nicht genau herausfinden konnten, wer ich war. Das fand ich sehr amüsant.“
Schwere Bürde Ruhm
Dass der gut aussehende Sänger bei a-ha von Anfang an die Aufmerksamkeit auf sich zog, war seinen eher zurückhaltenden Kollegen durchaus recht. Heute hadert der Frontmann mit seinem Ruhm. „Man hat nicht viele Rückzugsorte, wenn jeder weiß, wer man ist“, klagt er in „a-ha – The Movie“. „Sie sind einfach weg.“
Harket, geboren am 14. September 1959 im Skiort Kongsberg, hatte in der Kindheit die Leidenschaft für Musik entdeckt und zeitweise Klavierunterricht genommen. Allerdings soll es ihm an der nötigen Disziplin zum Üben gemangelt haben. So konzentrierte er sich auf das Singen. Als Teenager träumte er davon, Leadsänger der britischen Hardrock-Band Uriah Heep zu werden. „Ich wusste auch, dass ich das Zeug dazu gehabt hätte“, sagte er dem „Guardian“. Statt Hardrock wurde es eine Pop-Karriere.
Frühes Gespür
Als erste Single wählten a-ha das Lied, das über Umwege zu ihrem größten Hit wurde. Den Song „Miss Eerie“, in dem die Melodie von „Take On Me“ schon klar zu erkennen ist, hatten Furuholmen und Waaktaar als Teenager geschrieben und Ende der 70er-Jahre mit Bridges aufgenommen. Er schien ihnen zu poplastig für ihre damalige Rockband, aber sie ahnten, dass der Refrain etwas Besonderes war.
Die ersten a-ha-Aufnahmen von „Take On Me“ unter dem Titel „Lesson One“ klingen heute amüsant – Synthiepop mit minimalistischen Arrangements und schrägem Hahnengeschrei von Harket. Von Anfang an war den Musikern klar, dass Harkets außergewöhnliche Stimme das Alleinstellungsmerkmal für a-ha sein würde.
Kräftiges Stimmvolumen
„Take On Me“ wurde so komponiert, dass Morten Harket sein beeindruckendes Stimmvolumen abrufen konnte. Im Refrain singt er scheinbar mühelos über zweieinhalb Oktaven. Er beginnt mit dem tiefsten Ton und steigert sich kontinuierlich bis zum Falsett.
Als die Debütsingle von a-ha im Oktober 1984 veröffentlicht wurde, blieb der Erfolg aus. Erst als die Band das Lied ein weiteres Mal neu aufnahm und ihre Plattenfirma das heute ikonische Musikvideo mit Zeichentrickelementen drehen ließ, kamen die Dinge ins Rollen. Auch mit Unterstützung des Musiksenders MTV toppte „Take On Me“ im Oktober 1985 schließlich die Charts in den USA, Deutschland und zahlreichen anderen Ländern. Das Debütalbum „Hunting High And Low“ verkaufte sich elf Millionen Mal.
Brüche ab den 90ern
Es folgten Hitalben, Welttourneen und zahlreiche Preise für die drei Norweger. Intern wuchsen die Spannungen. In den 90er-Jahren trennten sich die Wege erstmals. Harket veröffentlichte zum Verdruss seiner Kollegen das Soloalbum „Wild Seed“, das in seiner Heimat ein Riesenerfolg wurde. 2000 meldeten sich a-ha mit dem Album „Minor Earth Major Sky“ erfolgreich zurück. 2010 verkündeten sie ihre Trennung, nur um 2015 erneut ein Comeback zu geben.
Ob es mit a-ha weitergeht, ist offen. Neben den kreativen Spannungen zwischen den einstigen Schulfreunden Furuholmen und Waaktaar-Savoy sind auch Harkets Anspruch an sich selbst und der damit verbundene Druck ein Problem. Das gibt der fünffache Vater in „a-ha – The Movie“ zu. „Ich bin extrem hart zu mir selbst“, so Harket. „Es ist ihm nicht möglich, mit einem Konzert zufrieden zu sein“, sagt seine Lebensgefährtin Inez Andersson. „Das raubt auch den anderen um ihn herum die Energie.“
Es ist noch nicht vorbei
Ganz abschreiben sollte man a-ha wohl nicht. Schließlich sei die Band doch selbst nach ihrer Abschiedstournee wieder aufgetreten, sagte Morten Harket. So sei das eben bei a-ha. Auch Magne Furuholmen hat a-ha offenbar noch nicht aufgegeben. „Ich habe schon mal gesagt, dass a-ha am Ende sind. Ich glaube, ich hab es mehrfach gesagt“, so der Keyboarder im dpa-Interview. „Also werde ich jetzt nicht sagen, dass es das Ende ist.“
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