In der 1. Klasse Süd fand eines der bedeutendsten Highlights des Salzburger Unterhauses statt: Vor über 1000 Fans und der Hardrock-Band „Böhse Onkelz“ als Ehrengästen sicherte sich Großarl mit einem 3:1-Heimsieg gegen Hüttschlag die Vormachtstellung im Großarltal – nur ein rassistischer Zwischenfall trübte das Derbyglück.
Schon vor dem Anpfiff war die Atmosphäre im Stadion elektrisierend. Mit rund 1000 Fußball-Fans war das Stadion in Großarl bis auf den letzten Platz gefüllt – eine Zuschauerzahl, die im Salzburger Unterhaus ihresgleichen sucht. „Wir hatten zwei große Hochzeiten im Ort und trotzdem kamen so viele Leute – das gibt es nirgendwo anders im Unterhaus“, schwärmte Großarls Sektionsleiter Markus Schwab. Doch trotz der Unterstützung spürte man die Nervosität des jungen Heimteams. „Das hat man uns angemerkt, selbst unser routinierter Torwart war nervös“, gab Schwab zu. Und tatsächlich erwischte Hüttschlag den besseren Start: Nach einem starken Auftritt in den ersten 30 Minuten gingen die Gäste früh in Führung, hätten beinahe sogar auf 2:0 erhöht – nur das Aluminium verhinderte Schlimmeres.
Doppelschlag bringt Großarl auf Kurs
Doch dann wendete sich das Blatt: „Wir haben mit unseren jungen Spielern Druck gemacht. Die Schnelligkeit und individuelle Klasse unserer Mannschaft haben den Unterschied ausgemacht“, so Schwab weiter. Zwei nahezu identische Treffer nach hohen Bällen brachten die Wende – Großarl drehte das Spiel innerhalb weniger Minuten. Hüttschlag verlor in dieser Phase die Kontrolle. „Nach der ersten halben Stunde sind wir in alte Muster gefallen, die wir eigentlich abgestellt hatten. Hohe Bälle haben wir nicht gut verteidigt, das ist Großarls Stärke“, erklärte Hüttschlag Co-Trainer Thomas Kendlbacher enttäuscht. Kurz vor der Pause fiel das 3:1 per Strafstoß, der laut Kendlbacher eine „Co-Produktion“ zwischen der eigenen Abwehr und einem Fehler des Torhüters war: „Der Ball war schon ungefährlich, das Foul unseres Goalies daher völlig unnötig.“ Damit war das Spiel im Grunde entschieden.
Abgeklärte zweite Halbzeit
Die zweite Hälfte verlief weitaus weniger turbulent. Großarl spielte den Vorsprung ruhig und abgeklärt herunter. „Ein Gegentor mehr hätte vielleicht noch mal Spannung reingebracht, aber wir haben das souverän gemacht“, lobte Schwab sein Team. Hüttschlag hatte keine nennenswerten Chancen mehr. Ein Abseitstor von Großarl hätte sogar beinahe zum 4:1 geführt, doch die Schiedsrichter pfiffen ab – fälschlicherweise, wie Schwab anmerkte: „Das war kein Abseits.“ Kendlbacher fasste aus seiner Sicht der Gäste ernüchtert zusammen: „Nach der Pause ging nichts mehr. Großarl hat uns mit ihrem Spielstil extrem viel laufen lassen, wir fanden kein Mittel.“
Wir sind sehr stolz auf dieses Derby. Dieses Event ist eine tolle Geschichte für unser Tal!
Hüttschlag-Co-Trainer Thomas Kendlbacher
Ein Derby mit Promi-Faktor
Ein weiterer, skurriler Höhepunkt des Abends: Die Mitglieder der Band Böhse Onkelz, die am selben Abend in Bischofshofen ein Konzert gaben, verbrachten die Nacht in Großarl und kamen sogar kurz zum Spiel. „Die Onkelz haben im Edelweiß geschlafen, waren kurz beim Spiel und wurden danach mit Eskorte abgeholt“, erzählte Schwab mit einem Lächeln.
Rassistische Zwischentöne als Wermutstropfen
Trotz der sportlichen Rivalität lobten beide Seiten die insgesamt friedliche und ausgelassene Stimmung unter den Fans. Doch ein Vorfall abseits des Spielfelds trübte das sonst so positive Bild. Der Costa Ricaner José Mario Grajal Sancho, der für Hüttschlag in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, musste sich rassistischer Beleidigungen in Form von Affenlauten aus dem Großarler Fanblock erwehren. Kendlbacher zeigte sich tief betroffen: „Das hat bei so einem Fest der Freundschaft absolut keinen Platz. Das stört mich extrem, weil es auch unsere Gemeinschaft schädigt.“ Sektionsleiter Schwab reagierte schnell: „Ich habe das sofort unterbunden, bin direkt zu den Fans hingegangen und habe klar gemacht, dass so etwas nicht geht. Danach war es ruhig“, schilderte er den Vorfall.
Derby-Feier vereint beide Teams
Trotz der hitzigen 90 Minuten auf dem Platz bleibt die Verbundenheit zwischen Großarl und Hüttschlag stark. Beide Mannschaften versammelten sich nach dem Spiel im Partyzelt, wo die große Derby-Nachfeier startete. „Im Tal halten wir zusammen, auch wenn wir auf dem Platz Rivalen sind“, betonte Kendlbacher. Sogar die Fans, die zuvor noch für emotionale Momente gesorgt hatten, fanden später gemeinsam den Weg zur Feier. Thomas Schaier
1. Klasse Süd: Maishofen – Konkordiahütte-Tenneck 4:3 (1:3), Flachau – Annaberg-Lungötz 3:0 (1:0), Mariapfarr – Zell am See 6:4 (3:1), Hollersbach – Rauris 2:0 (1:0), Großarl – Hüttschlag 3:1 (3:1), Radstadt – Lenzing 2:1 (1:1), FC Pinzgau 1b – Mühlbach / Hkg. 3:6 (1:4).
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