Nächste Burg-Premiere: Das renovierte Akademietheater eröffnet unter der Direktion des neuen Burgtheaterchefs Stefan Bachman glücklich mit „Orlando“ – nach dem Roman von Virginia Woolf in einer Fassung von Tom Silkeberg.
Je nach Gelingen kann psychedelisch-diversitätspolitisches Theatergeheimniswabern interessant, aber auch beschwerlich sein. Glücklicherweise ressortiert die Dramatisierung von Virginia Woolfs wegweisendem Roman „Orlando“ (1928) deutlich in Kategorie eins. Zwar hat etwa Olga Neuwirths Oper gezeigt, wie mitreißend sich die Geschichte des elisabethanischen Aristokraten von einer faszinierenden Protagonistin erzählen lässt. Sich erst vom Mann zur Frau zu verwandeln und dann im Stand der Unsterblichkeit das sich ändernde Rollenbild über die Jahrhunderte zu tragen: Das ist eine Aufgabe, die man ungern teilt. Schon gar nicht durch sieben wie in der Inszenierung der Schwedin Therese Willstedt.
Aber was kann andererseits einem Haus Besseres attestiert werden als ein Ensemble aus lauter Protagonisten? Sie alle überzeugen auf leerer Bühne, mit aller Hingabe, allem Ernst und allem Können, dafür aber ohne Gesichtsmikrofone und ohne deutschen Belehrungsklamauk mit hochgezogenen Augenbrauen. Durch Maske und Kostüm zunächst fast anonymisiert, wechseln sie schwerelos Geschlecht und Identität und beeindrucken dabei durch sprechtechnische Exzellenz.
Bravo-Salven für die Orlandos Stefanie Dvorak, Martin Schwab, Elisabeth Augustin, Markus Meyer, Itay Tiran, Seán McDonagh und Nina Siewert, auratisch beim Schlussmonolog. Sie hat mit Disziplin und Courage gerade noch die Premiere gestemmt, ehe sie durch Andrea Wenzl ersetzt wird. Weshalb? Weil im November noch Wesentlicheres ansteht: in der Gestalt des ersten Kindes.
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