Teuerung ist Thema

Darum wollen immer mehr im Wald bestattet werden

Burgenland
10.09.2024 06:00

Wer viel Geld sparen möchte, kann sich in Eisenstadt bald mitten im Wald beerdigen lassen – auf Wunsch auch anonym und ganz in der Nähe seines verstorbenen Haustieres. 

Die Vorstellung, dass die Seele eines geliebten Menschen nach seinem Tod in einem Wald Frieden und die letzte Ruhe findet und aus dessen Boden vielleicht ein Pflänzchen erwächst, damit wenigstens ein Stück von ihm bleibt, ist für viele Hinterbliebene ein tröstlicher Gedanke. Weil laut Arabella und Bernd Koch vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen in Eisenstadt die Kundennachfrage nach dieser Bestattungsform steigt, entsteht gerade auf der Leithabergstraße auf einer Fläche von 33.000 m² der erste burgenländische Waldfriedhof.

„6.000 m² haben wir von einer Schulfreundin gepachtet, den Löwenanteil von 27.000 m² für die Dauer von 99 Jahren von der Stadtgemeinde. Pro Jahr zahlen wir dafür 500 Euro. Das klingt wenig, entspricht aber dem Dreifachen des üblichen Waldpachtpreises“, erklärt Arabella Koch. Man habe kein Monopol und gefährde damit auch nicht das Geschäft anderer Mitbewerber, betont sie weiter, denn jeder könne sein Begräbnis vom Bestatter seines Vertrauens organisieren lassen und sich auch erst danach kremieren und im engsten Familienkreis im Wald bestatten lassen.

„Egal ob und welcher Religionsgemeinschaft man angehört: Hier ist für jeden Platz“, sagen Arabella Koch und ihr Sohn Bernd, die auf dem Friedhof auch einen Andachtsplatz für die Aufbahrung und Verabschiedungsfeier errichten wollen. (Bild: Reinhard Judt)
„Egal ob und welcher Religionsgemeinschaft man angehört: Hier ist für jeden Platz“, sagen Arabella Koch und ihr Sohn Bernd, die auf dem Friedhof auch einen Andachtsplatz für die Aufbahrung und Verabschiedungsfeier errichten wollen.

Unterschiedliche Beweggründe
Der Hauptgrund für eine Besetzung auf einem Ruheforst sei die Grabpflege, um die man sich hier nicht kümmern braucht: „Viele Menschen leben mittlerweile in der ganzen Welt verstreut oder haben aus anderen Gründen keine Kapazitäten, um sich der Grabpflege ihrer Angehörigen anzunehmen.“ Viele Kunden verspürten auch eine starke Sehnsucht nach der Verbundenheit mit der Natur.

Ein weiterer Vorteil sei der Preis – in Zeiten der Teuerung ein schlagendes Argument. „Eine Bestattung im Wald ist wesentlich günstiger, weil man sich allein 10.000 Euro für den Grabstein erspart und nur eine einmalige Grabeinlöse zahlen muss“, sagt Bernd Koch.

Doch auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. Die Urnen, die für Naturbestattungen verwendet werden, sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar: „Bei klassischen Erdbestattungen ist das Erdreich auf Jahrzehnte kontaminiert. Reine Asche hingegen ist sauber. Was soll nach einer Verbrennung bei 800 bis 1000 Grad schon übrig bleiben?“

Gestartet wird der Friedhofsbetrieb mit einem 7000 m² großen Teil des Waldes. (Bild: Reinhard Judt)
Gestartet wird der Friedhofsbetrieb mit einem 7000 m² großen Teil des Waldes.

Besuch von Waldbewohnern
Zurzeit ist Baumdoktor Stefan Ptacek mit seinem Team dabei, Totholz sowie kranke und umgefallene Bäume und Äste fachmännisch herauszuschneiden, damit der Wald gepflegt ist wie eine Parkanlage. Noch vor Jahresende soll der Friedhof dann eröffnet werden. Neben einer anonymen Beisetzung – übrigens die günstigste Variante -, kann man unter anderem auch einen Familienbaum für acht bis zwölf Urnenplätze wählen.

Möglich wird zudem die Beisetzung von Haustieren sowie die Umsiedelungen von Urnen von einem Urnenfriedhof sein. „Damit Wildschweine, Rehe, Hasen und Füchse weiterhin ungehindert durch den Wald streifen können und nichts Schädliches fressen, wird der Friedhof ein offener, naturbelassener Ort bleiben: „Die Bäume werden mit Nummern markiert, die Namen der Verstorbenen auf einer Gedenktafel verewigt. Blumen und Kreuze sind nur bei der Verabschiedung erlaubt. Kerzen wird man auf der Website digital entzünden können.“

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