Bei bis zu 33 Grad, markiger Top Gun-Musik und kaltem Bier haben vergangene Woche rund 250.000 Airpower-Besucher den Luftstreitkräften des Bundesheeres zugejubelt. Die nächste Bundesregierung wird dem Thema weniger euphorisch begegnen.
Denn diese wird aller Voraussicht nach die verhasste Nachfolgeentscheidung treffen müssen. Zwar sollen unsere „alten“ Eurofighter der ersten Baureihe noch bis 2037 in der Luft bleiben. Die ersten Nachfolger müssten aber spätestens 2034 eintreffen, um geordnet ablösen zu können. Was wiederum voraussetzt, dass 2029 der Kaufvertrag final unterzeichnet wird – also im nächsten Wahljahr. Merke: final unterzeichnet. Welcher Jet es wird, in welcher Ausstattung und mit welcher Bewaffnung, die Stückzahl und die Ausbildungsmodalitäten – das muss alles in den Jahren davor schon entschieden werden, rechnet Luftfahrt-Experte Georg Mader im „Krone“-Gespräch vor.
Doch es geht noch weiter: die nächsten Koalitionspartner werden sich vor allem mit der Frage beschäftigen müssen, was wir denn überhaupt für die nächsten Jahrzehnte wollen. Weiterhin eine minimalistische Luftpolizei, die lediglich zivile Flugzeuge überprüft, die den Funkkontakt verloren haben? Oder ein System, das auch in einem kriegerischen Klima die Luftüberlegenheit behält, Bodentruppen unterstützen oder gar Nachschublinien von aufmarschierenden Feinden hinter der Front treffen kann.
Teure, unangenehme Fragen
An dieser Grundsatzentscheidung hängt gleich der nächste Klotz: werden wir die nächsten Jets am Boden durch bauliche Maßnahmen an den Flughäfen besser schützen müssen? Gegen Drohnen etwa? Brauchen wir Ausweichlandeplätze auf Autobahnteilstücken, wie das Schweden oder die Schweiz praktiziert? Und sollten die Piloten dann nicht auch noch öfter trainieren und damit mehr Flugstunden fliegen als bisher? Teure Fragen, die auf die kommende Koalition zukommen werden.
Zwar gibt es Bekenntnisse aller Parteien zu höheren Investitionen in das kaputtgesparte Bundesheer, „wir haben uns in falscher Sicherheit gewogen“, sagte selbst SPÖ-Sprecher Robert Laimer noch im Frühling. Doch auch er und vor allem die Grünen stehen der immer längeren „Einkaufsliste“ des Bundesheeres skeptisch gegenüber.
Debatte um Eurofighter-Nachfolger hat begonnen
Der „Star“ der Airpower am Wochenende, die F-35A aus US-amerikanischer Produktion, sorgt ebenfalls für Diskussionen. Das hochmoderne Tarnflugzeug, das derzeit von immer mehr Nachbarländern wie Tschechien oder der Schweiz beschafft wird, wird auch als heimlicher Eurofighter-Nachfolger in Österreich gehandelt. Ob Österreich ein hochkomplexes Angriffsflugzeug braucht, das unter anderem für strategische Bombardements und Gefechtsfeldabriegelung weit hinter feindlichen Linien konzipiert wurde, ist umstritten. Die Schweizer argumentieren die Beschaffung damit, dass man mit dem Angriffsflieger zwar niemandem „die Tür eintreten würde“ (Zitat Peter Merz, Schweizer Luftwaffenchef), aber die überlegene Sensorik nutzen wolle, um den Feind besser aufklären zu können.
Hört man sich bei Bundesheer-Piloten um, so plädieren einige dann doch wieder für eine neue Eurofighter-Version, etwa Tranche 4 oder gar 5 (aktuell fliegt in Österreich Tranche 1). Der Umschulungs-Aufwand bei Piloten und Technikern wäre gering, die Logistik vorhanden. Für die nächste Legislaturperiode könnte das bedeuten: Alfred Gusenbauers „Sozialfighter statt Eurofighter“-Plakate kommen zurück.
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