Holzpreis im Keller

Dem Wald geht’s gut, dem Markt weniger

Vorarlberg
10.09.2024 16:29

Zwar haben die Vorarlberger Wälder den heurigen Hitzesommer und die sonstigen Wetterkapriolen gut überstanden, doch der Holzpreis lässt zu wünschen übrig – mit dem Ergebnis, dass weniger Bäume gefällt werden.

Die gute Nachricht zuerst: Der Borkenkäfer hatte diesen Sommer keine Hochsaison, in den heimischen Wäldern hielt sich der Schaden durch den gefräßigen Sechsbeiner in Grenzen. Das bestätigt auch Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer wie auch Obmann des Waldverbands Vorarlberg. „Den heurigen Sommer haben unsere Wälder sehr gut überstanden, das nasse Frühjahr und die niedrigeren Temperaturen haben sich positiv ausgewirkt, der Borkenkäferbefall war überschaubar.“

Ganz glücklich ist Moosbrugger dennoch nicht – und schuld daran ist der Holzpreis: „Liegen die Preise für Holz tiefer als in den Vorjahren, dann schlägt der Waldbesitzer auch kein Holz.“ Die Holzmenge, die aus den Vorarlberger Forsten geschafft wird, nimmt folglich ab. „Das ist auch nicht gut für Wald, denn dieser muss kontinuierlich bewirtschaftet werden“, erklärt Moosbrugger. Und nur ein bewirtschafteter Wald sei letzten Endes auch ein klimafitter.

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Liegen die Preise für Holz tiefer als in den Vorjahren, dann schlägt der Waldbesitzer auch kein Holz. Das ist auch nicht gut für Wald.

Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger

Fichten-Monokulturen sind Geschichte
Stichwort Klimawandel: Mehr und mehr setzen die Forstbesitzer auf Mischwälder, die Zeiten der Fichten-Monokulturen sind endgültig Geschichte. Weißtannen, und Laubbäume sind weit stabiler, da sie Tiefwurzler sind und folglich auch Unwettern besser Stand halten. Es brauche eine „stabile Mischung“, betont Moosbrugger.

Dafür muss aber natürlich auch Holz entnommen werden, nur so kann Neues nachwachsen. Schwächelt aber der Markt, dann ist die Motivation, Bäume zu schlägern, gering. Hinzu kommt auch bei den Forsteigentümern die Teuerung – so sind etwa die Kosten für den Erhalt der Forststraßen ebenso gestiegen wie die Preise für forstwirtschaftliches Gerät.

Dabei wäre heimisches Holz nicht nur als Baustoff ideal, etwa als Ersatz für Stahlbeton, sondern auch als regionale Energiequelle. „Brennholz aus der Region fördert die Unabhängigkeit von russischem Gas. Wollen wir diese Unabhängigkeit fördern, dann brauchen wir auch weiterhin die finanzielle Unterstützung aus dem Waldfonds“, fordert Moosbrugger. Die Mittel dieses Geldtopfs kommen Waldeigentümern zugute, die Maßnahmen für die Waldgesundheit setzen – etwa in Sachen Biodiversität oder auch in Zusammenhang mit der Sicherung des Rohstoffs Holz.

In Vorarlberg wird weniger Holz geschlägert als möglich wäre. (Bild: Manuel Schwaiger)
In Vorarlberg wird weniger Holz geschlägert als möglich wäre.

Ärger über EU-Bürokratie
Ein Dorn im Auge ist nicht nur Moosbrugger die umstrittene EU-Verordnung zur Entwaldung. Der damit verbundene bürokratische Aufwand – jeder geschlägerte Baum braucht eine eigene Nummer mit umfassender GPS-Geolokalisation – steht für ihn in keinerlei Relation zum Nutzen, denn in Österreich würde die Waldfläche ohnehin kontinuierlich zu- und nicht abnehmen. „Dass in dieser Angelegenheit in der EU keine differenzierte Betrachtung von Ländern wie Österreich möglich ist, kann ich einfach nicht verstehen“, ärgert sich der Bauernvertreter. Er schlägt zwar auch vor, Nummern zu vergeben, aber nicht für jeden einzelnen Baum, sondern für die jeweiligen Bundesländer, aus denen der Rohstoff stammt.

Trotz des bürokratischen Ungemachs ist Moosbrugger hoffnungsfroh, wenn es um einen Ausweg aus der Tiefpreiskrise geht. Gleich mehrere Faktoren könnten den heimischen Waldbesitzern in die Hände spielen: „Nachdem europaweit viel weniger Schadholz angefallen ist, kein russisches Holz mehr in den skandinavischen Raum gelangt und nicht zuletzt die Wirtschaft wieder etwas anspringt, könnte es in absehbarer Zeit eine Aufwärtsentwicklung am Rundholzmarkt geben.“

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