Das erste und wohl einzige TV-Duell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten ist die erwartete Verbalschlacht geworden. Kamala Harris und Donald Trump griffen einander in der Nacht auf Mittwoch bei so ziemlich jedem angeschnittenen Thema scharf an. Besonders heftig wurde es bei der Abtreibung, Migration und dem Ukraine-Krieg.
Weil sich Ex-Präsident Trump immer wieder rühmt, unter seiner Regierung wäre der Krieg binnen 24 Stunden vorbei, merkte Harris an: „Wladimir Putin würde ihn zum Mittagessen verspeisen.“
Die NATO-Verbündeten seien dankbar, dass Trump nicht mehr Präsident sei. „Andernfalls würde Putin in Kiew sitzen und den Rest Europas im Visier haben, angefangen mit Polen“, mahnte Harris. Die 59-Jährige warf Trump weiters vor, international eine Lachnummer zu sein. „Ich bin als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten um die Welt gereist, und die führenden Politiker der Welt lachen über Donald Trump.“
In den USA selbst habe der 78-jährige Republikaner nach seiner ersten Amtszeit „schlimmste Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression“ und „die schlimmste Gesundheitsepidemie seit einem Jahrhundert, den schlimmsten Angriff auf unsere Demokratie seit dem Bürgerkrieg“ hinterlassen. Sie und Präsident Joe Biden seien damit befasst gewesen, „Donald Trumps Schlamassel aufzuräumen“.
Trump: „Sie ist eine Marxistin“
Trump warf der demokratischen Vizepräsidentin einmal mehr vor, „eine Marxistin“ zu sein und keinen Plan zu haben. „Sie hat Bidens Plan kopiert, und der besteht aus vier Sätzen, die nur lauten: ,Oh, wir werden versuchen, die Steuern zu senken‘“, sagte Trump. Auf mehrere Stellungnahmen von Harris erwiderte Trump mehrfach, diese seien eine Lüge. Er selbst warf aber ebenso oft mit Halb- bzw. Unwahrheiten herum – unter anderem mit diesen: „Demokraten wollen auch nach dem neunten Monat und der Geburt von Babys abtreiben.“ „Illegale Migranten essen Haustiere.“
Harris kritisierte Trump für seine Position zum Abtreibungsrecht. „Die Regierung und ganz sicher Donald Trump sollten einer Frau sicherlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun hat“, betonte die Demokratin, die gerade in dieser Debatte auf die Unterstützung vieler Frauen hofft. Sie versprach, sollte sie nach der Präsidentenwahl am 5. November ins Weiße Haus einziehen, das Recht auf Abtreibung per Gesetz festschreiben zu wollen. Dafür bräuchte Harris aber eine entsprechende Mehrheit im Kongress.
Das Oberste Gericht der USA hat dieses Recht vor gut zwei Jahren gekippt. Trump hatte die Mehrheit am Gericht mit mehreren Nachbesetzungen weit nach rechts verschoben und die Entscheidung damit erst ermöglicht. Nun können die Bundesstaaten über das Abtreibungsrecht entscheiden – in etlichen Bundesstaaten sind Abtreibungen mittlerweile weitgehend verboten.
Trump: „USA brauchen starke Grenzen und Mauern“
Trump warf der Vizepräsidentin vor, Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen zu haben. „Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört“, sagte der 78-Jährige mit Blick auf die derzeitige US-Regierung unter Biden und Harris. Überall auf der Welt gehe die Kriminalitätsrate zurück, nur in den USA gehe sie durch die Decke, sagte Trump. „Und wir haben eine neue Form der Kriminalität, sie heißt Migrantenkriminalität und sie nimmt Ausmaße an, die niemand für möglich gehalten hätte.“ Die USA bräuchten eine starke Grenze und Mauern.
Harris lächelte und schüttelte den Kopf
Immer wieder versuchte Harris mit ihrem Gesichtsausdruck zu punkten, als ihr Kontrahent sich in seinen Tiraden verzettelte. Lächeln und Kopfschütteln waren die leise Antwort. Kommentare wären aber sowieso untergegangen, da jeweils nur bei jenem Kandidaten das Mikrofon eingeschaltet war, der gerade dran war.
Trump weigerte sich erneut, seine Wahlniederlage im Jahr 2020 anzuerkennen. „Sehen Sie, es gibt so viele Beweise. Sie müssen es sich nur ansehen (...) Ich habe fast 75 Millionen Stimmen erhalten, die meisten Stimmen, die ein amtierender Präsident jemals erhalten hat“, sagte der Republikaner. Wegen seiner Versuche, das Ergebnis nachträglich zu kippen und in einen Sieg umzuwandeln, ist der 78-Jährige in zwei Verfahren angeklagt.
Das Duell, das der Sender ABC ausrichtete, war vor allem für Harris eine Bewährungsprobe. Die 59-Jährige hatte erst vor wenigen Wochen Präsident Biden als Kandidatin der Demokraten abgelöst und zeigte sich bisher überwiegend bei streng choreografierten Wahlkampfauftritten, bei denen ihr Team alles unter Kontrolle hatte. Bei der Debatte gegen Trump musste sie sich nun ohne Skript beweisen.
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