Landesweite Umfrage

Parteien unterschätzen Wohnkosten als Wahlthema

Wien
11.09.2024 16:00

Die steigenden Wohnkosten sind im Wahlkampf für die Parteien kaum Thema – für zwei von drei Wählern spielt es aber bei der Wahlentscheidung eine „wichtige Rolle“, wie nun eine Umfrage der Volkshilfe zeigt. Noch deutlicher ist die Mehrheit bei der Forderung nach einem Mietpreisdeckel.

Volkshilfe-Chef Erich Fenninger kann sich nicht erklären, wieso Wohnkosten im Wahlkampf kaum ein Thema sind. Die Sorgen darüber hätten längst auch die Mittelschicht erreicht und beschäftigten die Bürger intensiv: „Wenn die Wohnsituation unter Druck gerät, wird‘s persönlich.“ Im Schnitt jeder zweite Österreicher fürchtet, dass ihm die Wohnkosten über den Kopf wachsen könnten, bei den Jungen sogar 62 Prozent – für Fenninger „dramatisch“.

Acht von zehn fordern Mietpreisdeckel
Entsprechend deutlich sind in der landesweiten Umfrage (1029 persönlich Befragte, Schwankungsbreite 3,1%) die Rufe nach politischen Maßnahmen gegen die Kostenexplosion. Seit 2010 sind die privaten Wohnungsmieten um 80 Prozent gestiegen, während die summierte sonstige Teuerung „nur“ bei 50 Prozent liegt. 78 Prozent der Befragten fordern von der Regierung „einen dauerhaften Mietpreisdeckel“, gleich 84 Prozent fordern generell „staatliche Maßnahmen zur Sicherung von leistbarem Wohnraum“.

Zitat Icon

Es ist eigenartig, dass Wohnpolitik kein Riesenthema im Wahlkampf ist

(Bild: krone.tv)

Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger

Für Fenninger sind die Zahlen allein ein „Appell an die Parteien, Lösungsvorschläge zu formulieren“. Es gehe nicht nur um „arme Leute“, betonte er mit Verweis auf die Umfrageergebnisse: Sogar Personen mit einem monatlichen Einkommen über 3500 Euro fordern zu drei Vierteln staatliche Maßnahmen zur Sicherung von leistbarem Wohnraum. Er warnt: „Wenn die Wohnfrage schlecht beantwortet wird, dann wird sie zur Frage der Sozialarbeit. Wir sehen das jetzt schon jeden Tag.“

Wien-Zahlen als „Rätsel“
Auch für Volkshilfe-Wien-Chefin Tanja Wehsely steht fest: „Ein gelingendes Leben ist nur mit leistbarem Wohnen möglich, sonst wird's schwierig“. Für sie ist bezeichnend, dass niemand von „Wohnen“, dafür umso mehr Menschen von „Immobilien“ oder überhaupt gleich „Betongold“ sprechen: „Wenn etwas zur Ware wird, dann wird es immer auch zu ,die 99 Prozent‘ (der Bevölkerung, Anm.) gegen das ,eine Prozent‘.“

Bemerkenswert ist an der Umfrage auch, dass die Zahlen für Wien – mit einerseits unvergleichlich hohem Miet-Anteil gemessen am Rest des Landes und andererseits ebenso unvergleichlich hohem Anteil an gemeinnützigem Wohnbau – sich nicht vom Rest des Landes unterscheiden. Auch Wehsely räumt ein, dass ihr das „ein biss‘l ein Rätsel“ sei. Offenbar empfänden auch Menschen in sozialen Wohnbauten ihre Lage ähnlich dramatisch wie jene in privaten Mietverhältnissen, weil ihnen die Vergleichbarkeit fehle. Außerdem gelte seit jeher: „Dankbarkeit ist keine politische Kategorie“.

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