Eine innovative Technologie bei Herzschrittmachern stimuliert das Herz direkt über das vorhandene Reizleitungssystem. Im Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ) wurde diese fortschrittliche Methode bei einem 82-jährigen Patienten erfolgreich angewendet.
Das menschliche Herz schlägt nach einem bestimmten Rhythmus, zwischen 50- und 80-mal in der Minute, um den Körper ständig mit Blut zu versorgen. Erfolgt dies nicht schnell genug, wird mitunter ein Schrittmacher implantiert. Das Gerät funktioniert wie ein Taktgeber, indem es elektrische Impulse über eine oder mehrere Elektroden ins Herz sendet. Bei jedem dieser Impulse zieht sich der Herzmuskel zusammen und bringt die „Lebenspumpe“ in den richtigen Rhythmus.
Im Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ) wurde Ende Juli 2024 die innovative Schrittmachertechnologie „Conduction System Pacing (CSP)“ bei einem 82-jährigen Patienten erfolgreich angewendet. Diese fortschrittliche Therapie nutzt die natürlichen Leitungswege des Herzens, um eine physiologische Herzstimulation zu erreichen.
Bei den herkömmlichen Schrittmachersystemen werden ein oder zwei, in manchen Fällen auch drei Elektroden über das venöse System in das Herz eingebracht und das Schrittmacheraggregat unter der Haut implantiert. Diese Methode birgt jedoch das Risiko einer zeitversetzten Erregung der Herzkammern, was die Gefahr einer Herzinsuffizienz erhöhen kann. Dann ist das vom Herzen ausgeworfene Blutvolumen eingeschränkt.
Das Besondere am ‘Conduction System Pacing‘ ist, dass der Schrittmacher direkt das Reizleitungssystem des Herzens stimuliert.
OA Dr. Peter Huber, Klinikum Wels-Grieskirchen
Bild: Klinikum Wels-Grieskirchen/Nik Fleischmann
Sonde stimuliert direkt das Reizleitungssystem
Die CSP-Technologie hingegen stimuliert das Herz direkt über das vorhandene Reizleitungssystem. „Dadurch wird die natürliche Erregungsausbreitung genutzt, was die Pumpfunktion des Herzens erhält und die Gefahr einer Herzinsuffizienz deutlich reduziert“, berichtet der ausführende Kardiologe Dr. Peter Huber, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen.
Die CSP-Herzschrittmachersonde wird in einem kleinen Eingriff über die Vene mittels Katheter in die Herzscheidewand der Hauptkammern eingeschraubt. „Der Eingriff ist vergleichbar mit einer konventionellen Schrittmacherimplantation, jedoch ist die Lokalisierung der richtigen Stelle im Herzen eine Herausforderung“, erklärt Dr. Huber.
Das Reizleitungssystem besteht aus sehr dünnen Herzmuskelzellen und kann nicht mittels Bildgebung dargestellt werden. Die optimale Stelle muss daher über die elektrischen Ströme im EKG gefunden werden. „Ist diese fixiert, sind die Erfolgsaussichten groß. Sollte die ideale Stelle nicht ausfindig gemacht werden, kann jederzeit auf eine konventionelle Implantation umgestellt werden“, so der Kardiologe.
Für welche Patienten besonders geeignet?
“Die CSP-Technologie ist nicht für jeden Schrittmacherpatienten notwendig“, betont Dr. Huber. In vielen Fällen ist eine konventionelle Implantation vollkommen ausreichend. Die CSP-Technik eignet sich besonders für Patienten, bei denen ein hoher Stimulationsanteil erwartet wird, bzw. bei fortgeschrittenen Erkrankungen der Reizleitung oder bestimmten Formen der Herzinsuffizienz.
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