Mittlerweile ist in Österreich fast jeder fünfte verkaufte Reifen ein Ganzjahresreifen, europaweit sogar fast jeder dritte. Der ARBÖ und seine Partner haben neun Fabrikate getestet und ermittelt, welche die erforderliche „Quadratur des Kreises“ am besten beherrschen.
Weil diese Allwetterreifen einander entgegenstehende Eigenschaften vereinen müssen, ist ihre Entwicklung besonders schwierig und lange Zeit gab es keinen, den man wirklich guten Gewissens bei allen Wetterbedingungen empfehlen konnte. Doch das hat sich längst geändert. Und auch wenn Spezialisten in der ihnen entsprechenden Jahreszeit noch immer besser funktionieren, spricht doch vieles für Allrounder.
Die Vorteile dieser Allwetterreifen liegen auf der Hand: Man spart sich den regelmäßigen Reifenwechsel, hat nicht immer vier Reifen herumstehen und Wenigfahrer müssen nicht Reifen entsorgen, weil sie zu alt geworden sind, obwohl sie eigentlich noch genug Profil hätten. Aber: Man muss sehr genau schauen, welchem Fabrikat man sein Vertrauen schenkt.
Das Testteam (bestehend aus ACE, ARBÖ und GTÜ) hat auf einem VW T-Roc neun Ganzjahresreifen in der Dimension 215/50 R 18 unter die Lupe genommen. Die Bandbreite reicht von Premiumherstellern wie Pirelli oder Goodyear hin zu preisgünstigeren Alternativen von Maxxis oder Toyo. Die Winter-Tests fanden auf dem Arctic-Falls-Testgelände in Schweden statt, die Sommer-Tests auf dem ATP-Gelände im niedersächsischen Papenburg.
Im Schnee
Hier wurden verschiedene Gefahrensituationen getestet. Bei der Vollbremsung aus 40 km/h auf schneebedeckter Fahrbahn liegen noch alle Reifen mit 19,4 (Falken) bis 20,9 (Pirelli) Metern nah beieinander. Zum Vergleich wurde außerdem der letzte Sommerreifen-Testsieger aufgezogen. Das Ergebnis macht deutlich, wie gefährlich es ist, im Winter mit den falschen Pneus unterwegs zu sein: Bis der Wagen zum Stehen kommt, legt er 51,8 Meter zurück – mehr als doppelt so viel wie die Ganzjahresreifen.
Beim nächsten Szenario, dem Anfahren im Schnee, teilt sich das Feld weiter auf: Der Reifen von Michelin benötigt nur 23,3 Meter um 30 km/h zu erreichen, Toyo landet mit 27,5 Metern auf dem letzten Platz. Im Handling überzeugen vor allem Michelin und Continental: Sie zeigen lediglich leichtes Untersteuern in Kurven, sind ansonsten präzise zu lenken mit einer guten Seitenführung. Verlierer ist Toyo, der zu wenig Seitenführung besitzt und deutlich übersteuert.
Bei Nässe
Beim Bremsen auf nasser Fahrbahn führt Continental klar: Aus 80 km/h kommt er schon nach 29 Metern zum Stehen. Dicht gefolgt von Pirelli und Bridgestone, die jeweils 29,9 Meter benötigen. Auf dem letzten Platz landet erneut Toyo mit einem Bremsweg von 33,5 Metern.
Im Handling stechen gleich drei Reifen hervor: Goodyear, Pirelli und Continental sind allesamt präzise zu fahren, es kommt lediglich zu leichtem Untersteuern in den Kurven. Am schwächsten schneiden Michelin, Bridgestone, Falken und Toyo ab. Beim Aquaplaning fahren sich alle solide, sodass es keine Ausreißer nach unten gibt.
Auf trockener Fahrbahn
Der mitgelaufene Sommerreifen liefert mit einem Bremsweg von 30,6 Metern einen Top-Wert, an den auch kein getesteter Allwetterreifen herankommt. Auf trockener Fahrbahn wendet sich auch das Blatt für den bislang letztplatzierten Toyo: Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h benötigt er nur 36,7 Meter bis zum Stillstand. Besser schneiden lediglich Pirelli (35,6 Meter) und Continental (36,1 Meter) ab. Schlusslichter sind Goodyear und Falken mit je 42 Metern sowie Vredestein (42,4 Meter). Zwischen dem Erst- und Letztplatzierten liegen 6,8 Meter – das entspricht einem langen Kastenwagen. Beim Handling liegen alle Kandidaten nah beieinander.
Fazit des Ganzjahresreifentests
Ganzjahresreifen müssen Alleskönner sein. Diese Balance schafft am besten der Testsieger Continental, dicht gefolgt von Michelin. Falken ist dagegen stark im Winter, aber schwach im Sommer. Und Toyo punktet im Trockenen, ist sonst das Schlusslicht.
Drei Reifen sind immer noch empfehlenswert und liegen nach Punkten gleichauf auf Platz drei: Bridgestone, Goodyear und Pirelli.
Vier bezeichnet das Testteam als bedingt empfehlenswert: Vredestein, Maxxis, Falken und Toyo. Durchgefallen ist keiner.
Und noch ein Ergebnis zeigt sich klar und deutlich: Sommerreifen sind im Winter höchst gefährlich.
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