Autoimmunkrankheiten

Die Schilddrüse leidet heute anders als früher

Gesund
16.09.2024 06:30

Einen Kropf (Struma) sieht man heute nur noch selten, auf dem Vormarsch sind allerdings Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow und die chronische Immunthyreoiditis, auch Hashimoto-Thyreoiditis genannt. Doch es gibt moderne Behandlungsmöglichkeiten.

Über Jahrhunderte war Österreich Jodmangelgebiet, eine krankhaft vergrößerte Schilddrüse (Struma, früher: Kropf) ein Volksleiden. „Seit Einführung der Speisesalzjodierung hat sich das Bild der Schilddrüsenerkrankungen allerdings völlig geändert“, erklärt der Wiener Nuklearmediziner Univ.-Doz. Dr. Georg Zettinig. „Aggressive Karzinome gibt es heute fast gar nicht mehr. Auch die große Struma, die man auf historischen Abbildungen findet, ist heute selten geworden. Stattdessen haben Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse zugenommen, im Wesentlichen zwei Formen: Morbus Basedow und die chronische Immunthyreoiditis, auch Hashimoto-Thyreoiditis genannt.“

Morbus Basedow nimmt zu
Bei Morbus Basedow kommt es zur Produktion bestimmter Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Bestandteile der Schilddrüse (SH-Rezeptor-Antikörper = TRAK). Diese führen zu Entzündung, vermehrter Hormonproduktion und Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

Doz. Zettelnig: „Die Ursachen für Basedow sind vielfältig und umfassen genetische Veranlagung, Umwelteinflüsse wie Nikotin und Jod oder auch emotionale Belastungssituationen.“ Es kommt übrigens nicht zwangsläufig zur Beteiligung der Augen, nur bei vereinzelten Patienten stellt das ein Problem dar. Behandelt wird mit Medikamenten, die die Schilddrüsenhormonproduktion blockieren. Zusätzlich ist oft eine begleitende Behandlung des Herzrasens mit Betablockern nötig.

Hashimoto betrifft oftmals Frauen
Weitaus häufiger tritt die chronische Immunthyreoditis (Hashimoto) auf, welche schleichend über Jahre verläuft. Auch hier spielt genetische Veranlagung eine Rolle. „Die erste Entzündungsreaktion kann anfangs am besten im Ultraschall beurteilt werden, bestimmte Antikörper (TPO, Thyreoglobin) lassen sich oft erst Jahre später im Blut nachweisen. Nach weiterer Zeit kommt es daraufhin zur Ausbildung einer Schilddrüsenunterfunktion“, erläutert der Nuklearmediziner.

Bei positivem Test auf TPO-Antikörper kann etwa das Spurenelement Selen gegeben werden, das den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst. Spätestens bei einer deutlich erkennbaren Schilddrüsenunterfunktion müssen (meist) lebenslang entsprechende Hormone eingenommen werden.

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