EU hinkt hinterher

Warum China die europäische Autoindustrie bedroht

Wirtschaft
12.09.2024 17:40

Mit drastischen Zahlen zeigte Luca de Meo, Präsident des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA und Chef der Renault-Gruppe, bei den Wiener Elektro Tagen auf, warum die europäische Autoindustrie der chinesischen gerade hinterherhinkt. Kurzum: Die Chinesen sind schneller und billiger.

Die Informationen, die de Meo in Wien präsentierte, machen deutlich, warum China derzeit auf der Überholspur ist und Europa in der Sackgasse: Die Entwicklungszeit für neue Pkw liegt im Reich der Mitte bei lediglich zwei Jahren. Und es gibt dort einen Kostenvorteil bei Elektroautos von 25 Prozent. Anbieter wie zum Beispiel BYD kontrollieren einen Großteil der Wertschöpfungskette selbst, andere wie Xiaomi punkten mit der Vernetzung von Smartphone-Technologie und Automobilen.

Die Chinesen sind diejenigen, die die neuen Regeln definieren
Wichtig sei laut de Meo für die Europäer, auf die eigenen Stärken zu vertrauen und gleichzeitig von den neuen Anbietern aus China, insbesondere bei den Themen Entwicklungsgeschwindigkeit und Software, zu lernen: „Seit 150 Jahren ist die Automobilindustrie eine Säule des europäischen Wohlstands. Heute haben wir die Verantwortung, die Fakten zu betrachten, um die richtige Diagnose zu stellen und Lösungen zu finden. Der Schwerpunkt hat sich in Richtung China verlagert. Die Chinesen sind diejenigen, die die neuen Regeln definieren. Sie kommen mit einem Appetit und einer Leidenschaft, die uns inspirieren sollten.“

Luca de Meo, Präsident des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA und Chef der Renault Group, sprach Klartext. (Bild: Barbara Nidetzky)
Luca de Meo, Präsident des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA und Chef der Renault Group, sprach Klartext.

Man solle sich keine Illusionen machen. De Meo: „Der Übergang zu Elektrofahrzeugen wird eine Herausforderung sein. Die Europäer müssen ihr Bestes geben, indem sie Innovationen entfesseln, das Wettbewerbsproblem angehen und vor allem, indem sie als Team spielen.“

Andreas Martin, Veranstalter der Wiener Elektro Tage, Wirtschaftsminister Martin Kocher, Burghauptmann Reinhold Sahl und Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (von links) (Bild: Martin Nussbaum)
Andreas Martin, Veranstalter der Wiener Elektro Tage, Wirtschaftsminister Martin Kocher, Burghauptmann Reinhold Sahl und Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (von links)

Wochenend-Veranstaltungen abgesagt
Bei der Eröffnung der Elektro Tage am Wiener Heldenplatz (wegen Schlechtwetters wurden die Wochenend-Veranstaltungen allerdings bereits abgesagt, ein Stattfinden am Freitag ist fraglich) waren neben Veranstalter Andreas Martin von Porsche Media auch Wirtschaftsminister Martin Kocher und Finanzstadtrat Peter Hanke dabei, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Mit dabei waren auch Hans-Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Holding Salzburg und Gernot Döllner, Vorstandsvorsitzender der Audi AG.

(Bild: APA/Oliver Berg)

Studie: Verbrenner-Aus könnte bis zu 46.000 Arbeitsplätze kosten
Eine kleine Gegenveranstaltung zu den Elektro Tagen hielten Vertreter der Wirtschaft am Donnerstag ab. Die EU steuert auf ein Verbot von Verbrennern ab 2035 zu. Laut einer neuen Economica-Studie im Auftrag von oecolution stehen in Österreich dadurch bis zu rund 46.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Denn eine Wertschöpfung von 40,1 Milliarden Euro und gesamt 430.000 Jobs hängen an der Automobilindustrie. „Das ist mehr als die Energiewirtschaft oder der Lebensmittelhandel“, so Ökonom Christian Helmenstein. Ein Verbrenner-Aus und mehr Elektro würde diese Industrie zwar nicht ausradieren, doch Helmenstein betont: „Die Rückgänge liegen je nach Zukunftsszenario zwischen 0,8 und 4,1 Milliarden Euro an Wertschöpfung und zwischen 9100 und 45.900 Arbeitsplätzen.“

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