Aktuelle Umfrage der Ärztekammer deckt sich allerdings nicht mit Ergebnissen, die die Krankenhausbetriebsgesellschaft erhoben hat. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher und NEOS-Landessprecherin Claudia Gamon sehen dennoch Handlungsbedarf.
Die Zuständigen der Vorarlberger Ärztekammer schlagen Alarm. Grund dafür sind die Ergebnisse der diesjährigen Ausbildungsevaluierung der Österreichischen Ärztekammer, bei der die Ausbildner an den Vorarlberger Spitälern am schlechtesten abgeschnitten haben. Im westlichsten Bundesland wurden 415 Ärzte in Ausbildung befragt, die Rücklaufquote betrug 76 Prozent.
Mit Ausnahme der Fehlerkultur lagen die Vorarlberger bei allen abgefragten Bereichen (Globalbeurteilung der Ausbildungsstätte, Fachkompetenz, Lernkultur, Führungskultur, Entscheidungskultur, Betriebskultur und evidenzbasiert Medizin) an letzter Stelle. Bei der Beurteilung der acht größten Fächer zeigte sich hingegen ein wenig einheitliches Bild. Während es für die Ausbildung in der Anästhesiologie und Intensivmedizin Bestnoten gab – mit je 5,33 Punkten lag der Wert österreichweit am höchsten – waren die jungen Mediziner mit den Rahmenbedingungen in den anderen Fachabteilungen alles andere als zufrieden.
Unterm Strich wurde die Ausbildung im Ländle mit 4,4 von 6 möglichen Punkten bewertet. Am zufriedensten sind die jungen Mediziner übrigens mit der Ausbildung im Burgenland (4,9 Punkte). Der Österreichschnitt liegt bei 4,63 Punkten.
Obwohl ihr Fachbereich ganz hervorragend abgeschnitten hatte, war Primarärztin Dr. Ruth Krumpholz, Leiterin der Anästhesie am LKH Bludenz und Vorsitzende des Ausschusses für ärztliche Ausbildung in der Ärztekammer, alles andere als zufrieden: „Dieses Ergebnis macht mich fassungslos und zeigt dringenden Handlungsbedarf.“
Personalmangel zieht an Spitälern weite Kreise
Ähnlich sieht dies Dr. Luca Gallastroni, Sprecher der Vorarlberger Turnusärzte. „Die Situation in den Spitälern spitzt sich weiter zu und darunter leidet nun auch die Ausbildungsqualität. Politik und Krankenhausleitung müssen jetzt dringend die nötigen Ressourcen und Rahmenbedingungen für eine Verbesserung der Ausbildung bereitstellen“, resümierte der Turnusarzt.
Erstaunt über die miserablen Werte waren die Verantwortlichen der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) – nicht zuletzt deshalb, weil auch sie laufend die Qualität der Ausbildung überprüfen würden. „Unsere Ergebnisse zeigen ein etwas anderes Bild als jenes der Ärztekammer. Der überwiegende Teil der befragten Ärzte in Ausbildung, rund 80 Prozent, sieht sich von ihren Ausbildungsverantwortlichen ausreichend betreut, konnte die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten lernen und war mit dem Arbeitsklima in der Abteilung zufrieden“, hieß es in einer Presseaussendung der KHBG.
Das Land erleidet durch diese Bewertung einen enormen Imageschaden mit schwerwiegenden Folgen. Der Bericht wird nämlich dazu führen, dass der Ärztemangel noch größer wird.
Claudia Gamon, Landessprecherin der NEOS
Verwiesen wurde zudem auf bereits getroffene Maßnahmen, die – basierend auf den Rückmeldungen der angehenden Mediziner – in den vergangenen Jahren getroffen wurden. Dazu zähle beispielsweise eine „Kämmerer-Funktion“ in der jeweiligen Personalabteilung, eine Mentoring-Stabstelle, eine niederschwellige Supervision sowie häuserübergreifende Stammtische.
NEOS-Chefin Claudia Gamon sieht weiteren Handlungsbedarf. „Das Land erleidet durch diese Bewertung einen enormen Imageschaden mit schwerwiegenden Folgen für unsere Zukunft“, meint sie. Bereits jetzt würden viele junge Ärzte Vorarlberg verlassen und in die Schweiz gehen. „Dieser Bericht wird diese Situation im Land nur noch weiter verschärfen und dazu führen, dass der Ärztemangel noch größer wird“, warnt Gamon.
Luft nach oben ortete die zuständige Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Sie nahm bereits an einem Arbeitstreffen mit Vertretern des Spitalsmanagements und der Ärztekammer teil, um die Ergebnisse der Befragung im Detail zu analysieren. Ein weiteres Treffen wird es in der kommenden Woche geben.
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