Neue Strategie

Einheimischentarife nur noch durch die Vordertür

Tirol
13.09.2024 06:00

Freizeitticket und Co. für alle, nicht nur für Einheimische! So wollen es EU-Vorgaben. Seilbahnbetreiber reagieren mit Vorverkaufsfenstern: Verbilligte Verbundkarten erhält nur, wer vor Ort in Tirol ist.

Mit einer Klage wollte der Verein für Konsumenteninformation erreichen, dass die Verbundkarten Freizeitticket, Regio- und Snowcard allen Menschen offenstehen und nicht nur jenen mit Hauptwohnsitz, Arbeits- oder Studienplatz in Tirol. Vermutet wurde ein Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz.

Vorverkaufsfenster als Neuerung 
Auch auf EU-Ebene sind die Einheimischentarife ins Visier geraten. Die Klage liegt wie berichtet zwar seit Juli auf Eis, die Verbundkarten haben aber trotzdem reagiert und eine – aus ihrer Sicht – praktikable Lösung gefunden: „Die Seilbahnunternehmen sind trotz dieser Situation der Rechtsunsicherheit bemüht, weiter attraktive Bedingungen für die Bevölkerung sicherzustellen. Dazu hat man seitens der Kartenverbünde Vorverkaufsfenster geschaffen, in denen es möglich sein wird, günstige Tarife aufrechtzuerhalten“, betonten am Donnerstag Thomas Schroll, Prokurist beim Freizeitticket, und Reinhard Klier, Tirols Seilbahnsprecher. „Die Bevölkerung, die dieses Angebot nützen will, ist also aufgerufen, rechtzeitig im Herbst zu den Vorverkaufsstellen im Land zu kommen.“

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Ich rechne nicht damit, dass nun viele Vorarlberger und Salzburger nach Tirol fahren, um sich hier eine Verbundkarte zu kaufen. Sie haben ja selber attraktive Skigebiete.

Thomas Schroll, Prokurist

Online-Verkauf fällt weg: Anwesenheit erforderlich
Gleichzeitig wird der Online-Verkauf der Tickets ersatzlos gestrichen. Das bedeutet: Wer ein vergünstigtes Ticket kaufen will, muss rechtzeitig persönlich vor Ort erscheinen. Es sei schwer abzuschätzen, wie viele Karten zusätzlich durch den erweiterten Käuferkreis abgesetzt werden können. „Es ist jedenfalls nicht unser Ziel, möglichst viele Verbundkarten zu verkaufen“, sagt Seilbahnsprecher Klier im Namen aller Betriebe: Denn die Erlöse daraus liegen bis zu einem Drittel unter jenen des regulären Ticketverkaufs.

Thomas Schroll, Prokurist des Freizeitticket Tirol (Bild: Birbaumer Christof)
Thomas Schroll, Prokurist des Freizeitticket Tirol

„Ich rechne nicht damit, dass nun viele Vorarlberger und Salzburger nach Tirol fahren, um sich hier eine Verbundkarte zu kaufen. Sie haben ja selber attraktive Skigebiete“, ist Thomas Schroll überzeugt.

Preissteigerungen im Detail
Die Ganzjahreskarten-Anbieter veröffentlichten am Donnerstag auf ihren Internetseiten ihre jeweiligen Tarife für die Saison 2024/25. Beim Freizeitticket kostet die Erwachsenenkarte im VVK nun 727 Euro. „Mit einer Erhöhung von 6% liegen wir unter den 7,3% Plus bei den Personalkosten. Und die Energiekosten sind immer noch vergleichsweise hoch“, betonte Schroll. Im Normaltarif kostet das Ganzjahresticket nunmehr 872 Euro, die RegioCard 914 Euro und die Snowcard 1124 Euro (VVK 989 Euro). 

Seilbahner warnen vor negativen Entwicklungen
Im Kern geht es bei der Klage darum, dass das Freizeitticket nur von Personen mit Wohnsitz in Tirol erworben werden kann, was nach Ansicht des VKI rechtswidrig ist. „Unterschiedliche Rechtsmeinungen und Klagen führen zwangsweise zu negativen Entwicklungen bei den Tarifsystemen der Seilbahnunternehmen und es wird zu Änderungen bei den Ticketpreisen kommen“, erläuterte Seilbahnsprecher Reinhard Klier.

Ball liegt klar bei der Politik
Die Klage sei zwar ruhend gestellt worden, aber der grundsätzliche Vorwurf des Geoblockings bleibe im Raum stehen und von VKI und von der Finanzprokuratur ausgelöste Diskussion erfordere dringenden Handlungsbedarf. Die Geoblocking-Verordnung der EU verbietet seit 2018 die Diskriminierung nach Staatsangehörigkeit, Wohnsitz oder Niederlassung. Reinhard Klier sieht „den Ball klar bei der Politik“.

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