Campbell-Berater weiß:

„Dann wird Eileen nur sehr schwer zu halten sein“

Eileen Campbell avancierte in den letzten Monaten zur ÖFB-Toptorjägerin.

(Bild: GEPA pictures)

Michael Hoffmann betreut mit seiner Agentur Acorado Sports Bayern-Star Lea Schüller und Ex-Altacherin Eileen Campbell – und das halbe ÖFB-U20-Team. Die „Krone“ bat den etwas anderen Spielerberater nun zum Gespräch, in dem der international ausgezeichnet vernetzte Bremer gleich mehrfach aufhorchen ließ. 

Krone: Herr Hoffmann, mit Ihrer Agentur Acorado Sports betreuen Sie elf Spielerinnen des ÖFB-U20-Teams, das bei der WM in Kolumbien für Furore gesorgt hat. Wie kommt man als Bremer zu so vielen Österreicherinnen?

Michael Hoffmann: Ich habe seit Kindesbeinen ein Naheverhältnis zu Österreich und verbringe jeden Urlaub dort. Zudem verbindet mich mit Andreas Herzog eine lange, sehr persönliche Geschichte. Aber ich habe diese Spielerinnen natürlich nicht nur unter Vertrag, weil ich Österreich mag, sondern weil ich überzeugt bin, dass die Ausbildung mit der Akademie ein sehr gutes Modell ist. Ein anderer Punkt ist die gemeinsame Sprache. Gerade bei kleineren deutschen Klubs funktioniert die Integration da um vieles leichter.

Michael Hoffmann im Kreise eines Teils „seiner“ ÖFB- U20-Spielererinnen.

(Bild: Acorado Sports)

War das auch ein Grund, warum Sie Ihre Klientin Eileen Campbell vom SCR Altach nach Freiburg gelotst haben?

Von Eileen halte ich sehr, sehr viel. Ich bin überzeugt, dass ich ihren Traum erfüllen kann und sie zukünftig einmal für einen großen englischen Klub spielen wird. Aber alles zu seiner Zeit. Es war wichtig, sie in einem ersten Schritt zu einem deutschen Verein zu bringen, der nicht um Titel oder gegen den Abstieg spielt. Einen Klub, bei dem sie genug Spielzeit hat, aber nicht sofort raus ist, sollte sie einmal zwei Spiele nicht gut performen. In meinen Augen liegt meine Aufgabe darin, den Spielerinnen zu sagen: „Ich habe das Gefühl, jetzt bist du so weit.“ Oder eben nicht. Für Eileen wird es in dieser Saison wichtig, ihre positiven Ansätze zu bestätigen, sich weiter zu verbessern. Bringt sie diese Leistung, die sich schon öfters im ÖFB-Team gezeigt hat, wird es für Freiburg wohl sehr schwierig, sie über diese Spielzeit hinaus zu halten. Besonders deshalb, weil es ja schon großes Interesse deutscher Topklubs gegeben hat und auch schon ausländische Vereine um sie gebuhlt haben.

Michael hat jetzt schon sehr viel für mich getan und ich freue mich auf alles, was noch kommt. Er ist ein Supertyp und ich könnte mir keinen besseren Berater wünschen.

ÖFB-Teamstürmerin Eileen Campbell

80 Prozent Ihrer Fußball-Klienten sind weiblich. Woher kommt Ihre Begeisterung für den Frauen-Kick?

Bei Acorado arbeiten wir auch mit Handballern, Reiterinnen oder Motorsportlern zusammen. Als aber Lea Schüller als erste Fußballerin zu mir gekommen ist, hat sich der Fokus der Agentur zu wandeln begonnen, mit dem Ziel eine der stärksten Adressen im Frauenfußball zu sein. Was diesen Sport für mich so einzigartig macht, ist die Bodenständigkeit und Fan-Nähe der Spielerinnen. Da sind auch bei Partien der deutschen Nationalmannschaft eine halbe Stunde nach Abpfiff die Mädels noch im Stadion, um Autogramme zu geben, Fotos zu machen. Auf den Rängen sitzen viele Familien, du hast einen hohen Frauenanteil und eine wirklich positive Stimmung. Das hat mich vom ersten Tag an so begeistert, dass ich heute froh bin, ein ganz kleiner Teil dieser Karrieren zu sein. Das berührt mich und ist meine Motivation und Leidenschaft, warum ich jedes Wochenende unterwegs bin in den Fußballstadien, um die Spielerinnen zu besuchen, das ist meine positive Verrücktheit. Ich bin da sehr dankbar, dass meine Familie dieses – sagen wir – professionelle Hobby teilt.

Reich wird man in dem Fall damit aber nicht, oder?

Wir wissen alle, dass im Männerfußball andere Dimensionen herrschen als bei den Frauen. Im Männerfußball hoffen viele Berater darauf, irgendwann den großen Lottogewinn zu machen. Diesen Lottogewinn gibt es im Frauenfußball aber aktuell nicht. Wir reden hier nicht von Millionenbeträgen, sondern davon, dass sich viele Frauen neben dem Fußball noch etwas dazuverdienen müssen, um ihren Traum von der Profikarriere leben zu können. Da kann man sich ausrechnen, was für den Berater übrig bleibt. Ich bin seit zwei Jahrzehnten im Management großer Aktiengesellschaften, war elf Jahre Präsident der norddeutschen Luft- und Raumfahrindustrie und zwei Jahre Repräsentant der US-amerikanischen Stadt Savannah. Deshalb steht für mich das Finanzielle nicht im Vordergrund und ich kann mit der Agentur meine eigene Philosophie verfolgen, bei der ein wichtiger Punkt auch die Karriere nach der Karriere ist. Dank meines Netzwerks kann ich meinen Klientinnen da ganz andere Chancen eröffnen.