Der infernalische Schlüsselroman „Holzfällen“ mit Nicholas Ofczarek und Franui als Ausnahmeereignis an der Burg.
Ein großer Text, ein großer Schauspieler: Mehr braucht es im Glücksfall nicht für ein Ereignis. Der Glücksfall tritt in den Gestalten von Bernhards infernalisch-melancholischem Roman „Holzfällen“ und des Ensemble-Riesen Nicholas Ofczarek ein. Inmitten fordernder Drehverpflichtungen hat er die höllische Musikalität der Bernhard’schen Prosa mit der kongenialen Musikbanda Franui in eine durchkomponierte Lesung von zweieinhalb Stunden verwandelt. Man möchte auf keine Minute verzichten.
„Holzfällen“ war 1984 Gegenstand eines Skandals, dessen Protagonisten vergessen sind. Stumm vor Abscheu in einem Ohrensessel versunken, hat der autobiografische Ich-Erzähler das „künstlerische Abendessen“ der Parvenu-Familie Auersberger erlitten. Daheim wütet er nun gegen den geblähten Burgschauspieler, die penetrante Romancière (Jeannie Ebner) und das Gastgeberpaar. Hinter dem verbergen sich die Lampersbergs, die auf dem Kärntner Gut Tonhof mäzenatisch der Avantgarde der Fünfzigerjahre auf die Beine halfen.
Am leidenschaftlichsten (auch in erotischen Belangen) nahm sich das Paar des jungen Bernhards an. Seine hasserfüllten Anmerkungen 30 Jahre später führten zur Beschlagnahme des Buchs. Ofczarek mobilisiert alle Verwandlungskunst und Sprachvirtuosität, er rezitiert den Text auf die Himalaya-Höhe triumphierender Zerstörungswut und findet Ruhepunkte in der Trauer um eine gescheiterte Tänzerin, die sich erhängt hat, obwohl sie mehr wert war als die gesamte Kulturblase. Grandios.
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