AMA-Kontrolle

„Jede Kuh hat ihren ganz eigenen Charakter“

Oberösterreich
15.09.2024 11:20

Rund 22.000 Milchviehbetriebe sind in Österreich im AMA-Gütesiegel-Programm und werden einmal im Jahr genau unter die Lupe genommen. Die „Krone“ durfte bei einer Kontrolle im Eferdinger Becken dabei sein und dem Kontrolleur bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.

Ein weißer Schutzanzug und blaue Einweg-Schuhüberzieher sind für Matthias Fröschl Pflicht, wenn er einen Bauernhof besucht. In den vergangenen drei Jahren hat er als Kontrolleur rund tausend Bauernhöfe in ganz Österreich genauer unter die Lupe genommen – mittlerweile ist er im Qualitätsmanagement der AMA-Marketing im Bereich Milchviehbetriebe tätig.

Notfall wird Betrieb gesperrt
Bei einem „Krone“-Lokalaugenschein am Bauernhof der Familie Greinöcker im Eferdinger Becken schlüpfte er noch einmal in seine alte Rolle zurück. „Eine Kontrolle dient oft als Reminder für Verbesserungen. Schwerwiegende Abweichungen kommen sehr selten vor, hab’ ich persönlich nur einmal gehabt. Da war wirklich Feuer am Dach. Im Notfall können wir einen Betrieb für die AMA-Lieferung sperren lassen“, erklärt Fröschl beim Rundgang durch den Stall.

Landwirtin Christine Greinöcker bei der täglichen Arbeit. (Bild: Wenzel Markus)
Landwirtin Christine Greinöcker bei der täglichen Arbeit.

Optische Begutachtung
Bei der optischen Begutachtung für das Gütesiegel „Tierhaltung plus“ legt er sein Augenmerk etwa auf den allgemeinen körperlichen Zustand der 40 Milchkühe, den Fell- und Klauenzustand, sowie auf die verpflichtenden zwei Ohrmarken. „Auch die Beschaffenheit der Liegebox wird kontrolliert, schließlich liegt die Kuh die meiste Zeit herum. Auch eine Kratzbürste für die Tiere ist verpflichtend“, sagt Fröschl, während er diesen Punkt auf seiner Checkliste abhakt.

Eine Kratzbürste ist Pflicht. (Bild: Wenzel Markus)
Eine Kratzbürste ist Pflicht.

Maximal 24 Stunden zuvor angekündigt
Der nächste Weg führt ihn in den Melkbereich und in den Milchlagerraum. „Alle zwei Tage wird die Milch abgeholt und in die Molkerei gebracht“, erklärt Landwirt Christian Greinöcker. Zum Abschluss steht die Dokumentenprüfung am Programm. „Da geht es darum, ob die gelieferten Futtermittel auch wirklich gentechnikfrei sind und die Viehverkehrsscheine werden angeschaut“, so Fröschl. Im Schnitt dauert die jährliche Inspektion ein bis eineinhalb Stunden und wird maximal 24 Stunden im Vorhinein angekündigt. Im Verdachtsfall kann der Kontrolleur aber auch unangekündigt am Bauernhof vorbeischauen. In diesem Fall ist das nicht nötig, wurden keine Beanspruchungen gefunden.

AMA-Gütesiegel

Beim AMA-Gütesiegel muss die Milch in Österreich gemolken und verarbeitet werden. Darüber hinaus müssen diverse Bestimmungen betreffend Futtermittel, Tierhaltung, Stalleinrichtungen, Melkanlage, Milchlagerung, Reinigung und Hygiene eingehalten werden. Eine gentechnikfreie Fütterung ist bei Rohmilch, die zu Milchprodukten verarbeitet wird, eine Voraussetzung. Rund 22.000 Milchviehbetriebe sind in Österreich im AMA-Gütesiegel-Programm, 55 Prozent der Betriebe werden als Nebenerwerb geführt.

Das Ehepaar ist die Kontrollen bereits gewohnt: „Vergangenen Herbst war die Amtstierärztin da, hat von den Tieren Blutproben genommen. Wir haben eine große Freude an unserer Arbeit. Jede Kuh hat nicht nur ihren Namen, sondern auch ihren ganz persönlichen Charakter“, so Christian, der 2009 den Betrieb seiner Eltern übernommen hat, mit Kühen aufgewachsen ist. 2020 folgte schließlich der Umbau zu einem Laufstall mit 40 Milchkühen.

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