„Schneiders Brille“

Der private Weltraum

Vorarlberg
17.09.2024 12:55

Mit den Ambitionen Elon Musks im All beschäftigt sich Autor Robert Schneider in seiner jüngsten Kolumne. Dass der Unternehmer und Milliardär Satelliten ins All schickt, kann er nachvollziehen. Die Aufregung um den ersten privat finanzierten Weltraumspaziergang hingegen nicht.

Mir sind die Weltraumambitionen von Elon Musk suspekt, abgesehen von den insgesamt 42.000 Starlink Satelliten, die er in den kommenden Jahren ins All schicken und mit welchen er überall auf der Erde ein schnelles Internet bereitstellen will.

Da geht es um Kohle, Macht und Kontrolle. Das kann ich nachvollziehen. Aber erneut auf dem Mond landen zu wollen, dort ein Habitat zu errichten, um dann weiter nach dem Mars zu reisen, ist mir unbegreiflich. So ein Traum müsste eigentlich ausgeträumt sein.

Nicht für Musk. Er, der vor Jahren in der US-Talkshow „60 Minutes“ angab, dass die Astronauten Neil Amstrong oder Gene Cernan zu seinen ganz großen „Heroes“ zählen, musste sich genau von jenen Helden anhören, dass sie sich überhaupt nichts von einer kommerziellen Eroberung des Weltraums erwarten.

Das rührte Musk damals zu Tränen. Es muss ein Déjà-vu-Erlebnis für ihn gewesen sein, ein Kindheitsmoment, wo der Sohn vom Vater gedemütigt wird und erkennen muss, dass er immer in seinem Schatten stehen wird, egal, was er im Leben auch zuwege bringt.

Nun ist Musks „SpaceX“, sprich der Besatzung der „Polaris-Dawn“-Mission, vergangene Woche die erste EVA geglückt, also ein Außenbordeinsatz oder Weltraumspaziergang. Den unternahm allerdings schon der russische Kosmonaut Alexei Leonow im Jahr 1965, festgezurrt an einer viereinhalb Meter langen Sicherheitsleine. Im selben Jahr machte es ihm der Amerikaner Edward H. White nach, und zwar auf der „Gemini 4“-Mission.

Wie lässt Musk das Manöver feiern, das schon seit Jahrzehnten Usus ist und eigentlich niemanden hinter dem Ofen hervorlockt? „SpaceX“ verkündet das so: „Es ist der erste privat finanzierte Weltraumspaziergang der ganzen Raumfahrtgeschichte.“ Geht es jetzt um den Weltraum oder um privates oder öffentliches Geld? Wo ist die Sensation?

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