Der neue Mini Cooper S ist der stärkste Cooper S ever. Ist er deshalb auch der beste? Oder hat er an anderer Stelle verloren? Spoiler: Ja, hat er. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl klärt hier oben im Videofahrbericht, was der kleine Spaßbolzen kann - und wo es hapert.
Optisch bleibt er sich definitiv treu: Der Mini schaut nach wie vor aus wie ein Mini. Etwas modernisiert hie und da, mit Matrix-Heckleuchten, die lustige Lichtspiele beherrschen, vorn mit drei Tagfahrlichtsignaturen und dem kleinsten Radar-Plastikfeld, das die BMW Group gerade in Verwendung hat.
Mit 2,88 Meter ist er nur eine Spur länger als der Vorgänger, der Radstand bleibt mit 2,50 m gleich. Heißt: ein Kofferräumchen von 210 Litern (davon ein großer Teil unter dem nicht variablen doppelten Boden) und zwei Rücksitze buchstäblich ohne Beinfreiheit, wenn die Vorderleute größer sind als einssechzig. So weit, so Mini.
Im Innenraum haben die Designer auf Biegen und Brechen versucht, die Mini-ness superzumodernisieren. Es dominiert eine runde OLED-Touchscreenscheibe mit 24 Zentimeter Durchmesser, die angenehmerweise ein Metallgehäuse hat und sich entsprechend stabil anfühlt, wenn man sich am Rand festhält, um während der Fahrt zielsicher zu tatschen. Zielsicher wäre noch einfacher, wenn das Bediensystem und vor allem die Anordnung der diversen Elemente auf dem runden Bildschirm übersichtlicher wäre. Eckig lässt sich leichter so strukturieren, dass man sich intuitiv auskennt.
Einen Tacho hinterm Lenkrad gibt es nicht, nur optional ein Head-up-Display, das in einer hochklappbaren Plastikscheibe angezeigt wird.
Die lustigen Kippschalter am Armaturenbrett sind verschwunden. Stattdessen ist da ein kleines Panel mit Schaltern für Start, Fahrstufe etc., von denen keiner aussieht wie der andere. Da hat sich anscheinend jede/r beteiligte Gestaltende irgendwie verwirklichen dürfen. Im Begleittext ist trotzdem von einer „MINI typischen Kippschalterleiste“ die Rede. Come on!
Ein paar echte Tasten sind darunter angebracht, etwa für den Direkteinstieg ins Antriebsmenü. Top sind die endlich gut zu bedienenden Tasten am Lenkrad (direkt von BMW übernommen).
Wildes Fahrerlebnis, …
204 PS leistet der Zweiliter-Vierzylinder-Benziner im Mini Cooper S. Der hängt gut am Gas, scheint Freude bei der Arbeit zu haben und wuchert mit 300 Nm Drehmoment ab 1450 Touren. Die spürt man bei entsprechendem Abruf deutlich in der Lenkung, denn die Vorderräder zerren wie ein schlecht erzogener Hund, der einer Katze nachjagen will. Wer den Standardsprintwert von 6,6 Sekunden checken will, sollte das Volant also gut festhalten.
Auch schnelle Autobahnfahrten in Deutschland, wo man die 242 km/h Höchsttempo ja stellenweise ausfahren darf, verlangen nach kundigen Händen eines erfahrenen Lenkers. Der Mini läuft nicht gern geradeaus, sondern neigt zu Nervosität.
Alles weder Geheimnis noch Überraschung, sondern von den Mini-Machern als prägende Charaktereigenschaften appliziert. Die Lenkung ist direkt, durchaus gefühlsecht und – auch wenn bei 1285 kg DIN-Gewicht das sprichwörtliche Gokart-Fahrverhalten nur mit viel gutem Willen herauszulesen ist – ein Spaß in engen, verwinkelten Straßen. Nur der Wendekreis von 10,80 Meter überrascht – das sind 20 Zentimeter mehr als eine S-Klasse mit Hinterradlenkung und 10 Zentimeter mehr als beim Opel Astra Kombi (4,64 m lang, 2,73 m Radstand). Da will der Mini also plötzlich erwachsen sein.
…aber es fehlt was
Das Jugendlich-Wilde hat der Mini Cooper S bei allem Fahrspaß abgelegt. Es gibt keinen Handschalter mehr und es gibt keine serienmäßigen Schaltpaddles.
Und noch etwas fehlt: Motorsound. Es lässt sich über den Touchscreen zwar ein künstliches Geräusch zuschalten, aber das klingt eben genau so: künstlich. Das Auspuffploppen, das früher zu hören war, wenn man vom Gas ging, ist völlig verschwunden, also auch nicht als Zuspielung über die Lautsprecher abrufbar (der neue 1er-BMW kann das allerdings, also wer weiß, was da noch kommt).
Andererseits kann viel drin sein
Der Mini lässt sich beinahe ausstatten wie ein Oberklasseauto, bis hin zum Quasi-Autopiloten. Lediglich LED-Matrixscheinwerfer sind nicht erhältlich.
Billig war er noch nie
Das Basismodell des Mini Cooper S steht mit knapp 34.500 Euro in der Preisliste, der Mini Cooper C mit 156-PS-Dreizylinder kostet knapp 30.000 Euro. Die Aufpreisliste ist überschaubar, weil alles in Styling- und Ausstattungspaketen zusammengefasst ist. So kommt der Testwagen auf rund 45.000 Euro. Wer es darauf anlegt, kommt locker auch auf über 50.000 Euro. Zur Serienausstattung gehören Armauflage vorn, Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat, Parking Assistant mit Parkpiepsern und Rückfahrkamera, Driving Assistant und der OLED-Screen mit Navi.
Mit Elektroantrieb ist der Mini übrigens auch zu haben. Dann kommt er aber aus China statt aus Oxford und steht statt auf einer BMW-Plattform auf einer des China-Konzerns Great Wall Motor. Optisch unterscheiden sie sich kaum. Basispreis: knapp 33.000 Euro.
Fahrzit
Der Hersteller spricht von der fünften Generation des Mini. Eigentlich ist es die vierte, wenn man nur die unter BMW-Ägide aufgelegten Modelle zählt. Aber das nur am Rande. Der neue Mini Cooper S ist definitiv noch immer ein spaßiges Auto, allerdings hat er einiges an Charakter eingebüßt. Aber niedlich ist er noch immer. Und lustig fahren kann er auch noch.
Warum?
Er fährt wild, aber schnell
Noch immer unverwechselbar
Warum nicht?
Er hat an Charakter eingebüßt – vor allem beim Sound.
Oder vielleicht …
… doch den elektrischen?
Kommentare
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