Ein 82-Jähriger erschoss seine Ehefrau und sich selbst, ließ seine beeinträchtigte Stieftochter am Leben. Doch sie starb einsam im Keller des Hauses. Die Obduktion wird vieles klären, aber eine wichtige Frage bleibt: Hoffte der Oberösterreicher, dass die 57-Jährige rechtzeitig gefunden wird?
Warum musste Sylvana im Keller des schmucken Einfamilienhauses etwas außerhalb von Perg sterben? Die 57-jährige, nach einem Zeckenbiss im Jugendalter schwer beeinträchtigte Mühlviertlerin, ist vermutlich verhungert und verdurstet, während ihre Mutter (75) und ihr Stiefvater (82) zwei Stockwerke über ihr tot im Schlafzimmer lagen.
Daneben die Waffe, ein Flobertgewehr. Die Spurensicherung ergab, dass Brigitta H. aller Wahrscheinlichkeit nach durch einen Kopfschuss starb. Ebenso ihr Gatte, der sich selbst richtete.
Briefkasten quoll über
Die Tat war vermutlich schon im August passiert, der letzte nachvollziehbare Kontakt zur Familie war am 25. August. Wann Sylvana genau starb, ist noch unklar. Erst am Freitag war – wie berichtet – das Familiendrama bekannt geworden, nachdem sich eine Freundin der 75-Jährigen Sorgen gemacht hatte. Nachbarn hatten sich über die verschlossenen Fensterläden und den überquellenden Briefkasten zwar gewundert, dachten aber, dass die Familie im Waldviertel auf Urlaub sei.
Wann starb wer auf welche Weise?
„Wir hoffen auf Erkenntnisse durch die Obduktion der Leichen. Sie wird Aufschluss über den Hergang der Tat und den Zeitpunkt des Todes der einzelnen Personen geben“, so die Linzer Staatsanwältin Ulrike Breitenender.
„Brigitta hätte Sylvana nie hilflos zurückgelassen“
Vermutlich aber werden einige Fragen für immer ungeklärt bleiben. Etwa, warum der Stiefvater, der unheilbar an Krebs erkrankt war, zwar seine Ehefrau, aber nicht die hilflose Stieftochter mit in den Tod nahm. Hoffte er, dass sie rechtzeitig gefunden und gerettet wird?
Da es keinen Abschiedsbrief gibt, bleibt alles Spekulation. Auch, ob die 75-jährige Ehefrau aus freien Stücken mit in den Tod ging. „Das glauben wir nicht, dann hätte sie doch jemanden informiert, der sich um Sylvana kümmert“, sagen Nachbarn beim Lokalaugenschein. Die Mutter hatte sich seit rund 40 Jahren aufopfernd um die Tochter, die an einer Gehirnhautentzündung fast verstorben wäre, gekümmert, ihr das Gehen und Reden wieder beigebracht.
Fluchtweg wäre offen gewesen
Sylvana war im Keller jedenfalls nicht eingesperrt, als sie im Waschraum entweder stürzte oder aus Entkräftung zusammenbrach und starb.
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