Franz Wölfler:

„Wünsche mir mehr ältere Menschen in der Politik“

Vorarlberg
27.09.2024 12:25

Perfekt gekleidet und ganz Gentleman – auf den ersten Blick wirkt Franz Wölfler wie Schauspieler Richard Gere. Dass er sozial und politisch engagiert ist, ist ebenso wenig zu erraten wie sein Alter. Doch mit seinen knapp 75 Jahren ist er der älteste Nationalratskandidat in Vorarlberg.

46 Jahre lang war Franz Wölfler als Exportkaufmann tätig, bereiste viele Länder, lernte die Menschen und ihre Kulturen kennen. Im Ruhestand einfach nichts zu tun, war für den umtriebigen Dornbirner keine Option. Was also tun mit der vielen Freizeit? „Ich wollte mich im Sozialbereich engagieren – und bin seit 2009 quasi Außendienstmitarbeiter der Pensionsversicherungsanstalt“, scherzt er lachend. Elf Jahre lang war er für den Verein „Tischlein deck Dich“ im Einsatz, gab Lebensmittel an Bedürftige aus. Mit älteren Rollstuhlfahrern unternahm er Ausflüge, anderen Senioren brachte er „Essen auf Rädern“.

In der Flüchtlingshilfe aktiv
Seit der Flüchtlingskrise 2016 ist er als Deutschlehrer für Afghanen, Syrer und Ukrainer tätig – er weiß also, wovon er spricht, wenn es um die Themen Migration und vor allem Integration geht. „Speziell in Dornbirn nimmt die Überfremdung zu. Es gibt mehrere Hotspots wie den Bahnhof und ein paar Parks, die ich als kritisch einstufen würde“, meint er. Und ja: Österreich sei langsam an einer Grenze angelangt, wo es nicht noch mehr Flüchtlinge vertrage.

Sachlich und ruhig analysiert der Dornbirner die Flüchtlingsproblematik, fordert mehr Ethik- und Wertekurse, die letztlich für ein besseres Miteinander sorgen sollen. „Ich habe so viele positive Beispiele erlebt und junge Männer kennengelernt, die die Sprache inzwischen perfekt beherrschen, einen Beruf ausüben und ihre Familie gut versorgen.“

Franz Wölfler hat seit seiner Pensionierung die nötige Zeit, um sich politisch zu engagieren. (Bild: Mathis Fotografie)
Franz Wölfler hat seit seiner Pensionierung die nötige Zeit, um sich politisch zu engagieren.

Kurzes Gastspiel bei der Volkspartei
Trotz der vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten findet Franz Wölfler noch genügend Zeit, sich politisch zu engagieren. „Mich bei einer Partei einzubringen, war mir aufgrund meiner Reisetätigkeit nie möglich“, erzählt er. Doch als er drei Jahre nach seinem Pensionsantritt gefragt wurde, ob er sich nicht in der Fraktion der Dornbirner ÖVP einbringen wolle, sagte er zu.

Das Engagement bei den Schwarzen war allerdings nur von kurzer Dauer. „Als Sebastian Kurz die Koalition mit HC Strache eingegangen ist, hat er über alle Köpfe hinweg Zugeständnisse beim Nichtraucherschutzgesetz gemacht. Keiner in der ÖVP hat sich dem entgegengestellt. Das hat mich so sehr geärgert, dass ich aus der Partei ausgetreten bin.“

„Kommunalpolitik ist maßgeschneidert für ältere Menschen“
Wie so manches ehemaliges Mitglied der Volkspartei landete Franz Wölfler wenig später bei den NEOS. „Als die Pinken ihre Fraktion in Dornbirn erweitert haben, habe ich mir gedacht, dass dies meine neue politische Heimat werden könnte – und so war es dann auch.“

Seit fünf Jahren ist Franz Wölfler inzwischen Ersatzmitglied der Dornbirner Stadtvertretung, arbeitet im Wohnungs-, Sozial- und Seniorenausschuss mit. „Kommunalpolitik ist maßgeschneidert für ältere Menschen. Durch die Arbeit in den Ausschüssen können sie das Leben in der Stadt mitgestalten und ihre Meinungen und Erfahrungen einbringen.“ Deswegen möchte er der Kommunalpolitik in jedem Fall treu bleiben.

Doch bevor im Frühjahr die Gemeinderatswahl ansteht, sind noch eine Landtags- und eine Nationalratswahl zu schlagen. Bei Letzterer hat Franz Wölfler zwar nur den letzten Platz auf der Landesliste inne, besonders stolz ist er aber darauf, nicht nur im Ländle der älteste Kandidat zu sein: „Ich bin sogar der zweitälteste männliche Kandidat in ganz Österreich.“

Würde auf das Mandat verzichten
Doch auch wenn er sich geistig und körperlich fit fühlt, strebt der knapp 75-Jährige das Nationalratsmandat keinesfalls an. Im Gegenteil: Er sieht fast ein wenig schockiert aus, als ihm vorgerechnet wird, wie er – rein theoretisch – mit gut 2500 Vorzugsstimmen am pinken Vorarlberger Spitzenkandidaten Johannes Gasser vorbeiziehen könnte. „Wenn das so wäre, würde ich auf das Mandat verzichten, denn niemand ist so geeignet wie der Johannes“, antwortet Franz Wölfler spontan.

Dass er bei den Nationalratswahlen kandidiere, liege vor allem daran, dass er eine reifere Wählergruppe ansprechen möchte: „Die NEOS werden immer als eine Partei der Jungen und der Wirtschaftstreibenden gesehen. Ich bin der lebende Beweis, dass dem nicht so ist.“

Franz Wölfler, der am 21. September seinen 75. Geburtstag feiern wird, hat wenig Wünsche. „Wenn es ein paar ältere Menschen mehr geben würde, die sich politisch engagieren, wäre das schön. Besonders die Frauen sind nicht gut vertreten. Dabei braucht es nur ein wenig Neugierde und Begeisterung.“

Auch wenn er es selbst nicht gerne hört: Die Ähnlichkeit mit Richard Gere ist frappierend. (Bild: Mathis Fotografie)
Auch wenn er es selbst nicht gerne hört: Die Ähnlichkeit mit Richard Gere ist frappierend.

Und wenn seine NEOS den Sprung in die Regierung schaffen würde, wäre das für das ganze Land ein Glücksfall, ist er überzeugt: „Wir sind eine unverbrauchte, unabhängige Bildungs- und Reformpartei.“ Auch seiner Parteichefin Beate Meinl-Reisinger streut der Gentleman, der ein wenig wie Richard Gere aussieht, Rosen: „Sie wäre eine hervorragende Bildungsministerin!“ Inwieweit seine Wünsche in Erfüllung gehen, wird sich dann nach dem 29. September zeigen.

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