„Probleme bekannt“

Nach Hochwasser: Scharfe Töne Richtung Politik

Innenpolitik
17.09.2024 06:00

Nach den katastrophalen Unwettern inszenieren sich Politiker wieder als Retter in der Not. Doch für die Wissenschaft steht fest, dass sie diese Not zum Teil mitverschuldet haben. Eine Analyse.

Traurige und schaurige Tage erschüttern Österreich. Die Hochwasser führen zudem dramatische Versäumnisse vor Augen. Stichwort Zubetonieren. Österreich ist darin Europameister. Nach wie vor. „Das Problem ist seit 15 Jahren bekannt“, betont Klimaforscherin und „Krone“-Kolumnistin Helga Kromp-Kolb.

So viele Hektar Natur werden täglich verbaut
Täglich werden rund 11,5 Hektar des für seine schöne Natur viel gerühmte Land verbaut. Unwiderruflich. Flächen, die auch verantwortlich sind für Entstehen von Hochwasser und Fluten. Weil sie eben kein Wasser aufnehmen können. Kromp-Kolb: „Hauptverantwortlich sind die Landeshauptleute, die das Bodenschutzgesetz erfolgreich verhinderten.“

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Hauptverantwortlich sind die Landeshauptleute, die das Bodenschutzgesetz erfolgreich verhinderten.

Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin und „Krone“-Kolumnistin 

„Von Ideologie getriebene Luftschlösser“
Und die sich nun in der höchsten Not gerne als Retter in ebendieser präsentieren. Dabei blockieren sie regelmäßig die Umsetzung der Zielvorgabe von 2,5 Hektar pro Tag. Es kommen aus den (ÖVP-dominierten) Bundesländern Argumente wie: „Von Ideologie getriebene Luftschlösser“ seien nicht realitätsnahe und weit entfernt vom „Vernunft und Pragmatismus“; oder „eine absolute Zahl schützt noch keinen Hektar Boden.“

Die Gemeindebundpräsidenten der jüngeren Vergangenheit befeuern dieses Narrativ. Zudem schütze man ohne hin landwirtschaftliche Flächen ausreichend.

Österreich mit den meisten Supermärkten
Die Grünen rund um Chef Werner Kogler sind fassungslos, ebenso wie Kromp-Kolb. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse seien eindeutig. Wer verbaut, verliert – zumindest beim Naturschutz. Kromp-Kolb: „Offenbar geht es ohne Zwang nicht. Man muss die Bundesländer bzw. die Landeshauptleute zwingen.“

Helga Kromp-Kolb (Bild: Peter Tomschi)
Helga Kromp-Kolb

Burgenland als positives Gegenbeispiel
Kromp-Kolb erwähnt jedoch auch positive Gegenbewegungen wie im Burgenland. Dort versuche man, gemeindeübergreifend zu agieren, sodass die Verbauung nicht allzu stark überhandnehme. Österreich ist das EU-Land mit den meisten Supermärkten pro Einwohnerzahl (um 50 Prozent mehr als Deutschland). Supermärkte brauchen viel Platz. Auch für Parkplätze. „Es ist ein doppelter negativer Trend zu beobachten. Rund um die Orte entstehen diese Industrieparks, wo man alles bekommt, die Stadtkerne sterben aus.“ Weitere Fakten: Böden sind Top-CO2-Fänger. Bei einer Versiegelung wird einerseits Kohlenstoff freigesetzt, andererseits kann kein weiterer aufgenommen werden.

Kein Umdenken in Sicht
Ob die aktuellen Ereignisse nun ein Umdenken bewirken?  „Ich fürchte nicht“, sagt Kromp-Kolb. „Es gab immer wieder schlimme Ereignisse. Die Ursachen sind bekannt. Geändert hat sich nichts.“ Nach den kommenden Wahlen würden andere Dinge schnell wichtiger sein. „Die Betroffenen aber werden nicht vergessen.“

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