Der Klimawandel ist bei den aktuellen Extremniederschlägen quasi „Beitragstäter". Ursache dürften aber mehrere Faktoren sein, etwa eine Kombination aus einer bestimmten meteorologischen Wetterlage mit Kaltlufteinbruch und dem extrem warmen Mittelmeer.
Letzteres ist zum Teil auf die Klimaerwärmung zurückzuführen, erklärte Douglas Maraun, Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima am Grazer Wegener Center for Climate and Global Change.
Generell führe ein wärmeres Klima zu stärkeren Extremniederschlägen, weil warme Luft deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. „Im aktuellen Fall bedeutet das, dass die Wetterlage, die jetzt über Mitteleuropa zieht, mehr Feuchtigkeit mit sich nimmt, als sie das vielleicht vor 50 Jahren gemacht hätte. Derzeit kommen aber noch andere Faktoren dazu“, so Maraun. Neben der Wetterlage mit einem Kaltlufteinbruch sei das Mittelmeer im Moment extrem warm, wodurch deutlich mehr Feuchtigkeit verdunsten kann.
Klimawandel schlägt durch sauberere Luft voll durch
Die Erwärmung des Mittelmeers wiederum ist laut dem Experten teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen, aber auch auf die deutlich reinere Luft über Europa. Wegen verschärfter Schadstoffregelungen für die Schifffahrt gelange nicht mehr so viel Dreck in die Luft, wodurch weniger Sonnenlicht ins Weltall zurückgestreut werde. Das heize zusätzlich auf. „Bis Mitte der 70er-Jahre wurde der Klimawandeltrend ganz stark durch Luftverschmutzung überlagert. Jetzt schlägt er voll durch, weil die Luft über Europa immer sauberer wird“, so Maraun.
Rätsel um Auslöser der Hitzewellen
Eine offene Frage in der Klimaforschung sei, was die Hitzewellen der vergangenen zwei, drei Jahre ausgelöst habe, die zur Erwärmung der Ozeane führten. „Manche glauben, es ist eine direkte Folge des Klimawandels, manche führen es auf die Luftreinheit zurück. Andere sehen eine Verstärkung durch zufällige natürliche Schwankungen“, verweist er auf das mögliche Zusammentreffen verschiedener Faktoren.
Generell sei der Charakter der Niederschläge sehr stark von natürlichen Schwankungen bestimmt. „Das heißt, wir haben Jahrzehnte, in denen zum Beispiel mehr solche Tiefs durchziehen, und Jahrzehnte, in denen weniger durchziehen. Das ist der Grundton natürlicher Schwankungen im Klimasystem. Und der Klimawandel verstärkt dies jetzt. Die Dürren werden deutlich trockener. Die starken Niederschläge werden intensiver“, so Maraun.
Starkniederschläge werden zunehmen
Im Sommer dürfte die Anzahl der Niederschlagstage insgesamt weniger werden, weil sich die Atmosphäre stabilisiere „und wir stärker unter Hochdruckeinfluss kommen. Wenn wir dann im Sommer Gewitter bekommen, werden diese heftiger.“ Durch den Klimawandel würden sich die Sturmzugbahnen aber wahrscheinlich weiter nach Norden verschieben, wodurch es wiederum etwas weniger solche Wetterlagen wie aktuell geben könnte. Das sei aber noch nicht sicher.
Dass eine wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und dass man davon ausgehe, dass Starkniederschläge in vielen Weltregionen stärker werden, das stehe auch ganz klar im sechstes Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC). Der Rat ist eine in Genf ansässige UNO-Institution. Für ihn tragen Fachleute den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel alle fünf bis sieben Jahre zusammen. Zu Wetterlagen wie der aktuellen gebe es aber noch überraschend wenig Forschung, so Maraun.
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