Der gebürtige Dornbirner Aaron Pilsan konzertiert auf den großen Bühnen der Welt. Am Sonntag trat er auf Einladung der Chopin-Gesellschaft in Feldkirch im Pförtnerhaus auf.
„Chopin plus Virtuosität“, so nannte Aaron Pilsan das anspruchsvolle Programm, das er auf Einladung der Chopin-Gesellschaft am späten Sonntagnachmittag im Pförtnerhaus spielte. Doch bei Aaron Pilsan bedeutet Virtuosität nicht schweißtreibende Mühe, nein, vielmehr hat er diese musikalische Tugend im kleinen Finger. Der junge Mann steht turmhoch darüber und hat somit die Ressourcen, dieses unglaubliche Programm interpretatorisch auszuloten, die Kraft für ausdrucksstarke Nuancen zu finden, Charaktere zu erschaffen und sogar das Publikum das eine oder andere Mal zum Schmunzeln zu bringen, nicht zuletzt mit seinen Moderationen.
Schlichtheit und Lieblichkeit
Pure Virtuosität gab es zu Beginn mit César Francks „Prélude, Choral et Fugue“, aber auch Bewunderung für komplexe harmonische Entwicklungen und eine beeindruckende Architektur dieses 15 Minuten dauernden Werkes. Fast entspannt wirkten dann die Walzer von Chopin und dessen Barkarole in Fis-Dur. Da zeigten sich ganz andere Seiten Aaron Pilsans, denn da erlebte man Schlichtheit und Lieblichkeit in idealer Mischung.
Ein regelrechtes Mammutwerk folgte nach der Pause mit Robert Schumanns Zyklus „Carnaval“ Opus 9. Wie auf einem imaginären Ball lässt Schumann, damals 24-jährig, verschiedene erfundene und reale Figuren vorbeitanzen: seine beiden Alter Egos Eusebius und Florestan ebenso wie Paganini, Liszt oder Chopin, vor allem aber die beiden Frauen, zwischen denen er damals stand. Zum einen erscheint die künftige Ehefrau Clara, aber im Zentrum steht Ernestine von Fricken, deren Wohnort Asch die kompositorische Grundlage dieser Komposition bildet – er lässt sich in vier Noten (a-s-c-h) ausdrücken.
Aaron Pilsan stellt diese Töne an ihrer Stelle mitten im Zyklus publikumswirksam vor, denn er schlägt sie nicht auf der Tastatur an, sondern zupft sie im Korpus des Flügels. Schumanns „Carnaval“ wird bei anderen Pianisten schnell einmal langatmig, aber nicht bei Pilsan. Er charakterisiert jeden Abschnitt so sinnfällig, dass das Ganze keinen Moment langweilig wird.
Sehr sinnlich und auch virtuos zeigten sich die beiden abschließenden Werke, Alfred Grünfelds „Soirée de Vienne“ mit Themen aus Johann Strauß’ „Fledermaus“ und die „Rigoletto-Paraphrase“ von Franz Liszt. Seine Bandbreite zeigte Aaron Pilsan auch mit seinen Zugaben: Nach Schumanns zarter „Arabesque“ folgte die fetzige Version von Mozarts „Türkischem Marsch“, die Pianistenkollege Fazil Say geschaffen hat.
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