Lage bleibt angespannt

Unwetter in NÖ: „Es ist noch lange nicht vorbei!“

Niederösterreich
17.09.2024 10:13

Das verheerende Unwetter hatte Niederösterreich vier Tage lang im Griff – aber es wird uns noch lange nicht loslassen. Denn auch wenn vielerorts die Pegel sinken, ist die Gefahr von Hangrutschungen und Muren groß. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettung, Polizei und dem Bundesheer sind auch am Dienstag mit 33.000 Helfern im Einsatz.

„Der Regen lässt Gott sei Dank nach“, sagt eine sichtlich erleichterte Johanna Mikl-Leitner am Dienstagvormittag nach der Krisenstabssitzung im Tullner Sicherheitszentrum. Jedoch: „Die Gefahr ist noch nicht gebannt“, so die Landeshauptfrau. Die Lage ist immer noch angespannt, vor allem in den Bezirk Tulln, St. Pölten und Melk. In der Nacht mussten hunderte Menschen aus insgesamt sieben Ortschaften im Tullnerfeld evakuiert werden.

Das menschliche Leid stellte die Landeschefin besonders in den Fokus: „Viele Niederösterreicher stehen jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz.“ Ihnen verspricht sie möglichst rasche Hilfe aus dem Katastrophenfonds, um zumindest den finanziellen Druck zu nehmen. Ein entsprechender Beschluss der Landesregierung soll noch heute in St. Pölten fallen. Auch die Schadensbegutachtungstrupps werden bereits formiert, sie sollen ausrücken, sobald es die aktuelle Gefahrensituation zulässt.

Schäden enorm, Straßen gesperrt
Denn das Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. Für Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf gilt es vorrangig, zwei große Brocken zu beseitigen: Das sind zum einen die Straßensperren, die zur Stunde 271 Verbindungen betrifft. Auch die Weststrecke der Bundesbahnen ist noch unpassierbar. Zum anderen gilt es, die Schäden am Hochwasserschutz und den teils undichten, teils gebrochenen Dämmen so rasch als möglich zu reparieren. „Wenn in ein paar Tagen oder Wochen die nächsten Niederschläge kommen, muss das Wasser wieder abfließen können“, warnt Pernkopf, dass dann bereits geringere Regenmengen zu Überflutungen führen könnten.

Mikl-Leitner, Pernkopf und Fahrafellner mit Vertretern der Einsatzkräfte am Dienstag in Tulln. (Bild: NLK Burchhart)
Mikl-Leitner, Pernkopf und Fahrafellner mit Vertretern der Einsatzkräfte am Dienstag in Tulln.

Zahlen, die betroffen machen
Landesweit sind alleine am Montag elf Dämme gebrochen, insgesamt liegt die Zahl hier somit bei 21. 26 Gemeinden waren Dienstagfrüh von der Außenwelt abgeschnitten, 22 Orte waren ohne Wasser, 14 ohne Kanal. Und 2400 Haushalte müssen derzeit ohne Strom auskommen. 2240 Personen mussten aus 1120 Haushalten evakuiert werden, 49 Betroffene sogar per Hubschrauber-Einsatz.

765 Menschen wurden vorübergehend in Notschlafstellen oder anderes Ausweichquartiere gebracht. Noch eine Zahl ist beeindruckend: Über den Behördenfunk wurden an einem einzigen Tag 626.000 Gespräche zur Koordinierung der Rettungsmaßnahmen geführt. Kein Wunder, dass auch dieses System – zumindest kurzfristig – ausfiel.

Hilfe von Wien bis Vorarlberg
Die Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität ist groß, wie Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner betonte: So seien mittlerweile Hilfskräfte aus anderen Bundesländern im Einsatz, am Dienstag wurden 15 Züge mit insgesamt 1300 Feuerwehrmännern und -frauen zur Entlastung der niederösterreichischen Kameraden entsandt. „Da ist alles dabei: Wir haben Pumpen der Wiener Berufsfeuerwehr genauso im Einsatz wie Gerätschaften aus Vorarlberg“, dankt Fahrafellner.

Bundesheersoldaten stehen zur Sicherung der Dämme im Assistenzeinsatz. (Bild: BMLV)
Bundesheersoldaten stehen zur Sicherung der Dämme im Assistenzeinsatz.
Mithilfe von Blackhawk-Helikoptern wurde die Zahl der Sandsäcke um 640.000 aufgestockt. (Bild: BMLV/Daniel TRIPPOLT)
Mithilfe von Blackhawk-Helikoptern wurde die Zahl der Sandsäcke um 640.000 aufgestockt.

Zur Sicherung der gebrochenen Dämme entlang der Perschling bei Rust im Tullnerfeld stehen zudem Bundesheersoldaten mit Blackhawk-Helikoptern und geländegängigen Panzerfahrzeugen im Assistenzeinsatz. In 13 Bezirken ist das Militär bei 39 konkreten Einsätzen vor Ort. Die Zahl der Sandsäcke wurde um 640.000 Stück aufgestockt, alleine 50.000 davon über Nacht befüllt, heißt es weiter. 

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