Kein Kollektivvertrag
Kinderbetreuer werfen ihrem Verein Lohndumping vor
In Vöcklabruck fordern die Beschäftigten des Vereins Famos die Einstufung in anderen Kollektivvertrag. Sie werden derzeit nach dem Mindestlohntarif für Tagesmütter und einem 20-prozentigen Zuschlag entlohnt. In der neuen Tarifvariante würden sie rund 150 bis 200 Euro im Monat mehr verdienen.
Mit Lohndumping-Vorwürfen sieht sich der Verein „Aktion Tagesmütter Oberösterreich“ konfrontiert. Konkret geht es um die Bezahlung von Familienbegleitern, die im „Famos“ (Familienorientiertes Service) Vöcklabruck tätig sind. Sie erfüllen im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck Leistungen für die Kinder- und Jugendhilfe und begleiten dabei Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen in den eigenen vier Wänden beim Lernen und bei anderen schulischen Aufgaben.
Ich wüsste nicht, wo wir die Familienbegleiter beim Kollektivvertrag für die Sozialwirtschaft einstufen sollten.
Helga Kempinger, Arbeitsrechtlerin
Das Problem: Ihr Gehalt liegt monatlich zwischen 150 und 250 Euro unter der im Kollektivvertrag für die „Sozialwirtschaft Österreich“ vorgesehenen Summe. Die Belegschaft hat sich deshalb auch schon an die Arbeiterkammer gewandt.
20 Prozent Zuschlag auf Mindestlohn
„Das Schwierige an der Sache ist, dass die Tätigkeit der Familienbegleiter keinem Kollektivvertrag zugeordnet werden kann. Dass dafür auch keine pädagogische Ausbildung notwendig ist, macht die Sache noch schwieriger. Die Situation beschäftigt uns schon viele Jahre. Im Jahr 2015 haben sich zuletzt Anwälte damit befasst“, so Geschäftsführerin und SP-Landtagsabgeordnete Doris Margreiter. Die „Tagesmütter“ seien außerdem auch nicht Mitglied bei der „Sozialwirtschaft Österreich“.
Derzeit erfolgt die Abrechnung nach dem Mindestlohntarif für Tagesmütter. „Eigentlich ist auch dieser Kollektivvertrag nicht anwendbar. Wir lehnen uns nur daran an und zahlen dazu einen Aufschlag von 20 Prozent“, so Arbeitsrechtlerin Helga Kempinger, die beim Verein „Aktion Tagesmütter“ stellvertretende Vorstandsvorsitzende ist. Die Entlohnung der Mitarbeiter sei ordnungsgemäß. „Wir müssen auch über die Runden kommen“, so Kempinger.
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