2240 Niederösterreicher mussten von den Einsatzkräften aus ihren Häusern und Wohnung evakuiert werden. Am Montagabend traf es vor allem das Tullnerfeld. 450 Personen wurden in einem Notquartier untergebracht, das das Rote Kreuz in der Messe Tulln eingerichtet hat. Die „Krone“ war am Dienstag zum Frühstück vor Ort.
Für eine große Halle mit so vielen Menschen ist es in der Messe Tulln erstaunlich ruhig. Die Betroffenen, die am Montagabend nach einem Dammbruch an der Perschling bei Atzenbrugg hierher gebracht werden mussten, sind gefasst. Dienstagfrüh waren noch 230 Schutzsuchende vor Ort. Viele freuen sich, ein warmes Bett und ein Dach über dem Kopf zu haben. Alle sind den Mitarbeitern des Roten Kreuzes, die den Standort betreuen, dankbar.
Mehrtägiger Einsatz
„Wir sind schon seit Freitag hier im Einsatz“, berichtet Bezirkskommandant Martin Koreska. Anfangs war die Notschlafstelle auf 70 Personen ausgerichtet, am Montag dann die Alarmmeldung aus Rust, Langenrohr und Co.: Sieben Orte müssen evakuiert werden! Binnen Stunden wurden die Kapazitäten in der Messehalle auf 1000 Personen aufgestockt, schlussendlich fanden hier 450 Betroffene Zuflucht. „Wir sind hier ständig mit 40 bis 50 Mitarbeitern aus dem ganzen Bezirk und darüber hinaus im Einsatz“, so Koreska, als die „Krone“ bei der Wachablöse nach dem Frühstück vor Ort war.
Doch neben den Feldbetten, in denen die Menschen Zuflucht fanden, und der mobilen Küche, die für das leibliche Wohl sorgt, sind vor Ort die Kriseninterventionsteams im Einsatz. „Man darf den psychischen Stress einer solchen Ausnahmesituation nicht vergessen“, so Koreska.
Zwischen gut gelaunten Familien sitzen immer wieder auch Menschen mit Verbänden, die sich die Tränen nur schwer verkneifen können. Manche sind gereizt, andere haben die Tragweite der Ereignisse noch nicht erfasst. Aber sie alle wissen, dass sich jemand um sie kümmert. Und das ist in dieser Situation wohl das Wichtigste.
Betroffene sind dankbar für die Hilfe
Voll des Lobes für die Organisation vor Ort ist unter anderem Manuel M. aus Langenschönbichl. Der 38-Jährige ist mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern (zwei und fünf Jahre alt) vor der drohenden Gefahr geflüchtet. „Wir haben gehört, dass unser Ort zum Glück von der Flut verschont wurde“, sagt er im Gespräch mit der „Krone“.
Umsonst sei er aber nicht hergekommen, wie er betont: „Sicher ist sicher. Und außerdem ist nicht gesagt, dass jetzt alle Dämme halten“, so Manuel M. Im Laufe des Gesprächs erhält er eine SMS vom Ortsvorsteher: „Wer in Tulln ist, soll dort bleiben. Wir wissen nicht, ob die Straßen später noch passierbar sind.“
„Haben hier alles, was wir brauchen“
In ihren Heimatort kann auch Svitlana H. nicht zurück. Auch sie wurde am Montagabend evakuiert: „Zuerst ist die Feuerwehr durch den Ort gefahren und hat Durchsagen gemacht, später hat dann auch noch die Polizei an jeder Haustür geklopft“, erzählt sie. Also konnte sie mit ihrer siebenjährigen Tochter noch mit dem eigenen Auto nach Tulln ins Messegelände fahren.
„Mir haben viele Freunde und Bekannte geschrieben, ob es mir gut geht“, sagt sie. Einige hätten ihr auch eine Couch angeboten, doch die 31-Jährige hat dankend abgelehnt: „Es gibt Betten, Essen und Trinken, Sanitäranlagen, die Halle ist schön warm. Wir haben hier alles, was wir brauchen.“
Sie will im Notquartier bleiben, bis es wieder sicher ist, nach Hause zu fahren. Und das – so gut umsorgt die Betroffenen hier vom Roten Kreuz auch sein mögen – ist hoffentlich bald.
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