Immobilienmakler Benko

Was lief da mit dem deutschen Teamchef Nagelsmann?

Benko offerierte dem heutigen DFB-Bundestrainer Nagelsmann mehrere Objekte mit Blick auf den Gardasee.

(Bild: Krone KREATIV/APA / EXPA / Johann Groder Associated Press)

Finanzjongleur René Benko wollte dem deutschen Fußballtrainer Julian Nagelsmann im August 2023 eine Villa am Gardasee verkaufen.

Offiziell will René Benko im Signa-Konzern seit dem Jahr 2013 keine operative Führungsrolle mehr ausgeübt haben. Tatsächlich war der umtriebige Finanzjongleur in dem undurchsichtigen Dickicht aus mehr als 1000 Gesellschaften bis kurz vor dem Zusammenbruch Ende 2023 so etwas wie der faktische Machthaber – so sieht es jedenfalls nicht nur die Staatsanwaltschaft. Auch ohne offiziellen Eintrag in das Firmenbuch kontrollierte der Tiroler sein Firmenkonglomerat oft bis ins kleinste Detail: Als Mikromanager kümmerte er sich sogar um die Tischordnung eines Sommerfestes in der Villa Ansaldi am Gardasee.

Mail um 1 Uhr früh: „Servus, du eine Frage ...“
Nun offenbaren Recherchen, dass sich René Benko höchstpersönlich sogar als Immobilienmakler betätigte. Und zwar im August 2023, beim Hotel- und Villenprojekt Eden Gardone, das er dem bekanntesten deutschen Fußballtrainer schmackhaft machen wollte: dem heutigen DFB-Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Julian Nagelsmann trainiert seit September 2023 die deutsche Nationalmannschaft.

(Bild: AFP/APA/Tobias SCHWARZ)

Am Mittwoch, 16. August 2023, meldet sich Nagelsmann, damals noch beim FC Bayern München beurlaubt, kurz nach 1 Uhr nachts beim Immobilienspekulanten:

„Servus, du eine Frage, verkaufst du noch ein Haus am Lago di Garda?“

Benko antwortet nur wenige Stunden später um 5.17 Uhr:

„Guten Morgen!

Ja, wir haben bei uns in Villa Eden Gardone am Gardasee noch zwei Häuser zum Verkauf

Meld Dich einfach, wenn du mehr wissen möchtest

Herzliche Grüße

Rene“

Auszug aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Julian Nagelsmann und René Benko

(Bild: zVg)

Am Samstag, 17. August 2013, meldet sich erneut Nagelsmann.

„Betreff: Häuser

Rene, kannst du mir bitte Infos zukommen lassen?!“

Benko antwortet am Sonntag, 5.30 Uhr:

„Kommt bis morgen Montag - schick mir mal deine Mobilnummer.

Meine lautet: +43664xxxxxxx“

Wenige Tage später, am 23. August 2023, erhält Nagelsmann ein Exposé jener Villen, die verfügbar sind. Benko schreibt:

„Hi Julian!

Anbei findest Du einen Link zu unserer Homepage wo Du Dir die einzelnen Villen anschauen kannst.

Zum Verkauf verfügbar sind die Villa Sphere Ovest, Villa David Chipperfield Nord und Villa Sphere Nord.

Alternativ gibt es auch die Landmark Gardenhouses.

Darüber hinaus findest Du in der Beilage eine Broschüre von der besten Villa.

Schau Dir das mal durch und ruf mich dann an.

Gruß Rene“

Villa Sphere: Einblick in die „Broschüre“, die Benko an Nagelsmann übermittelte

(Bild: zVg )

Benkos Rolle als Vermittler von Gardasee-Immobilien birgt Brisanz. Aus mehreren Gründen. Denn zu dem Zeitpunkt, als sich der deutsche Trainerstar Nagelsmann für das Projekt Villa Eden zu interessieren beginnt und bei Benko anfragt, befindet sich die Liegenschaft noch im Eigentum der Signa Holding. Benko hat damals, am 16. August 2023, bereits alle Hände voll zu tun, die Löcher bei seiner finanzmaroden Signa Gruppe zu stopfen.

Am 17. August 2023 erhält Benko die Absage einer bitter benötigten 400-Millionen-Finanzspritze aus Korea. Daraufhin schreibt er seinem langjährigen Finanzchef bekanntlich eine Mail. In der stand nur ein Wort: „FUCK“. Benko und seine Handlanger könnten nach Ansicht von Ermittlern spätestens da den Anfang vom Ende erkannt haben.

Verschiebung nach Liechtenstein
Am 18. August 2023 setzt Benko jedenfalls alle Hebel in Bewegung, um die Luxusvillen am Gardasee von der Signa Holding in seine diskrete INGBE-Stiftung nach Liechtenstein verschieben zu lassen, mit der er offiziell nichts mehr zu tun haben will. Es passiert gleichsam ein Tauschgeschäft über 46 Millionen Euro, für das sich mittlerweile auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft interessiert:

Die Signa Holding erhält von der INGBE im Gegenzug Aktien der Signa Prime, deren Wert allerdings wenige Monate später, als Insolvenz angemeldet werden muss, gegen null tendiert. Benkos Stiftung hat an diesem 18. August jedoch noch einen schönen Schnitt gemacht. Aus Sicht der Gläubiger in der Signa-Milliardeninsolvenz bedeutet der Tausch dagegen einen Millionenverlust.

Fünf Tage nach diesem von den Kriminalisten mittlerweile genau unter die Lupe genommenen Geschäft, am 23. August 2023, bietet Benko dann die in sein Stiftungsreich verschobenen Gardasee-Villen dem deutschen Startrainer an.

„Viel zu teuer“
Julian Nagelsmann hat allerdings abgewunken. „Krone“-Recherchen ergaben, dass dem heutigen deutschen Bundestrainer die von Benko offerierten Villen „viel zu teuer“ waren.

Aktuell wird die von David Chipperfield entworfene Villa mit vier Schlaf- und sechs Badezimmern von Sotheby’s in Italien um 12,55 Millionen Euro angeboten. Jene des Architekten Richard Meier um 10,98 Millionen.

Kontakt seit 2022
Der direkte Kontakt zwischen Julian Nagelsmann und René Benko bestand wohl seit Jänner 2022. Damals fragte der damalige FC-Bayern-Cheftrainer den Signa-Strippenzieher, ob er eine „tolle Immobilie“ in der Region Kitzbühel oder Wilder Kaiser kenne. Benko verneinte, mit dem Hinweis darauf, dass er in diesem Gebiet nicht unterwegs sei. Zwei Jahre später schlug Nagelsmann dann bei einem Haus in Fieberbrunn im Bezirk Kitzbühel zu.

2022 interessierte sich Nagelsmann übrigens auch für einen Aufenthalt im noblen Chalet N in Oberlech. Dort war Benko offenbar oberster Buchungsbeauftragter. Zumindest für Spezialgäste. Er schrieb: „Hi Julian! Betreffend möglicher freier Slots bei uns im Chalet N einfach mir eine E-Mail schicken – ich check’ dann was geht.“ In seinem Fall würde man „sicher ein verlängertes Weekend finden.“