Vor Todesdrama

Chefingenieur von Titan: „Steige hier nicht ein“

Ausland
17.09.2024 13:55

Mehr als ein Jahr nachdem das Tauchboot Titan auf dem Weg zum Wrack der Titanic implodiert war und fünf Menschen in den Tod gerissen hatte, ist der letzte Funkspruch der Crew veröffentlicht worden. Diese fühlte sich offenbar in Sicherheit. Ganz anderes, wie der Chefingenieur des Gefährts noch Jahre zuvor. Er verweigerte die Pilotfahrt mit den Worten: „Ich steige hier nicht ein.“

Im Juni des Vorjahres kam es im Atlantik zu der Tragödie mit dem Tauchboot des Unternehmens Oceangate: Nachdem der Kontakt zur Titan abgebrochen war, gab es erst Tage später traurige Gewissheit: Alle fünf Insassen waren in den Tiefen des Ozeans gestorben, das Vehikel implodiert.

Die Titan vor dem Unglück (Bild: OceanGate Expeditions / AFP)
Die Titan vor dem Unglück

Letzte Worte des Kapitäns nach oben: „Alles gut hier“
Bei einer Gerichtsanhörung in den USA kamen nun weitere Details ans Licht, die eine Erklärung liefern, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Auch der letzte Funkspruch, den die Mannschaft aus der Tiefe zu dem Mutterschiff an der Wasseroberfläche sendete, wurde thematisiert. Die letzten Worte des Kapitäns nach oben: „Zwei Gewichte abgeworfen. Alles gut hier.“ Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Tauchboot im Begriff war, wieder aufzusteigen.

OceanGate-Gründer Stockton Rush (links) inszenierte sich gern als Elon Musk der Tiefsee. Schnelle Erfolge waren ihm wichtiger als ausgiebige Tests. (Bild: AP)
OceanGate-Gründer Stockton Rush (links) inszenierte sich gern als Elon Musk der Tiefsee. Schnelle Erfolge waren ihm wichtiger als ausgiebige Tests.

Die Anhörung hat das Ziel, „die Fakten rund um den Vorfall aufzudecken“, so der Vorsitzende Jason Neubauer. Man versuche auch, „Fehlverhalten oder Fahrlässigkeit von Seeleuten zu identifizieren“, um „gegebenenfalls eine Empfehlung an das Justizministerium auszusprechen“.

Tony Nissen (Bild: APA/AP)
Tony Nissen

Chefingenieur fühlte sich unter Druck gesetzt
Der Chefingenieur der Titan, der als erster Zeuge befragt wurde, wusste offenbar, dass das experimentelle Gefährt eine Todesfalle werden könnte. Tony Nissen berichtete, dass er unter Druck gesetzt wurde, um das Tauchboot für den Einsatz bereitzumachen. Jahre vor der Tragödie habe er sich wegen Sicherheitsbedenken geweigert, eine Pilotfahrt zu absolvieren.

Bei der Anhörung wurde auch ein Bild des Tauchboot-Wracks gezeigt:

Er habe dem Oceangate-Mitgründer Stockton Rush erklärt: „Ich steige hier nicht ein.“ Er habe den zuständigen Mitarbeitern nicht vertraut. 2019 habe er einen Tauchgang zur Titanic vereitelt, da das Vehikel nicht so funktioniert habe, wie man angenommen hatte. Danach habe er seinen Job bei dem Unternehmen verloren.

Boot von Blitz getroffen: Techniker vermutete Schäden
Er schilderte einen Vorfall aus dem Jahr 2018, als das Tauchboot von einem Blitz getroffen wurde. Nissen befürchtete, dass die Hülle der Titan dadurch beschädigt wurden. Nissen wurde gefragt, ob es ein Drängen gegeben haben, das Tauchboot ins Wasser zu lassen. „Zu 100 Prozent“, erklärte der Ingenieur.

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