Sie retten und helfen bis zur Erschöpfung. Und das ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben! Für eine betagte Frau aus Würmla (NÖ) kam jede Hilfe zu spät. Das fünfte Opfer ertrank mit ihrer „Elli“.
Eindringlich hatten die örtlichen Feuerwehrleute das spätere Opfer gebeten, ihr Haus „aufzugeben“ und sich in Sicherheit bringen zu lassen. Doch Liane P. (81) ließ sich nicht überreden – wohl auch, weil sie dort beinahe ihr ganzes Leben verbracht hatte. Als der nahe Egelseegraben, ein unscheinbares Bacherl, zur reißenden Gefahr wurde, war es dann zu spät.
Mit Zwergpudel ertrunken
„Unsere liebe Nachbarin ist mit ihrer geliebten ‚Elli‘, einem silbergrauen Zwergpudel, ertrunken. So einen Tod hat sie sich nicht verdient“, schildert das vis-à-vis der alten Dame wohnende Paar. Die Leiche der Pensionistin und die des toten Vierbeiners wurde von Florianis aus jenen vier Wänden geborgen, in denen sich die Niederösterreicherin so sicher gefühlt hatte. Berührendes Detail: Im gefluteten Garten der Pensionistin ragt wie ein Mahnmal eine lebensechte Skulptur von „Elli“ aus dem Wasser.
„Müssen Kopf hochhalten“
Die ersten Sonnenstrahlen, die am Dienstag durch die dunkle Wolkendecke drängten, verliehen den Zehntausenden Helfern nicht nur Mut, sondern sind auch ein Hoffnungsstrahl für die Opfer. „Wir haben einen Sturm durchwandert und können jetzt nur den Kopf hochhalten“, blickt Flutopfer Dr. Helmut Faulenbach voraus – in Anlehnung an den berühmten Liverpool-Anfeuerungssong „You’ll never walk alone“, dass man in harten Zeiten niemals alleine sei.
Wie berichtet, musste der Mediziner mehr als 48 Stunden seiner Rettung harren. Es waren unter anderen „Helden des Alltags“ aus dem Salzburger Lungau, die ihren Feuerwehrkameraden in Pottenbrunn (NÖ) zu Hilfe geeilt waren und genau dort – im St. Pöltner Stadtteil – die vom schmutzig-braun schwappenden Nass befreienden Pumpen angeworfen hatten. Doch das war nur ein Schauplatz von Hunderten, an dem sich zeigte, was das Land ausmacht.
Panzer im Einsatz und Friedhof überschwemmt
Denn neben Soldaten im Assistenzeinsatz ist ein Heer der Nächstenliebe von Feuerwehrleuten über Rotkreuz-Sanitäter und Polizeikräfte bis hin zu freiwilligen Helfern der „Füreinand“-Aktion von „Krone“ und Caritas in den Flutgebieten im Einsatz. Ein positives Beispiel von vielen auch aus der Gemeindepolitik: Bürgermeister Michael Strasser aus Weinburg (NÖ) im Pielachtal hatte einen Bergepanzer des Bundesheeres angefordert, um eine bis zuletzt kritisch umtoste Wehr zu sichern.
Schauriges Detail am Rande: Im Nachbarort Obergrafendorf hatte die Flut sogar die Toten erreicht – der Friedhof war völlig überschwemmt. Das Wasser ist inzwischen wieder von den Gräbern gewichen, die Arbeit der Lebenden geht weiter. Indes kehren immer mehr von der großen Flut in Niederösterreich Vertriebene wieder in ihre Häuser zurück. Ein kleiner Schritt zurück zur Normalität.
Der langsame Weg zurück
Nachdem der Sintflutregen im ganzen Land abgeklungen ist und die Pegel sinken, konnte mit den Aufräumarbeiten begonnen werden.
Dabei kommt allerhand Kurioses zum Vorschein: Bei der S-Bahn-Station Weidlingau in Wien bargen Einsatzkräfte ein zerstörtes Auto – Personen befanden sich gottlob keine darin. Indes spülte es von Oberösterreich bis Wien Kürbisse an Land. Die Ernte der Bauern wurde vernichtet, laut Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig lassen sich Schäden noch nicht beziffern. Selbiges gilt für die Infrastruktur, an deren Instandsetzung aktuell hart gearbeitet wird.
Die gute Nachricht vorab: Die größten Autobahnen und Schnellstraßen des Landes waren laut ASFINAG am Dienstag allesamt wieder befahrbar. Bundesstraßen und kleinere Verkehrsadern in Ober- und Niederösterreich waren am Dienstagabend jedoch noch zuhauf für den Verkehr gesperrt.
140 Schiffe gestrandet
Auf dem Wasser geht weiter gar nichts: 140 Schiffe strandeten insgesamt auf der Hochwasser führenden Donau, die bis auf Weiteres für den Bootsverkehr auch tabu bleiben soll.
Auch die Österreichischen Bundesbahnen werken auf Hochtouren, um die von den schweren Unwettern betroffenen Strecken wieder zu öffnen. In Oberösterreich verkehrt die Almtalbahn wieder wie gewohnt, Mühlkreis- und Donauuferbahn sind weiter beeinträchtigt. Prekärer ist die Lage in Niederösterreich: Die ÖBB-Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Valentin blieb, wie die Ost zwischen Wien und Ungarn, gesperrt. Die Südbahn ist dafür befahrbar.
Bei den Wiener Linien atmete man mit den ersten Sonnenstrahlen am Dienstag auf. Schon bald wird der Normalbetrieb im Stadtgebiet wieder aufgenommen.
Um die Mühen aller Fahrgäste für die nächsten Tage zu erleichtern, erkennen übrigens alle Verkehrsbetriebe der Ost-Region (Wien, NÖ, Burgenland) bis einschließlich Sonntag die Tickets der jeweils anderen Betriebe an.
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