Gratis Essen für die Schulkinder im Land – das wünscht sich die „Stimme Österreichs“ von der heimischen Politik. Wir haben beim Bildungsministerium nachgehakt, woran es bei 32 Prozent aller Schulen scheitert und uns das „Vorzeigeland“ Schweden näher angesehen.
Gesund und gratis soll das Mittagessen für unsere Kinder und Jugendlichen in den Schulen künftig im ganzen Land sein. Dreiviertel aller Österreicher sprechen sich laut der Umfrage von Peter Hajeks Unique Research Institut klar dafür aus. Klar ist aber auch: Derzeit geben die Experten unserem Schulessen noch schlechte Noten.
Erst kurz vor der Rückkehr in die Klassen nahm das Forschungsinstitut SIPCAN die Lage an den Schulen unter die Lupe. Das ernüchternde Zeugnis: „An 32 Prozent aller Schulen steht den Schülern aktuell noch kein warmer Mittagstisch zur Verfügung. Bundesweit haben damit über 150.000 Kinder und Jugendliche an Mittelschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen keine Möglichkeit, in der Schule eine warme Mahlzeit zu essen“, heißt es vom Institut. Jeder vierte Schüler ist demnach betroffen.
„Haben mehrmals dazu aufgerufen“
Werte, die man auch im Bildungsministerium wohl nicht so gerne liest. Die Verantwortung für das warme Mittagessen der Schüler liegt tatsächlich aber nicht beim Bund, sondern bei den Ländern. Bildungsminister Martin Polaschek dazu: „Die Bereitstellung der Verpflegung ist Sache des Schulerhalters, als Bund haben wir alle Schulen in ganz Österreich schon mehrmals dazu aufgerufen, ein regionales und gesundes Angebot an Speisen, gerade in Ganztagesschulen, für die Schülerinnen und Schüler bereitzustellen.“
Für mich war es wesentlich, das Thema Ernährung umfassend und auch verbindlich im Unterricht zu verankern.
Bildungsminister Martin Polaschek
Bild: Screenshot APA
Keine Speiseplan-Kontrollen
Eigentlich hat sich Österreich seit letztem Jahr per Nationalem Aktionsplan dazu verpflichtet, Kindern an jedem Schultag eine warme, gesunde Mahlzeit zu garantieren. Doch wirkliche Verbesserungen sind bisher nicht zu sehen – die Politik scheint das Thema nicht zu priorisieren. Eine Problematik, die noch dazu kommt, ist, dass rund zwei Drittel jener Schulen, an denen es die warme Verpflegung bereits gibt, nicht auf eine gesundheitliche Gestaltung ihrer Speisepläne kontrolliert werden.
„Davon sind wir in Österreich weit entfernt“
Ein „Vorzeigeland“ in Sachen Gratis-Mittagessen für Schulkinder ist Schweden – seit den 1970er Jahren gibt das Schulgesetz dort nämlich vor, dass jedes Kind zwischen 7 und 16 Jahren ein kostenloses Mittagessen bekommt – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Finanziert werden die Mahlzeiten durch Steuergelder.
SPÖ-Chef Andreas Babler machte sich im April dieses Jahres ein Bild von diesem schwedischen System: „Davon sind wir in Österreich leider weit entfernt und das möchte ich ändern: mit einer kostenlosen, warmen Mahlzeit für alle Kinder im Kindergarten, der Volksschule und der Sekundarstufe I“, so der Politiker. Laut ihm wäre die Finanzierung der Kosten von rund 920 Millionen Euro durch die Rücknahme der KöSt-Senkung ohne Weiteres möglich.
Ein warmes Mittagessen ist viel mehr als ein Beitrag für ein gesundes Leben. Darum will ich das auch für Österreich.
SPÖ-Chef Andreas Babler
Bild: APA/MAX SLOVENCIK
Nachhaltige Auswirkungen
Laut Babler hätte das Gratis-Mittagessen in Schweden auch nachhaltige Auswirkungen: „Ein gesundes Mittagessen hat in Schweden dazu geführt, dass Kinder öfter ein Studium begonnen haben und um einen Zentimeter größer wurden, als jene ohne Zugang zu kostenlosen Mahlzeiten.“
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