Steiermark

Der stille Charme des Ostens

Reisen & Urlaub
18.09.2024 16:30

Die Oststeiermark protzt nicht mit ihrer Schönheit, drängelt sich nicht in den Vordergrund. Und ist doch bezaubernd. Entschleunigend. Sowie ein kulinarisches Gustostückerl.

Die Oststeiermark will entdeckt werden. Auffen ist ein perfektes Beispiel dafür. Der lieblich gelegene Ort nahe Ilz hat lediglich um die 150 Einwohner – aber im Umkreis von zwei Kilometern eine bodenständige Backhendelstation (neben dem 33 Meter hohen Aussichtsturm, der nach 181 Stufen mit toller Kulisse belohnt), den Straußenwirt Lindenhof mit exquisiter Cuisine (und den prächtigen Vögeln vor der Tür), mit dem Fleck-Heuer eine charmante Buschenschank und den Teichwirt am magischen Gewässer.

„Unser Gasthaus allein hat mehr Sitzplätze als Auffen Einwohner“, schmunzelt Hans-Peter Schneider, der Backhendel-König dort. „Wir sind hier eine richtige kulinarische Nische.“ Und: „Vier Einfahrten aus allen Himmelsrichtungen führen nach Auffen. Wir sagen immer: Wir haben hier für jeden Geschmack etwas, und jeder wird willkommen geheißen und gut bewirtet.“

Letzteres könnte sich wie ein Willkommens-Banner über die Oststeiermark und das Thermen- & Vulkanland spannen. Vieles hier, wie die großartigen Thermenanlagen, steht zu Recht im Scheinwerferlicht, Signifikantes ist ohnehin bekannt. Vieles will in der lieblichen Landschaft, genannt der Garten Österreichs, entdeckt werden. Wie die Buschenschanken, für die zwar eigentlich der steirische Süden in der Auslage steht – bei denen der Osten aber gut mithalten kann.

Da gibt es richtig exquisite. Aber auch solche, bei denen man den Wirten fast im Wohnzimmer sitzt, die überquellende Brettljausn fürs sprichwörtliche Butterbrot kriegt. Solche mit einem atemberaubenden Blick auf die majestätische Riegersburg! Peter Simonischek, den grandiosen Burgschauspieler – Gott hab ihn selig -, ihn zum Beispiel konnte man durchaus einmal in einer seiner Lieblingsbuschenschanken antreffen, unaufgeregt unters Volk gemischt.

Dann gemma halt dem Traktor nach
Es sind auch die Begegnungen, die Menschen, die diese Region ausmachen. Ein älterer Landwirt etwa, respektvoll um den Weg eben zu einer Buschenschank gefragt, weist uns den so: „Schau, a ,Sie‘ gibt’s do bei uns am Laund scho amoi überhaupt net. Und jetzt gehst meim Traktor nach, ich fahr eh umi auf a Mischung.“ Der Weg wurde gefunden.

Manchmal weist ihn auch ein Esel – zwei der grauen Mähnentiere sind die tierischen Stars der „Shopping-Flanier-Tour“: „Cocos“ und „Faxe“ begleiten nämlich ab der Apfelschmiede Dreier, dem Bio-Bauernhof aus den 60er-Jahren, bei einer malerischen Wanderung durch den Naturpark Pöllauer Tal. Ein Fest für die Augen mit einem wunderschönen Panorama. Ein Fest für die Ohren mit den Waldgeräuschen, die man einmal richtig wahrnimmt. Himbeeren, direkt vom Strauch.

Wo der Esel uns Beispiel ist
Des Esels I-ah führt zu so manchem Aha-Erlebnis. Mit der Erkenntnis: Das Langohr lässt sich nicht stressen. Wir sollten das auch nicht tun! Und weil wir das oft, viel zu oft, vergessen, bringt uns die Oststeiermark behutsam auch auf diesen Weg zurück. Slow Tours sind ihre Spezialität. Runterkommen. Mittels Natur & Yoga, Brotbacken lernen, Wanderungen mit Alpakas, Apfelstrudel machen! Für jeden Geschmack etwas.

Auch bei Wanderungen gilt: Für jeden ist etwas dabei. Zu den schönsten zählen die Hochlantsch- oder die Hirschbirnrunde, die sagenumwobene Teufelstein-Tour in den Fischbacher Alpen, mit einem Panorama vom Hochschwab über die Veitsch und Ratsch bis hin zu den sanften Hügeln des Ostens, dem Schöckel. Ganz entzückend auch der „7 Plätze 7 Schätze“-Rundweg ab St. Ruprecht an der Raab, ab der Friedensgrotte unter der Kirchenstiege, der prächtigen Barockkirche. Die Gemeinde selbst ist auch ein besonderes Plätzchen, mit guter Küche, Wohlfühlorten wie dem Garten-Hotel Ochensberger.

Die Römer sind im Weinhof
Und an Spezialitäten gibt es viele: diese ganz speziellen Kräuter aus dem Wechselland, die berühmte Erotik-Perle vom Römer-Weinhof Pöltl in Löffelbach bei Hartberg. Delikaten Senf macht mit viel Liebe Fischerauer in Pischelsdorf, die herrlichen Nudeln mit Eiern glückseliger Hühner der Moarhofhechtl in Haufenreith in Passail. Und die Apfeltrüffel der Konditorei Schwindhackl in Weiz – die sind eine Sünde wert

Charaktervolle Öle lassen sich beim Fandler in Pöllau kosten. (Bild: Steiermark Tourismus / Johannes Geyer)
Charaktervolle Öle lassen sich beim Fandler in Pöllau kosten.

Der Müllermeister selbst führt durch die traditionelle, 500 Jahre alte Poschmühle in Hartberg, zeigt, wie aus Heidenmehl Sterz wird. Unbedingt sollte man auch einen frisch gebrockten Apfel auf der Apfelstraße tatsächlich schmecken und genießen, die Hirschbirnspezialitäten vor allem im schönen Pöllauer Tal; die Bäume machen seit Jahrhunderten das Erscheinungsbild der lieblichen Region so markant. Und in der Ölmühle Fandler in Pöllau bei Hartberg kostet man sich durch flüssiges Gold.

Kirchen, Burgen, stille Plätze, herrliche Radlwege wie die Oststeiermark-Runde durch das Weinland, geheime Tipps wie die „Lost Places Tour nach Waxenegg“, die erstaunlichen Hausfassaden in Hartberg – die Oststeiermark ist eine wunderschöne Region mit stillem Charme. Zum Entdecken. Genießen. Entschleunigen.

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