Neue Angriffswelle

Im Libanon fliegen schon wieder Geräte in die Luft

Ausland
18.09.2024 20:26

Im Libanon herrscht jetzt Alarmstimmung: Nach dem mutmaßlich von Israel koordinierten Pager-Angriff kam es erneut zu zahlreichen Explosionen. Dabei flogen wieder elektronische Geräte wie Pager oder Radios in die Luft. 

Die Angst vor einer großen Angriffswelle ging in Beirut bereits um. Bei den explodierenden Geräten am Mittwoch dürfte es sich erneut um Funkempfänger wie Pager, Walkie-Talkies und Radios der Terrorgruppe Hisbollah handeln, wie auch die Schiitenmiliz bestätigte.

Videos und Bilder in sozialen Netzwerken legen nahe, dass es sich um eine großflächig angelegte Aktion handelt. Das libanesische Gesundheitsministerium zählte bisher 14 Tote und 450 Verletzte, das gesamte Ausmaß der neuen Angriffswelle kann allerdings noch nicht abgeschätzt werden.

Jetzt explodierten Ersatzgeräte
Der gut vernetzte Journalist Barak Ravid berichtete, dass die jetzt explodierenden Geräte bereits Teil der Notfallkommunikation seien. Dabei bezog er sich auf zwei anonyme Quellen. Vor allem der Süden Libanons und Vororte der Hauptstadt Beirut sind betroffen. Eine libanesische Nachrichtenagentur berichtete zudem, dass in mehreren Gebieten auch Solarenergieanlagen explodierten. Verifizieren lässt sich das nicht.

Mindestens eine Detonation fand während einer Trauerfeier in Beirut statt. Hier wurden Hisbollah-Mitglieder betrauert, die der ersten Attacke zum Opfer fielen:

Teil derselben Bestellung?
Die von der Hisbollah verwendeten Walkie-Talkies wurden von der Terrorgruppe vor etwa fünf Monaten gekauft, etwa zur selben Zeit wie die Pager, die am Dienstag explodierten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine Sicherheitsquelle. Augenzeugen in einem südlichen Vorort Beiruts erklärten: „Wir hören die gleichen Geräusche wie gestern.“ Auch die jetzt explodierenden Ersatzgeräte sollen mit Sprengstoff versehen worden sein.

Am Mittwoch teilte der Leiter des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, der libanesischen Nachrichtenagentur NNA mit: „Wir haben mögliche Szenarien für den Fall ausgedehnter israelischer Angriffe vorgestellt.“ Auf eine große Attacke werde sich vorbereitet. Dabei wusste er offenbar nicht, dass eine neue Welle bereits anrollte. Viele Krankenhäuser sind seit Dienstag jedoch völlig überfüllt.

Die Hisbollah machte Israel für die Explosionen der Funkempfänger verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Kurz vor der neuen Explosionswelle bezeichnete Irans Präsident Masoud Pezeshkian die Aktion als „Schande“ des Westens. Israel bekannte sich bisher nicht öffentlich zu den Attacken.

Bereits am Dienstag wurden Pager komplett zerfetzt. (Bild: AFP)
Bereits am Dienstag wurden Pager komplett zerfetzt.

Bei den Explosionen der Pager am Dienstag sind im Libanon rund 2800 Menschen verletzt und mehrere Menschen getötet worden, Hunderte schweben noch in Lebensgefahr. Viele Hisbollah-Mitglieder verloren Gliedmaßen oder wurden aufgrund der Trageweise der Funkempfänger im Becken-, Bauch- und Genitalbereich verwundet.

Unter den Verletzten waren zudem zahlreiche Zivilisten – darunter Kinder. Auch der Botschafter des Iran verlor ein Auge.

Wie könnte es weitergehen?
Politische und militärische Beobachter sahen die erste koordinierte Attacke als Teil eines größeren Plans. Im Moment seien durch die explodierenden Funkempfänger empfindliche Teile der Kommunikation lahmgelegt, sind sich Experten sicher. Das würde den Boden für einen großflächigen Angriff oder einen Einmarsch in den Libanon bereiten. Die neue Welle vom Mittwoch nährt diese Annahme.

Israels Verteidigungsminister Joav Gallant hielt am Mittwoch vor Truppen der Luftwaffe eine Ansprache. Er befand, der Krieg würde in „eine neue Phase“ eintreten, ohne die Anschläge im Libanon explizit zu erwähnen. Der Schwerpunkt des Nahostkonflikts würde sich weg vom Gazastreifen Richtung Norden konzentrieren. An die Grenze zum Libanon würden Truppen und Ressourcen verlegt.

Dieser neue Abschnitt erfordere „Mut, Entschlossenheit und Ausdauer“ und sei Teil der Bemühungen, geflüchtete Israelis in ihre Häuser im Norden zurückkehren zu lassen. Seit dem Oktober-Massaker der Hamas und dem Beginn des Gaza-Krieges kommt es im libanesisch-israelischen Grenzgebiet beinahe täglich zu Raketenangriffen der Hisbollah.

Gallant lobte zudem die Arbeit der israelischen Armee und der Sicherheitsbehörden. Seine Analyse: „Die Ergebnisse sind sehr beeindruckend.“ Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu veröffentlichte nach der neuen Angriffswelle einen kurzen Videoclip. Auch er bekräftige, dass Israels Prioritäten nun vermehrt im Norden liegen würden. Sein Generalstabschef ließ mitteilen: „Wir haben noch viele Fähigkeiten, die wir bisher noch nicht eingesetzt haben.“

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