Böheimkirchen im Bezirk St. Pölten ist einer jener Orte, der besonders hart von der Flut betroffen wurde: Nun hat das Aufräumen begonnen. Die „Krone“ machte sich ein Bild vor Ort.
„Zusammenhalten und Anpacken“ lautet derzeit die Devise. Mit dem Zurückweichen der Wassermassen hat das große Aufräumen begonnen. Keller müssen entleert und Schäden begutachtet werden. Die Solidarität unter den Menschen ist groß. „Jetzt beginnt erst die Arbeit“, erklärt Familie Zoka-Svoboda.
Die Betreiber des „Smart Liv‘in“-Hotels haben in den Stunden der Not schnell gehandelt. Am Parkplatz fanden die Autos der benachbarten Siedlung Unterschlupf, die Zimmer wurden kostenlos für Hochwasseropfer zur Verfügung gestellt.
„Manche haben alles verloren“, so Juniorchef Christian. Eine Frau konnte sich nur mit den nassen Kleidern am Leib retten. In den darauffolgenden Stunden galt es den Betroffenen vor allem Trost zu spenden. Denn bis in Böheimkirchen die Spuren der Verwüstung, die das Hochwasser am Sonntag angerichtet hat, beseitigt sind, wird es wohl noch viele Wochen dauern.
Von der Heizung, über den Server bis hin zum Lager – der Schaden ist noch nicht absehbar. Aber wir haben zum Glück noch ein Zuhause.
Viktoria Anzenberger, Glaserei Anzenberger in Böheimkirchen
Bild: Molnar Attila/Attila Molnar
Wie aus dem Nichts überraschten unbändige Fluten die 5200-Seelengemeinde im Bezirk St. Pölten. „Das Wasser kam von drei Seiten gleichzeitig“, schildert eine Anwohnerin der Eichbachsiedlung beim Lokalaugenschein der „Krone“. Vor den Häusern stapeln sich hier die „Müllberge“. „So etwas haben wir noch nicht erlebt. Alles ist kaputt“, erzählt Evelyn Sturzeis, während sie ihre wasserdurchtränkten Habseligkeiten aus den Tiefen des Kellers befördert.
Es ist einfach schrecklich, alles ist weg. Aber die Leute helfen zusammen, die Solidarität ist groß. Auch der Fußballverein hilft mit.
Evelyn Sturzeis, Anrainerin in der Eichenbach-Siedlung in Böheimkirchen
Bild: Molnar Attila/Attila Molnar
Schon 2002 wurde man hier vom Hochwasser getroffen – damals kam man noch glimpflich davon. „Dieses Mal konnten wir nur mehr zuschauen, alles andere wäre lebensgefährlich gewesen“, so eine Nachbarin. „Es kam wie ein reißender Fluss von allen Seiten. Mittendrin schwammen unzählige tote Schweine, es war einfach furchtbar“, erinnert sich Sturzeis. Die Tiere wurden durch die Flut von einem nahe gelegenen Bauernhof mitgerissen und getötet.
Den Schaden noch nicht beziffern können auch Viktoria und Peter Anzenberger. Ihr Glasereibetrieb wurde vom Hochwasser schwer getroffen. „Plötzlich war überall Sirenengeheul, da bekommt man es mit der Angst zu tun. Wir sind in den oberen Stock geflüchtet“, so die Firmenchefin. Im kommenden Jahr feiert der Betrieb sein 150-Jahre-Jubiläum: „Aufgeben ist keine Option“, blickt Anzenberger zuversichtlich in die Zukunft. „Es gibt viele, die es weitaus schlimmer getroffen hat“, lautet der Tenor unter den Betroffenen.
Die Pumpen dröhnen unaufhörlich. Unzählige Keller müssen nach den verheerenden Unwettern der vergangenen Tage erst wieder geleert werden. Die alles entscheidende Frage in diesen Stunden lautet: Wohin mit dem ganzen Wasser? Denn Böden und Kanäle sind voll. „Jetzt fängt erst die richtige Katastrophe an“, erklärt Thomas N. Er und seine Familie sind eine der Leidtragenden im schwer vom Hochwasser betroffenen Pottenbrunn in St. Pölten.
Der 33-Jährige konnte am Sonntag seine Großeltern vor den Fluten in Sicherheit bringen. „Ich habe sie eigenhändig rausgetragen. Das Wasser ist unaufhörlich gestiegen. So als würde man eine Badewanne einlassen. Der ganze Ortsteil war nur mehr ein einziger See“, schildert der Mann die Geschehnisse.
Wie soll es jetzt weitergehen? „70 Zentimeter hoch stand das Wasser. Das Haus ist unbewohnbar, vermutlich auch nicht mehr zu retten“, so der 33-Jährige. Für seine über 80-jährigen Großeltern ein absolutes Drama.
Rund 80 Mann der Feuerwehr sind am Tag danach immer noch im Einsatz. „Es herrscht Ausnahmezustand. Wir sind heute um fünf Uhr Früh aus Neunkirchen angereist, um zu helfen“, erklärt Einsatzleiter Johann Hödl. Eine Straße weiter unterstützen Kameraden aus Salzburg die heimischen Florianis. Doch solange das Grundwasser nicht sinkt, kämpfen sie hier auf verlorenem Posten.
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